HAYINGEN-WIMSEN. Die Musik der drei Schwestern Stella, Greta und Sunniva Bondesson klingt aufs erste Hinhören, als käme sie aus den Tiefen der nordamerikanischen Wälder. Baskery heißt ihre Band; Gretas Banjo zirpt, Sunnivas Akustikgitarre verströmt hellen Zupfklang, Stellas Kontrabass pulst wohlig. Drei Frauenstimmen vereinen sich zu schwebenden Harmonien, es klingt nach Bluegrass, Siedlergesängen und Country. »Hillbilly« sagt man in den USA, Hinterwäldlermusik.
Was passt. Zwar kommen Stella, Greta und Sunniva nicht aus den USA, sondern aus Schweden, aber auch dort gibt es Wald in Fülle. Und rings um die Wimsener Mühle, wo Baskery am 7. Juni auftreten, ist der Wald erst recht dicht und dunkel.
Fünftes Studioalbum
Doch man täusche sich nicht. Das ganze Hillbilly-Feeling ist bei den drei Musikerinnen aus Schweden ein Stück weit Tarnung. Denn was aufs erste Hinhören so harmonisch daherkommt, ist aufs zweite Hinhören voller Widerhaken. Was schon der Titel des fünften Studio-Albums andeutet: »End Of The Bloodline« - Ende der Blutlinie. Ein Geschlecht stirbt aus. Ist die Countryseligkeit als Abgesang gemeint?
Konzertinfo
Das Frauentrio Baskery kommt am 7. Juni um 20 Uhr in die Wimsener Mühle bei Hayingen.
www.wimsen-kulturmuehle.de/i/events-2024
Gleich der erste Song »Wolf Hook« - also Wolfshaken - kommt eher als dunkler Pop daher denn als Country. Erzählt von Lügen und falschen Göttern und stellt die Frage: Was, wenn das alles so nicht mehr funktioniert? In »A Little Goes A Long Way« strahlt die Welt wieder in sonnigem Countrypop - aber die »cute little town«, die niedliche Kleinstadt, ist zum Gefängnis geworden. »Come To Terms« biegt endgültig in die Bahnen einer samtweichen Countryballade ein - der Text beginnt jedoch mit der verstörenden Botschaft: »I can't control myself anymore.«
Country mit doppeltem Boden
So geht das weiter: Der Ton ist durchsichtig, luftig-pulsierend und voll bezauberndem Saitenklang - der Inhalt dreht sich um zwielichtige Verhältnisse und zerbrechende Beziehungen. Von Mitleidsküssen ist die Rede, »Miss America« wird per Wortspiel zum »vermissten Amerika«, und in »The Curse« liegt ein Fluch über allem. Kurzum: Das Zarte, Duftige, Heile-Welt-Mäßige dieses Hillbilly-Pop bekommt von den drei Frauen einen dunklen doppelten Boden eingezogen.
Bei ihren Liveauftritten kommt diese dunkle, rockig-punkige Seite noch viel heftiger zum Tragen. Man schaue sich die drei Schwedinnen im Vorprogramm von Robbie Williams 2015 in der Linz-Arena mit dem Song »Haunt You« auf Youtube an. Da lassen sie die heimelige Hinterwäldler-Idylle ins Dämonische kippen. »Ich suche dich heim«, heißt der Song übersetzt, und Banjo, Akustik-Gitarre und Kontrabass zelebrieren hier das Unheimliche. »Könnt ihr wie Wölfe heulen?«, fragt Stella Bondesson. Auch das könnte gut in der Wimsener Mühle passen, dort draußen im finsteren Tal, wo Wolf und Reh kaum Freunde werden. (GEA)