MÜNSINGEN-AUINGEN. Claudio Hils legt mit seinen Fotografien den Finger in die Wunde und fokussiert harte Tatsachen. Vernissage ist am Sonntag um 15 Uhr im Kulturhaus BT 24 im Albgut Münsingen.
2012 ist das Buch »abseits. Bilder ländlicher Räume« von Claudio Hils mit Unterstützung der »Leader«-Aktionsgruppe Oberschwaben erschienen. Die darin abgebildeten Fotografien und Texte verschiedener Autoren sind nun bis 11. August in der Ausstellung zu sehen und erscheinen wie eine Tatortbeschreibung, in der Spuren der sprichwörtlichen Demontage ehemals heiler Lebenswelt zu sehen sind, notdürftig haltbar gemacht für eine ungewiss scheinende Zukunft.
Das Vertraute verschwindet
Die Fotografien von Claudio Hils lassen etwas ahnen von der Unaufhaltsamkeit, mit der die Wucht der Globalisierung auf den ländlichen Raum zukommt und das Vertraute grundlegend umkrempelt. Er fotografiert keine exotischen Dinge, sondern die Normalität und das Alltägliche: »Ich halte vor der Tür Miseren mit der Kamera fest. Dabei frage ich mich, wie es sein kann, dass das niemand sonst auffällt.«
Der größte Teil seiner Bilder entsteht in seiner Heimat Oberschwaben, doch seine Darstellungen könnten überall sein. »Die unmittelbare Nähe ist für mich Heimat, verallgemeinert meine ich aber, das ist die Welt.« Hils ist durch die strenge dokumentaristische Schule gegangen, nichts überlässt er dem Zufall. Bewusst stellt er Langeweile oder Desorientierung von Menschen, öde Landschaften und verkommene Gehöfte schockierend und auf das Wesentliche fokussiert dar. »Ich zeige eine Welt, in der man sich nicht wohlfühlen kann.«
Die Welt wandelt sich
Leer stehende und verlassene Häuser stehen dem Trubel einer Stadt gegenüber und machen auf schmerzliche Weise den Wandel in der Gesellschaft deutlich: »Eine alte Welt verschwindet«, sagt Hils und zeigt auf die alte Frau in Kittelschürze, die gebückt die Straße kehrt, und auf den Nebenerwerbsbauernhof, der nicht mehr lange bewirtschaftet wird.
Er will zum Nachdenken anregen und ein Verständnis herbeiführen: »Gibt es andere Lösungen? Kann man es nicht besser machen?« Hils nimmt sich Zeit zum Fotografieren, schon allein deshalb, weil er stets sein Stativ aufbaut und das richtige Licht abwartet.
Manche Bilder sind von Minimalismus geprägt, andere strotzen vor Absurdität. Seine kalkulierten Ausschnitte verändern die Welt, sie bringen etwas zum Erscheinen, das den Dingen nicht als Eigenschaft innewohnt. Dadurch wirkt die erscheinende Wirklichkeit wie ein Affront, wie eine Verweigerung, eine Negation dessen, was von einem fotografischen Bild erwartet wird: ein großzügiger Blick auf die sich vor dem Betrachter ausbreitende Welt. (GEA)
AUSSTELLUNGSINFO
Die Ausstellung »abseits« mit Fotografie von Claudio Hils ist im Kulturhaus BT 24 im Alten Lager des ehemaligen Truppenübungsplatzes Münsingen bis 11. August zu sehen. Geöffnet ist Mittwoch bis Sonntag von 13 bis 18 Uhr. Zufahrt über das Osttor gegenüber Hahnensteig 12, Münsingen-Böttingen. (GEA)