Der Komponist hatte neben seiner Tätigkeit als Musikschulleiter ein Jahr an der Verwirklichung dieses multimedialen Projekts gearbeitet und hatte dabei mit dem Computerexperten Michael Armingeon die Bildeinblendungen abgestimmt und mit dem Dramaturgen Franz Xaver Ott die szenische Einrichtung besorgt. Symphonie bedeutet ihm dabei eine Kombination von elektronischen Klängen, Bild, Sprache und Live-Musik, Letztere vertreten durch Jochen Feucht, Saxofon und Bassetthorn, Joachim Gröschel, Vibrafon, Arnold Grieshaber, Gitarre, sowie Stefan Barthel, Fagott.
Ausgangspunkt für die Komposition ist der Klangcharakter der Glocken Mössingens und seiner Nachbarorte sowie deren symbolische Bedeutung. In einem ersten Teil entsteht aus den neun stärksten Obertönen der vier Peter- und Paulskirchenglocken das kompositorische Material, das - beschleunigt und verzögert, vorwärts und rückwärts, sowie hoch und tief, laut und leise gespielt - fantasievolle Veränderungen durchlief. Dabei erwiesen sich die rein elektronischen Passagen innerhalb der acht Szenen als nicht weniger aussagekräftig.
Der zweite Teil führt von den vier Glockentönen mehr ins illustrative Kommentieren der sieben Szenen um Weltprobleme wie Hunger, Wasser, Krisen, Kriege oder den Treibhauseffekt. Hier gelang eine weitere Verdichtung. Die transparente und luzide Besetzung hatte sich aus Schnitzers Denken als Gitarrist ergeben und erwies sich, vollends in der präsent engagierten Interpretation dieses Ensembles, als ideal kompatibel.
Die variative Veränderung minimalistischer Motive schuf zudem ein lebendiges Fließen mit immer wieder überraschenden Kombinationen. Dem kompositorisch treffenden Humor entsprachen die Projektionen konkreter und abstrakter, auch vibrierender Bildfolgen auf den beidseitigen Projektionswänden: gleitende Porträtdarstellungen verschiedener Lebensalter mit Übergängen in verschiedene Personen im Zeitraffer - oder auch angebissene Äpfel, die unter anderem die Farbe Blau durchlaufen.
Unausweichliche Nähe entstand durch den Vortrag von Kindertexten wie »Gott hat uns gratis geschaffen« oder auch »Indien ist nicht zum Lachen« durch die beiden Sprecher Linda Schepps und Oliver Moumouris.
Die Bestandteile, die ob ihrer Substanz und ihres klaren Profils nahtlos ineinandergriffen, sind auch Ausdruck einer gelungenen Zusammenarbeit, die hier unaufdringlich in ein nachdenkliches Finale ausklang. (GEA)