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Lieder über die Liebe: Ursula Heller und Veit Erdmann im Reutlinger Pappelgarten

Einen Abend voller Frühlingsgefühle in Liedform bescherten Ursula Heller und Veit Erdmann-Abele dem Publikum im Reutlinger Pappelgarten. Fragt sich nur, was damit ein Bumerang zu tun hatte.

Mit viel Hingabe bringt Ursula Heller die Lieder über die Liebe rüber. Veit Erdmann begleitet dezent.
Mit viel Hingabe bringt Ursula Heller die Lieder über die Liebe rüber. Veit Erdmann begleitet dezent. Foto: Armin Knauer
Mit viel Hingabe bringt Ursula Heller die Lieder über die Liebe rüber. Veit Erdmann begleitet dezent.
Foto: Armin Knauer

REUTLINGEN. Die Bäume blühen, die Vögel zwitschern - die Frühlingsgefühle erwachen. Denen gaben Ursula Heller und Veit Erdmann-Abele am Ostermontagabend im Pappelgarten musikalisch Raum - sie als Sopranistin, er am Flügel. Lieder über die Liebe waren angesagt in der noch jungen Reihe »Tafelmusik«, die einmal im Monat Klassik bietet in der ansonsten für Jazz, Rock und Pop bekannten Location am Friedhof Römerschanze.

Das Thema fassten die beiden erfrischend frei an. Entdeckerlust und Naturerleben fielen darunter in zwei Stücken von Schumann. Bei Herzog Heinrich ist es die Liebe zur Vogeljagd in Carl Loewes berühmter Ballade. Später rückt in Filmschlagern und Operetten-Hits des Gauners Traum vom ehrbaren Leben in den Fokus, die Bewunderung für den Vater im Zirkusmilieu (»Oh, mein Papa ...«) oder die Liebe zum einfachen Leben: »Nur ein Zimmerchen irgendwo, wäre das nicht wunderbar?«, trällert Ursula Heller, und Veit Erdmann begleitet dezent-verschmitzt.

Mailust und Veilchenklage

Die Liebe zwischen Mensch und Mensch kommt nicht zu kurz. Mit Beethoven besingt Heller sie als Huldigung an »des Lebens holden Mai«, mit Mozart aus der unschuldigen Perspektive eines Blümleins (»Es war ein herzigs Veilchen...«) oder Vögeleins. Beim Operettenkönig Franz Lehár ist man über derlei Verklausulierungen hinaus. Da lädt der junge Galan die Auserwählte ganz unverblümt zum gemeinsamen Wandern ein - mit Aussicht auf ein Schäferstündchen in der Natur.

Ursula Heller bringt diese Lieder, Chansons und Schlager mit viel Herzblut rüber. Ihr kraftvoller Sopran hat hier und da ein paar Härten, ist aber sauber geführt. Die Höhen und Tiefen singt die Interpretin gleichermaßen beherzt an. Sie lässt die Spitzentöne strahlen, gönnt den tieferen Lagen Kraft und Wärme, sie legt viel Temperament und Gefühl in die Stücke. Ein Augenzwinkern ist oft auch dabei, etwa in drei Liedern von Morgenstern und Ringelnatz, die Veit Erdmann vertont hat. Was das Ringelnatz-Stück über einen zu lang geratenen Bumerang mit der Liebe zu tun hat, bleibt etwas rätselhaft - »es ist einfach so, dass ich diese Stücke von Erdmann so liebe«, klärt die Sängerin auf.

Das Publikum summt mit

Die klassischen Stücke stellt das Duo klar konturiert und wohlausgewogen in den Raum. Veit Erdmann begleitet einfühlsam und zurückhaltend. Das letzte Drittel widmet sich Chansons, Schlager, Folk- und Musicalsongs. Des Öfteren summt das Publikum hier beseelt mit, etwa bei »Somewhere Over The Rainbow«. Da darf man träumen: von bunten Märchenwelten, vom Frühling - und natürlich auch von der Lieben. (GEA)