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HAP-Grieshaber-Ausstellung in der Hirschwirtscheuer in Künzelsau

Unter dem Titel »Die Augen begeistern« zeigt das Museum Würth in der Hirschwirtscheuer in Künzelsau auf vier Etagen Druckgrafik und mehr von HAP Grieshaber. Zu entdecken ist da etwa seine Hommage an einen Romantiker.

Die HAP-Grieshaber-Ausstellung in der Hirschwirtscheuer in Künzelsau von Frühjahr bis Sommer 2024, hier ein Blick auf die Expona
Die HAP-Grieshaber-Ausstellung in der Hirschwirtscheuer in Künzelsau von Frühjahr bis Sommer 2024, hier ein Blick auf die Exponate im Gewölbekeller. Foto: Hermann Pfeiffer
Die HAP-Grieshaber-Ausstellung in der Hirschwirtscheuer in Künzelsau von Frühjahr bis Sommer 2024, hier ein Blick auf die Exponate im Gewölbekeller.
Foto: Hermann Pfeiffer

KÜNZELSAU. Als 1969 HAP Grieshabers sechzigster Geburtstag bevorstand, kam dem Fotografen Paul Swiridoff (1914 bis 2002) die Idee, dem von ihm viel besuchten Künstler auf der Achalm einen Bildband zu widmen. Letztlich ein Unterfangen, das beide zur Selbstdarstellung nutzten: Zu den über 70 Fotos stellte Grieshaber zwölf »Eulenspiegeleien« bei, um sein Gesicht zum Thema seiner Kunst zu machen, und sechs farbige Zeichnungen.

Swiridoff resümierte 1970 nach eineinhalb Jahren Zusammenarbeit: »Das ist keine Würdigung, sondern eine Auseinandersetzung mit HAP Grieshaber. Mit dem Menschen und seinem Werk. Sehen, Erleben, mit der Kamera festhalten, darüber Gedanken haben.« Der Band, erschienen im Belser-Verlag, war nach wenigen Wochen vergriffen.

Würth meets Grieshaber

In der bedeutenden Kunstsammlung der Adolf Würth GmbH in Künzelsau nimmt Grieshabers Werk eine Sonderstellung ein. Sichtbar wurde dies Ende Oktober 2017 mit einer großen Ausstellung im Museum Würth. Dass der Unternehmer Reinhold Würth ein besonderes Augenmerk auf die Druckgrafik Grieshabers warf, geht mit auf Swiridoff zurück. Beide waren freundschaftlich verbunden, sodass auch einige der Fotos aus dem Bildband in die Ausstellung mit einflossen. Für den Fotografen sogar eine wichtige Tür, um »die holzwege des hap grieshaber« 1999 in einer zweiten Auflage zu publizieren.

Nun also eine Schau in der Hirschwirtscheuer Künzelsau unter dem Titel »Die Augen begeistern – Holzschnitte von HAP Grieshaber«. Dazu wählten die Kuratoren »die 1960er- und 1970er-Jahre als Grieshabers produktivste Schaffensperiode, die durch die intensive Auseinandersetzung mit der Malerei experimentelle Impulse erhält.« Aus dieser Phase sind vom Kellergewölbe bis zum dritten Stockwerk über 50 Werke aus dem Bestand der Sammlung Würth zu sehen. Untermalt mit einigen Swiridoff-Fotos, die den Künstler in seinen »Hüttenwerken« auf der Achalm zeigen.

Handwerker aufs Korn genommen

Gefällig sind einige der gezeigten Zyklen: Beispielsweise zehn Holzschnitte »Schreiner«, für Max Fürst 1965 zum 60. Geburtstag gefertigt. Typische, teils ironisch anmutende Schwarz-Weiß-Figuren, die den Handwerker liebevoll aufs Korn nehmen. Oder der Bilderbogen »Zum Lobe der Holzschneider«, ebenfalls von 1965, eine Selbstdarstellung, die collagenförmig Werkzeuge, Andruckpresse und schließlich das Druckergebnis unter engelhaftem Beistand hervorheben.

Sehr vielsagend ist auch das Quartett »Herbst der Wilhelmstraßenkrämer« (1970), womit Grieshaber mit den Farbholzschnitten »Kleine Schale«, »Großer Herbststrauß«, »Radieschen« und »Herbstfrüchte« Reutlinger Erntetraditionen illustriert. Erinnerungen mit Bildern zu »Carl Orff: Carmina Burana« (1965) werden wach. Grieshabers Zeitschrift »Engel der Geschichte« bringt sich ein. Bilderbücher wie »Herzauge« (1937/1969) und »Lichtputzschere« (1971) erweitern sein Themenspektrum einmal mehr. Blätter als Unikate (Malbrief an Paul Swiridoff, September 1966) und solche von Auflagen abgeleitet (»Paar im Fisch«, 1974; »Athene Parthenos«, 1980) laden zum Sichten ein.

Hommage an Caspar David Friedrich

Was die Ausstellung auch hervorhebt: dass Grieshaber sich oft im »Zeichen der Verehrung« mit Arbeiten anderer Künstler auseinandersetzte. Als Beispiel gilt der große, mehrfarbige Holzschnitt »Hommage à Caspar David Friedrich« (1974).

HAP Grieshaber greift in seiner »Zuneigung« das gotische Architekturdetail auf – ein Element, das der Romantiker Friedrich in seinen Werken immer wieder mit einbrachte. Wohl mit ein Grund, dass die Ausstellungsmacher des Museums Würth als Verantwortliche dieses Motiv für das Plakat der Hirschwirtscheuer verwendeten. (GEA)