TÜBINGEN. Es ist bei Weitem nicht der erste Preis, den Christopher Schlunk und Iris Pelz bekommen. Als weltweit tourendes Artistik-Duo Chris Iris sind die Tübinger beispielsweise auch schon beim Pariser Festival Mondial du Cirque de Demain mit einer Silbermedaille geehrt worden. Dass sie nun den Kleinkunstpreis Baden-Württemberg erhalten - die Preisverleihung ist am 22. Oktober im Reutlinger Kulturzentrum franz.K -, freut sie aber besonders. »Es ist schön, weil der Preis von dort kommt, wo wir zu Hause sind«, sagt Iris Pelz. Auch würden sie als Künstlerin und Künstler insgesamt und nicht für eine einzelne Produktion ausgezeichnet. Christopher Schlunk findet gut, »dass damit auch der zeitgenössische Zirkus als Kunstform geehrt wird«.
Christopher Schlunk, der in Tübingen aufgewachsen ist und beim Kinder- und Jugendzirkus Zambaioni früh Manegenluft schnupperte, und Iris Pelz, die aus Kassel stammt und bei der der Kinder- und Jugendzirkus Rambazotti hieß, lernten sich an der Academy for Circus and Performance Art im niderländischen Tilburg kennen, wo sie 2011 ihren Abschluss machten. Seitdem haben sie weltweit mit bekannten Kompanien gespielt, von Schweden über Kanada bis Australien. Als Mitbegründer des Kollektivs Common Ground waren sie auf Festivals des zeitgenössischen Zirkus unter anderem in Belgien und den Niederlanden zu sehen.
Poetisch und originell
Erste Preise heimsten sie mit ihrer innovativen Nummer »Das Mikrophon« ein und entwickelten 2020/21 als erste abendfüllende Produktion im Duo das Stück »Gap of 42«, das sie in zehn Ländern mittlerweile über 170 Mal gespielt haben. Auch bei der Preisverleihung am 22. Oktober in Reutlingen werden sie Ausschnitte daraus zeigen. Sie verbinden darin Hand-auf-Hand Akrobatik mit »Physical Theatre«, Tanz und Figurenspiel, humorvoll, poetisch und originell.
Der Titel »Gap of 42« hebt auf den Größenunterschied zwischen Chris und Iris ab. Die beiden trennen 42 Zentimeter (und, wie es heißt, auch 42 Kilogramm an Gewicht). Drei Holzkisten gleichen den Größenunterschied im Stück aus und werden zum Spielpartner. Der Reiz ist, dass das Duo in seinem Spiel philosophische Fragen aufwirft, dass absurde und magische Momente entstehen. Selten habe man ein Tanz- oder Artistikpaar gesehen, das die großen Themen des Seins so subtil, so poetisch darstelle, lobte ein Pressekollege. Anne-Kathrin Klatt hat das Figurenspiel, Laura Börtlein den Tanz gecoacht.
Premiere in Karlsruhe
Iris Pelz und Christopher Schlunk sind vor vier Monaten Eltern einer Tochter geworden und wollen daher erst einmal wieder mehr Zeit in Tübingen verbringen. Wo sie demnächst auch ihr zweites abendfüllendes Stück, »V_rst_ll_ng«, präsentieren. »Vorstellung«, ohne Vokale geschrieben. Der Titel ist bewusst mehrdeutig gehalten. Es geht um Vorstellung als Show und als Imagination. »Außerdem stellen wir uns als Künstler vor«, erklärt Iris Pelz. Nach der Premiere am 14. November im Kulturzentrum Tollhaus in Karlsruhe ist das Stück an zwei Abenden, am 23. und 24. November, im Tübinger Sudhaus zu sehen.
Veranstaltungsinfo
Das Duo Chris Iris tritt am 22. Oktober um 19 Uhr bei der Verleihung des Kleinkunstpreises Baden-Württemberg im Reutlinger Kulturzentrum franz.K auf. Ihr zweites abendfüllendes Duostück »V_rst_ll_ng« zeigen Iris Pelz und Christopher Schlunk am 23. November um 20 Uhr und am 24. November um 19 Uhr im Tübinger Sudhaus. (GEA)
Waren sie in früheren Jahren für Produktionen über die Weihnachtstage oder für Dinnershows gebucht, treten sie diesmal bewusst kürzer, um mehr Zeit für die Familie zu haben. »Unsere nächste Herausforderung ist es, da die richtige Balance zu finden«, sagt Christopher Schlunk. Denn natürlich genießen sie es auch, unterwegs zu sein und die Welt zu sehen. Wobei sie die Wartezeiten auf den Flughäfen erst einmal nicht vermissen. In einem Flightcase, einer großen Kiste also, reist alles mit, was sie für »Gap of 42« brauchen: Holzkisten, Jonglierbälle, eine Flasche Magnesia, Akrobatikschuhe, kleine Lampen. Mit dem Stück wollen sie auch in Zukunft touren. Von »V_rst_ll_ng«, das zeitgenössischen Zirkus mit Sprache verbindet, soll es später auch eine englische Version geben. (GEA)