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Kunstmuseum Basel zeigt Malerei schwarzer Künstler

Nicht nur bei der Biennale Venedig hat Kunst aus Afrika ihren großen Auftritt. Das Kunstmuseum Basel zeigt nun eine große Schau mit Malerei schwarzer Künstler. Von denen kommen längst nicht alle aus Afrika.

Beste Stimmung beim Festvolk: »The Birthday Party« von Esiri Erheriene-Essi.
Beste Stimmung beim Festvolk: »The Birthday Party« von Esiri Erheriene-Essi. Foto: Jorge M. Pérez Collection
Beste Stimmung beim Festvolk: »The Birthday Party« von Esiri Erheriene-Essi.
Foto: Jorge M. Pérez Collection

BASEL. Die großen Namen der Kunstgeschichte haben ganz überwiegend einen europäischen Klang: Rembrandt. Velazquez. Van Gogh. Picasso. Seit dem Abstrakten Expressionismus der New York School stammen prominente Künstler auch aus den USA. In der Gegenwart erlangten nicht zuletzt asiatische Künstler Weltruhm, man denke an Ai Weiwei. Aber afrikanische Kunst? Gibt es die überhaupt?

Und ob! Die ethnografische Kunst afrikanischer Skulpturen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Moderne inspirierte, kennt jeder. Mittlerweile gibt es auf dem schwarzen Kontinent aber auch längst eine lebendige Kunstszene auf dem Feld der Malerei. Die Ausstellung »When We See Us« im Kunstmuseum Basel legt den Fokus auf figurative Malerei der letzten hundert Jahre. Übernommen hat das Museum die Schau aus dem Zeitz Museum of Contemporary Art Africa in Kapstadt.

Ausstellungsinfo

Die Ausstellung »Wen We See Us. Hundert Jahre panafrikanische figurative Malerei« ist bis 27. Oktober im Kunstmuseum Basel, St.-Alban-Graben 8, zu sehen. Geöffnet ist Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr. (GEA)
https://kunstmuseumbasel.ch

Bis zum Bersten voll vom Erdgeschoss bis zum zweiten Stockwerk, ist das Museum mit afrikanischer Malerei, auch wenn am Rheinknie anstelle der in Kapstadt gezeigten rund 200 »nur« gut 150 Werke von knapp 120 schwarzen Künstlern zu sehen sind. Zu einem beträchtlichen Teil handelt es sich dabei um großformatige bis wandfüllende Bilder. Neben Gemälden afrikanischer Künstler stammt eine nicht unerhebliche Zahl von Exponaten von Afroamerikanern – etliche auch von Künstlern aus Brasilien und der Karibik.

Blick auf sich selbst

Der Ausstellungstitel paraphrasiert den Titel einer Netflix-Serie, der da lautet: »When They See Us« (dt. »Wenn sie uns sehen«). Sie handelt von schwarzen Jugendlichen, die bei der weißen Gesellschaft auf Ablehnung stoßen. Die Änderung von »They« in »We« – also von »sie« in »wir« – bedeutet eine Änderung der Perspektive. Jetzt geht es um Sichtweisen von Afrikanern selbst: um den Blick auf sich und darin um eine Korrektur verzerrter und diskriminierender Wahrnehmungsweisen.

Poppige Signalfarben: »Que Se Chama Amor« (dt. »Was sich Liebe nennt«) von Zéh Palito.
Poppige Signalfarben: »Que Se Chama Amor« (dt. »Was sich Liebe nennt«) von Zéh Palito. Foto: Simoes de Assis/Luce Gallery
Poppige Signalfarben: »Que Se Chama Amor« (dt. »Was sich Liebe nennt«) von Zéh Palito.
Foto: Simoes de Assis/Luce Gallery

Die Ausstellung transportiert so ein neues Selbstbewusstsein und unterstützt eine Art Selbstermächtigung schwarzer Menschen. Die sechs Kapitel haben Themen wie »Alltag«, »Sinnlichkeit« oder »Spiritualität«. Gleich das erste trägt die Überschrift »Triumph und Emanzipation«. Im Jahr 2000 zollt Chéri Samba malend Bildhauern Respekt, deren Skulpturen er in der Sammlung des Völkerkundemuseums der Universität Zürich gesehen hatte. In einem weiteren Bild lässt er eine Schwarze in einem Ruderboot symbolisch den Globus über eine Wasserfläche transportieren.

Unkonventionelle Bildsprache

Die Südafrikanerin Mmapula Mmakcabo Helen Sebidi entfaltet in ihrem wandfüllenden Gemälde »Who Are We And Where Are We Goin?« (dt. »Wer sind wir und wohin gehen wir?«) in großartig-unkonventioneller Bildsprache ein Panorama der Geschichte der Befreiung. Chéri Chérin wiederum zeigt in »Obama Revolution« ein strahlendes Ehepaar Obama mit dem Schlüssel ins Weiße Haus - umgeben von prominenten Schwarzen wie einem lächelnden Nelson Mandela.

Klinikszene von George Pemba von 1979.
Klinikszene von George Pemba von 1979. Foto: ProLitteris Zürich
Klinikszene von George Pemba von 1979.
Foto: ProLitteris Zürich

Szenen aus dem Alltag führen in einem Bild des Sambiers Petson Lombe aus dem Jahr 1981 in ein Südafrikanisches Township. Einen »Tag in der Stadt« zeigt der kongolesische Künstler Moké. Vieles packt er in das Gemälde: einen überfüllten Bus; ein Unfallgeschehen; eine im Vordergrund sich vergnügende herausgeputzte Gesellschaft. Rein malerisch eine Freude ist sein essendes und trinkendes »Paar am Tisch« von 1981. Aber auch Bilder wie »Abend an der Ecke« von 1942/43 des Südafrikaners Gerard Sekoto oder Jeremiah Quarshies ungeheuer präsente, selbstbewusst frontal aus dem Bild blickende »Auntie Dedei« von 2016, die mit riesigen Schüsseln auf dem Schoß auf gelben Plastikkanistern thront.

In quirligem, leicht karikaturistisch angehauchtem Realismus führt uns der Südafrikaner Eric Ndlovu eine vielköpfige Szene in der »Buffalo Bill Bar« (1980) in Nairobi vor Augen – ein ausgelassenes Neben- und Miteinander von Schwarz und Weiß und weiteren Hautfarben. Tatsächlich ist dieses Lokal ein »Treffpunkt von Angehörigen aller Nationen«, wie der Titel ausführt. Werke wie das eindrucksvolle und originelle Frauenporträt »Teju« (2019) des Ghanaers Amoako Boafo oder das »Bildnis Yoei William« seines Landsmanns Otis Kwame Kye Quaicoes könnten in jedem Museum der Welt bestehen. (GEA)