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Aktuell Interview

»Krone der Schöpfung«: Andreas Hofmeir über die Tuba, mit der er nach Dettingen kommt

In der Bläserszene ist Andreas Martin Hofmeir ein Star. Kein Wunder, sein Instrument, die Tuba, macht was her. Und ist Instrument des Jahres 2024. Vor seinem Auftritt mit dem Quartett European Tuba Power am 3. Mai um 20 Uhr in der Dettinger Schillerhalle hat er sich dem GEA-Interview gestellt.

Hofmeir trennt sich auch im Urlaub nicht von seinem Instrument.
Hofmeir trennt sich auch im Urlaub nicht von seinem Instrument. Foto: Philippe Gerlach
Hofmeir trennt sich auch im Urlaub nicht von seinem Instrument.
Foto: Philippe Gerlach

DETTINGEN. Andreas Martin Hofmeir kommt diesen Freitag, 3. Mai, mit dem Tuba-Quartett European Tuba Power in die Dettinger Schillerhalle. Was ihn an seinem ausladenden Instrument fasziniert, verriet er dem GEA im Interview.

Warum hat es die Tuba verdient, dass sie endlich »Instrument des Jahres« geworden ist?

Andreas Martin Hofmeir: Mit Verlaub, ist hier nicht eher die Frage, warum die Tuba nur Instrument des Jahres und nicht des Jahrzehnts, ach, was sage ich, des Jahrhunderts sein soll?

Zur Person

Andreas Martin Hofmeir, Jahrgang 1978, ist im oberbayerischen Geisenfeld aufgewachsen und lernte als Kind erst Klavier und Tenorhorn. Mit zwölf kam er zur Tuba, die er in Berlin, Stockholm und Hannover studierte. 2004 bis 2008 war er Solotubist im Bruckner Orchester Linz. 2005 holte er als erster Tubist überhaupt den Preis des Deutschen Musikwetbewerbs. 2013 erhielt er einen Echo Klassik als Instrumentalist des Jahres. Seit 2006 hat er eine Professur für Tuba am Mozarteum Salzburg. Von 2007 bis 2014 war er Tubist der Gruppe LaBrassBanda. Er spielt in verschiedenen Kammermusik-Ensembles, unter anderem bei European Tuba Power. Außerdem steht Hofmeir als Kabarettist auf der Bühne und schreibt die Programme dazu. (GEA)

Wie sind Sie denn persönlich an die Tuba geraten?

Hofmeir: Ich würde Ihnen gerne eine romantische Geschichte erzählen, aber die Wahrheit ist wie bei den meisten Tubistenkollegen: Ich wurde bereits im jugendlichen Alter aufgrund akuter Besetzungsnot in der Kapelle zwangsversetzt. Die Liebe zum Instrument kam dann erst auf den zweiten Blick, als ich erkennen durfte, dass die Tuba eigentlich die Krone der Schöpfung ist, quasi der letzte Schrei der Instrumentenbaukunst.

»Die Tuba ist der letzte Schrei der Instrumentenbaukunst«

Welche berühmten Musikstücke wären ohne die Tuba undenkbar?

Hofmeir: Ja, was wäre denn der »Ring« von Wagner, wenn der Wurm sich nicht so gefährlich schleimig winden würde? Oder Prokofjews »Liebe zu den drei Orangen«: Würde die Köchin da nicht so fürchterlich furzen, wären die Orangen schon im ersten Akt geöffnet und die Oper aus.

Welche Musikstücke würden viel besser klingen, würde man sie auf einer Tuba spielen?

Hofmeir: Auch wieder eine ganz falsch gestellte Frage! Es müsste heißen: Welche Musikstücke klingen im Original tatsächlich besser als mit der Tuba. Und da fällt mir jetzt tatsächlich gar keins ein.

Sie treten in Dettingen mit einem Quartett aus vier Tubisten aus. Was macht den Reiz dieser Kombination aus?

Hofmeir: Das ist in vielerlei Hinsicht besonders, sind wir Tubisten im Orchester doch eigentlich immer alleine. Dabei wären wir so gesellig. Endlich mal mit lieben Kollegen gemeinsam auf der Bühne zu sitzen, ist schon ein Highlight. Und dann sind es ja nicht nur liebe Kollegen, sondern die besten, die Creme de la Creme. Da ist spielerisch einfach alles möglich, da geht die Post ab.

»Endlich mal mit lieben Kollegen zusammen auf der Bühne sitzen«

Ihr Repertoire reicht von Klassik bis Rock. Was spielt sich besser auf vier Tuben - Mozart oder AC/DC?

Hofmeir: Beides fein. Bei Mozart überzeugt die Tuba durch ihre unnachahmliche Filigranität, bei AC/DC zeigt sich, dass mehr Heavy Metal als vier schwere metallene Tuben gar nicht geht.

Sie haben sogar Techno im Programm. Was prädestiniert vier Tuben für diese Art Musik?

Hofmeir: Ja, das ist schwer vorstellbar, das gebe ich zu. Aber der Techno, den wir spielen, ist im Original für drei Akkordeone. Da ist es doch eigentlich schon wurscht, oder?

»Techno mit vier Tuben ist schwer vorstellbar, das gebe ich zu«

Gibt es auch Genres, die in dieser Besetzung gar nicht gehen?

Hofmeir: Komischerweise funktioniert schlechte volkstümliche Musik gar nicht. Wirklich seltsam.

Braucht ein Ensemble mit vier Tubisten einen besonders großen Tourbus?

Hofmeir: Ach was! Tuben kann man problemlos über die Mitfahrer auf der Rückbank, zwischen die Beine des Beifahrers oder auf die Hutablage packen. Zur Not schnallt man ein oder zwei aufs Dach. (GEA)