STUTTGART. Beim Eclat-Festival vom 6. bis 10. Februar kommt im Theaterhaus alles auf den Prüfstand: von Konzertformaten bis zum globalen Wirtschaftssystem. Das kündigte Christine Fischer an, Geschäftsführerin des Veranstalters Musik der Jahrhunderte und Leiterin des Neue-Musik-Fests in Stuttgart.
26 Komponistinnen und 24 Komponisten schlagen Fischer zufolge Querverbindungen zu den verschiedensten Gesellschaftsbereichen. Hinter jedem Werk, darunter 37 Uraufführungen, stehe ein Narrativ, ein Experiment, eine Sehnsucht, eine Utopie, eine riskante Idee, so Fischer.
Eröffnet wird das Festival am 6. Februar vom Klangforum Wien mit dem Preisträgerkonzert zum 63. Kompositionspreis der Stadt Stuttgart. Hier geht es um politische Positionen wie bei Mirela Ivi cˇevi c´. Es geht um Klang-Ausleuchtung wie bei dem jungen Augustin Braud in seinem Kontrabasskonzert. Oder um Hör-Theater, das sich in den Werken der Kompositionspreisträger Ond rˇej Adámek und Ole Hübner entspinnt (20 Uhr).
Mit »Happiness Machine – 3 Stunden Glück« thematisiert das Klangforum Wien am 8. Februar (19 Uhr) die globale Wirtschaftsordnung. Zehn Animationsfilmerinnen und zehn Komponistinnen nehmen Stellung zur Idee der Gemeinwohl-Ökonomie des österreichischen Autors und Polit-Aktivisten Christian Felber. Den Epilog gestaltet Siemenspreisträgerin Rebecca Saunders.
Die Neuen Vocalsolisten warten am 7. (19.30) und 8. Februar (15.30) mit ihrem Projekt »Circles« auf. Die Komponisten Ricardo Eizirik, Alessandro Bosetti, Antje Vowinckel, Huihui Cheng, Hannes Seidl, Martin Schüttler und Alexander Schubert stellen Ensemble und Publikum in immer neuen Konstellationen einander gegenüber.
Ebenfalls mit den Neuen Vocalsolisten werden die sogenannten Privatopern weiterentwickelt, die im Juni 2018 in Kooperation mit der Münchener Biennale entstanden. Countertenor Daniel Gloger gewährt einen Einblick in sein selbstoptimiertes Künstler-Dasein (8. Februar, 17 und 22 Uhr).
Clara Iannotta verfeinert ihr Konstrukt einer hermetisch abgeschotteten Welt mit subtilen Klängen (8. Februar, 22 Uhr). Und Saskia Bladt evoziert in ihrer »Musik in Szenen« einen mittelalterlichen Grals-Mythos (10. Februar, 14.30 Uhr).
Das SWR Vokalensemble ist am 9. Februar (18 Uhr) mit dem Raschèr Saxophone Quartet und dem Badischen Jugendchor zu erleben. In Werken von Michael Pelzel, Bernhard Gander und Christian Wolff widmet es sich dem Thema »Hexen, Elfen und Menschen«.
Gemeinsam mit dem SWR Symphonieorchester gestaltet das Vokalensemble auch das Abschlusskonzert am 10. Februar (18.30 Uhr) mit Werken von Vykintas Baltakas, Christian Winther Christensen und Vito Žuraj. Für dessen Werk wurden eigens von der Porzellanmanufaktur Meissen Porzellanglocken hergestellt.
Sogar mit einem fast nostalgischen Liederabend wartet das Festival auf. Am 9. Februar (21 Uhr) bringt die Oslo Sinfonietta mit Eivind Buenes die »Schubert Lounge« zur Uraufführung. Schuberts Lieder treffen auf drei konträre Gesangspersönlichkeiten: den Liedbariton Halvor F. Melien, die Chansonette Tora Augestad und den Popsänger Eivind Buene.
Dazwischen locken viele weitere Klangexperimente. So geht es am 9. Februar (15.30 Uhr) bei Karin Hellqvist (Violine) und Heloise Amaral (Klavier) um »Impossible Situations« mit Stücken von Lars Petter Hagen, Alberto Bernal, Kristine Tjøgersen, und anderen. Das Ensemble Ascolta stellt am 10. Februar (16.30 Uhr) mit Kammermusik von sechs jungen Komponistinnen und Komponisten seine Experimentierfreude unter Beweis. Ebenfalls experimentell sind die drei Nacht-Sessions mit den Klangkünstlerinnen Andrea Neumann, Sabine Ercklentz und Ute Wassermann am 7., 8. und 9. Februar (jeweils um 23 Uhr).
In der installativen Performance »at close quarters« von Philipp Krebs mit der Pianistin Neus Estarellas entfaltet sich am 9. Februar von 14.45 bis 23 Uhr eine Hassliebe zum Instrument. In einer interaktiven Installation erkunden die Medienkünstlerinnen Lara Hampe und Vera Sebert die Wechselwirkung zwischen digitalem und realem Raum – zu sehen am 9. Februar von 15 bis bis 23 Uhr. (eg)