Sasha Schmitz aus Soest war vor zehn Jahren ein viel belächelter Schmusebarde. Mehr als ein, zwei Hits traute dem Hübschling damals keiner zu, Radiomoderatoren verkauften ihn als »Ein-Mann-Boygroup«. Jetzt ist der Mann Mitte dreißig, beglückt seine Fans mit Greates Hits-Album und Best-of-Tour - und er hat tatsächlich einen ganzen Abend damit zu tun, seine Hits des letzten Jahrzehnts wieder auszupacken. »If you believe«, »This is my time«, »Owner of my heart«, »Rooftop« und wie sie heißen. Allesamt umarrangiert und in neuen Kleidern: Seht her, sagt da einer, wir sind noch da. Und erwachsen geworden.
Für die Musik bedeutet das in den meisten Fällen rockiger, mit deutlich mehr Wumms. Ausgerechnet aus dem Nerv-Reggae-Ohrwurm »I feel lonely« wurde eine pastellfarbene Ballade. Ein Ende der Bilderbuchkarriere ist noch nicht in Sicht: Sein neuester Song »Lucky Day« ist fast so tanzbeinprovozierend wie einst »Come on Eileen«.
Dass der Typ musikalisch etwas drauf hat, kapiert man spätestens, wenn er seinen A-cappella-Weihnachtshit »Coming Home« ohne große Intonationswackler auf die Bühne bringt. Dass Sasha zudem Vollprofi ist, merkt man daran, dass man netten Plaudereien lauscht und nichts merkt - nicht, dass sie jeden Abend ähnlich verlaufen, und auch nicht, dass der angeschlagene Bühnenheld ohne sein Halsspray wohl keinen Ton mehr herausbrächte.
Bei all dem ist Sasha einer der besten Musik-Entertainer unserer Tage. Der mit natürlichem Charme und ansteckend viel Spaß über die Bühne tobt und mit den Fans flirtet. »Ausziehen? Meinetwegen! Tut euch keinen Zwang an!« Auf der Bühne blödelt er mit musikalischen Zitaten von Chicago bis Queen. Softpop-Gegner überzeugte er vor einigen Jahren mit Rockabilly-Eskapaden, als er monatelang in seiner Zweitidentität Dick Brave die Hitparaden unsicher machte. In Talkshows besticht er durch Bodenständigkeit und gekonnte Parodien. Schade, dass er sich neulich drei Stunden in einer eigenen Show beim Privatfernsehen zum Deppen machen ließ: doofe Zoten, üble Quoten. Wozu? Durchgeschwitzt vor hunderten mitsingender Fans ist er der rechte Mann am rechten Ort. (GEA)
