Zwischen Mainstream und Pop
Mit einem Bein steht Claudia Vorbach immer im Jazz-Mainstream, mit dem anderen tastet sie sich ins Poplager. Hier die jazzig angehauchten Songs, mit denen sie – schon aufgrund der lässigen Routine ihrer Begleiter – nichts falsch machen kann. Dort die Stücke, die mal sanft aufpoliert, mal kratzbürstig in Richtung Pop und Folk steuern. Was die Frau mit dem roten Kleid singt, das klingt zu jeder Zeit authentisch.Zudem wenden sich ihre drei Mitmusiker immer wieder dem straffen, nach vorne drängenden, geradezu straight organisierten Jazz zu. Das Stück »Your Island« etwa ist eine seriöse Angelegenheit; in »Open Wings«, das sie in Rom geschrieben hat, singt Vorbach mit viel Verve, und bei einem Bossa Nova von Antonio Carlos Jobim wird ein weiteres Mal die Vielseitigkeit dieser Pop- und Jazzsängerin deutlich.
Nach der Pause geht auch das sie begleitende Trio mehr aus sich heraus. Claudia Vorbach überlässt nun immer häufiger die Initiative ihrem Pianisten und taucht gleichzeitig lustvoll als ausgelassen herumtänzelnde Scat-Vokalistin in die Regionen der afro-amerikanischen Musik ein. Sie lässt einen spüren, was mit dem Titel »Life is a Dance« gemeint ist; und wenn sie das ruhige »Mountains to Climb« beschwört, braucht sie weder Bass noch Trommeln.
Krisch an den Tasten
Anselm Krisch, der Sohn des Tübinger Vibrafonisten Dizzy Krisch, ist ein ausgefuchster Pianist und der Sängerin Stütze genug. Seine rhythmisch stabilen, melodisch beseelten Linien reichen aus, um Instrumente wie Saxofon oder Trompete vergessen zu machen.Als Sängerin beherrscht Claudia Vorbach das poetische Erzählen ebenso wie das temperamentvolle Tremolieren. Auch die Selbstverständlichkeit, mit der die Tübingerin verschiedene Stile und Traditionen vereint, machen dieses Konzert hörenswert. Einen großen Anteil des Beifalls dürfen natürlich auch ihre drei Mitspieler für sich verbuchen. (jüsp)