TÜBINGEN. Was wäre der Jazz in Tübingen ohne den 1984 gegründeten Jazzclub, der seine Konzerte seit Herbst 2016 im Club Voltaire in der Haaggasse ausrichtet. Schon einige Male stand der Verein kurz vor dem Ende, doch es gab in der 40-jährigen Geschichte auch einige Höhepunkte. Ab dem 8. Mai 2024 soll ein weiteres Highlight folgen, dann richtet der Jazzclub zum ersten Mal das Landesjazzfestival Baden-Württemberg aus.
Insgesamt 20 Konzerte stehen auf zwölf kleinen und größeren Bühnen auf dem Programm. Erwartet werden auch internationale Jazzgrößen wie der italienische Pianist Enrico Pieranunzi (14.5.), Lars Danielssons Band Libretto (16.5.), die italienisch-französisch-schwedische Supergroup Mare Nostrum (18.5.) oder das Anke Helfrich Trio (19.5.).
Jenseits von Stilbarrieren
Mit dabei ist die südkoreanische Pianistin Gee Hye Lee, die beim Pressegespräch mit dem Bassisten Joel Locher zwei Kostproben ihres Könnens zeigte. »Wir wollen über den Tellerrand des klassischen Jazz hinausblicken«, betonte Veranstalter Martin Trostel, seit 2012 Vorsitzender des Jazzclubs, bei der Programmvorstellung, »und eine große Bandbreite ohne Stilbarrieren präsentieren«.
So werden bei den Konzerten Musikerinnen und Musiker aus 13 verschiedenen Nationen vertreten sein. Für den Auftakt des von der Stadt Tübingen (20.000 Euro), dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK) Baden-Württemberg (15.000 Euro) und dem Hauptsponsor Kreissparkasse Tübingen bezuschussten Festivals sorgt am 8. Mai im Sudhaus das israelische Trio Shalosh, das für einen neuen, unverbrauchten Sound steht und die akustische Instrumentierung eines Klaviertrios mit der Energie des Rock verbindet.
Spaciges und Hip-Hop-Beats
Die folgenden Konzerte mit dem New Yorker Mareike Wiening NYC Quintett (9.5.), Patrick Bebelaars »Raga« (12.5.), dem Duo Pablo Held & Nelson Veras (15.5.), dem Gee Hye Lee Trio feat. Song Yi Jeon (17.5.) und der Fola Dada Band feat. Joo Kraus versprechen ebenfalls hochklassigen Genuss. Auch auf zahlreiche regionale Künstler und Formationen kann sich das Publikum freuen.
Natürlich steht bei den meisten Konzerten der Jazz im Vordergrund. Es sind jedoch auch einige jazzfremde Auftritte dabei. So werden der Trompeter Matthias Schriefl und Sängerin Tamara Lukasheva (10.5.) Volksmusik aus der Ukraine und den bayrischen Alpen mit sehnsuchtsvoller Lyrik verbinden. Zudem gibt es ein Wiedersehen mit der 90er-Jahre-Clubmusik-Reihe »Bag of Goodies« (11.5.). Die Band Beyond Borders (15.5.) verbindet in ihrer Musik arabische und westliche Einflüsse. Und bei der Gruppe Magro (17.5.) treffen spacige Jazzwelten auf pumpende Hip-Hop-Beats.
Festivalinfo
Das Landesjazzfest 2024 geht von 8. bis 20. Mai in Tübingen über die Bühne. Geboten werden rund 20 Konzerte in einer großen stilistischen Bandbreite auf zwölf verschiedenen Bühnen mit Künstlern aus 13 Nationen. Die Preise für Tickets werden zwischen 15 und 40 Euro liegen. Der Vorverkauf soll Anfang Dezember anlaufen. (GEA)
https://landesjazzfestival-tuebingen.de
Die Idee, sich für das seit 1987 bestehende Landesjazzfestival zu bewerben, hatte Martin Trostel übrigens vor zehn Jahren, als der Jazzclub sein 30-jähriges Jubiläum feierte. Zusammen mit seinem Festivalteam, zu dem auch der beim Pressetermin erkrankte Tom Hagenauer gehört, will Trostel ein Festival präsentieren, »das seine Strahlkraft über die Landesgrenzen hinaus entwickeln soll«. (GEA)