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Landesjazzfest in Tübingen startet mit Trio Shalosh im Sudhaus

Das israelische Trio Shalosh bietet zum Auftakt des Landesjazzfestivals im Tübinger Sudhaus Jazz mit Ausdruck und Gefühl.

Das israelische Trio Shalosh eröffnete kongenial das Tübinger Landesjazzfestival.
Das israelische Trio Shalosh eröffnete kongenial das Tübinger Landesjazzfestival. Foto: Jürgen Spieß
Das israelische Trio Shalosh eröffnete kongenial das Tübinger Landesjazzfestival.
Foto: Jürgen Spieß

TÜBINGEN. Da ist den Veranstaltern des erstmals in Tübingen ausgetragenen Landesjazzfestivals am Mittwochabend ein echter Coup gelungen. Konnten sie doch zum Auftakt das für seine große Bandbreite bekannte Trio Shalosh aus Tel Aviv verpflichten. Pianist Gadi Stern, Kontrabassist David Michaeli und Schlagzeuger Matan Assayag verknüpfen nicht nur kongenial Elemente des Pianojazz mit Rock- und Popanleihen, sie beleuchten auch Stücke von David Bowie, A-ha oder Nirvana völlig neu durch die Jazzbrille. Und sie bescherten den Festivalveranstaltern vom Jazzclub Tübingen und den gut 300 Jazzfans im Sudhaus ein so innovatives wie außergewöhnliches Konzert.

Bevor das israelische Trio die Bühne enterte, bedankte sich Veranstalter Martin Trostel, seit 2012 Vorsitzender des Jazzclubs, bei seinem ehrenamtlichen Team und den Sponsoren, »ohne die wir dieses Festival nicht hätten stemmen können«. Dr. Gundula Schäfer-Vogel, die neue Tübinger Kulturbürgermeisterin, betonte die Fähigkeit des Jazz, »sich immer wieder neu zu erfinden«. Und Arne Braun, Staatssekretär im Wissenschafts- und Kunstministerium des Landes, konnte sich »für dieses Festival kaum eine bessere Botschaft vorstellen als 'jenseits aller Grenzen'«. Lautet das Festivalmotto doch »Beyond Borders«.

Spannende Klangexpeditionen

Beim anschließenden Auftritt von Shalosh steht denn auch die Suche nach neuen Sounds im Vordergrund. Daneben kommt im voll besetzten Sudhaus das Melodische, die Sehnsucht nach Freiheit und Spontaneität nie zu kurz. Von Beginn an perlt es locker und dicht, geht die Musik immer wieder auf einfache, liedhafte Grundmuster zurück. Und schlicht, ohne einen Ton zu viel ist das israelische Trio noch da, wo sich die Klangexpeditionen energisch weiten. Der Kontrabass von David Michaeli singt fast wie eine E-Gitarre; das Schlagzeug von Matan Assayag sondiert unerhörte Farben; und Gadi Sterns Flügel füllt sich mit Geräusch. Diese Musik ist ganz von heute.

Das Beeindruckendste ist jedoch die Lockerheit des Trios, gepaart mit Virtuosität. Immer wieder werden die wuchtigen Akkorde mit locker eingestreuten Zitaten gefüllt. Mal gehen die drei mit der berührenden Ballade »Three Sisters« spazieren, feiern eine ausgelassene Hochzeit im »Wedding Song«, beschwören in »Breed« Nirvanas »Teen Spirit« oder überführen den Popsong »Take on me« von A-ha in einen neuen Aggregatzustand. Die lyrisch zarten, aber auch die elektrisch verzerrten Mid-Tempo-Nummern erheben nicht den Anspruch, stilistisch konsequent zu bleiben; sie werden vielmehr durch eine persönliche Ausdrucksfähigkeit ergänzt.

Appell für Frieden

Das Trio aus Israel will an diesem unvergesslichen Abend, der nach gut 90 Minuten und zwei weiteren Zugaben mit stehendem Applaus endet, nicht nur leise klingen und schön und geschmackvoll, sondern auch komplex, unerhört, zerrissen. Das gelingt David Michaeli, Matan Assayag und Gadi Stern, der sich in einem kurzen politischen Statement »Frieden und Gesundheit für alle Menschen wünscht«, in beeindruckender Weise. (GEA)