STUTTGART. Das Stuttgarter Ballett zehrt bis heute davon, dass John Cranko (1927-1973) es von 1961 an innerhalb weniger Jahre zu einer der führenden Ballettkompanien der Welt machte. So ist es nur folgerichtig, dass ein Spielfilm namens »Cranko« über Leben und Wirken des Briten im Stuttgarter Opernhaus Premiere feiert, bevor er eine Woche später bundesweit in die Kinos kommt. Zur Spielzeiteröffnung am 20. September werde das sein, kündigte Ballettintendant Tamas Detrich an. Den Film dreht Joachim A. Lang (»Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm«), in der Titelrolle ist der Brite Sam Riley (»Maleficent: Mächte der Finsternis«) zu sehen. Mitglieder des Stuttgarter Balletts übernehmen ebenfalls Rollen.
In der neuen Spielzeit führt das Stuttgarter Ballett zudem in Tokio Crankos »Onegin« und John Neumeiers »Die Kameliendame« auf. Ein Highlight in Stuttgart, so Detrich, werde sicherlich die Erstaufführung von John Neumeiers »Anna Karenina« (14. März) sein.

In »Mahler x Drei Meister« (15. Januar) setzen Kenneth MacMillan, Maurice Béjart und John Cranko die Musik von Gustav Mahler in Tanz um. Den Abschluss bildet dabei der Auszug aus Crankos letztem Ballett »Spuren«, der bisher nur einmal bei der Gala zu seinem 50. Todestag im Juni 2023 zu sehen war. Der Ballettabend »Fünf für Hans« (24. Mai 2025) feiert den Choreografen Hans van Manen, wobei die ganze Bandbreite seines Könnens gezeigt werden soll. Im Schauspielhaus präsentiert der Ballettabend »Nacht/Träume« (17. April) düster-faszinierende Stücke von vier Choreografinnen und Choreografen der jüngeren Generation.
Die Staatsoper Stuttgart zeigt mit »Sancta« (5. Oktober), Mozarts »Idomeneo« (24. November), der Revue-Operette »Casanova« (22. Dezember), Prokofjews »Der Spieler« (2. Februar), Verdis »Otello« (18. Mai 2025) und »Der rote Wal« (18. Juni 2025) sechs Neuproduktionen im Opernhaus, die Junge Oper im Nord (Join) die beiden Premieren »The Fairy-Queen« (Februar) und »Pinocchios Abenteuer« (Mai 2025).
Maeckes als Librettist
Mit »Sancta« feiert laut Opernintendant Viktor Schoner die erste Musiktheaterproduktion der Performancekünstlerin, Choreografin und Regisseurin Florentina Holzinger ihre Stuttgart-Premiere - und verbindet Hindemiths Operneinakter »Sancta Susanna« mit geistlichen Werken von Bach und Rachmaninow sowie Neukompositionen. »Der rote Wal«, eine Uraufführung, erzählt den »Deutschen Herbst« als Märchen. Das Libretto schreibt der als Maeckes bekannte Rapper, Singer-Songwriter und Texter Markus Winter. Die Komponisten, Instrumentalisten und Produzenten Vivan und Ketan Bhatti zeichnen für die Partitur verantwortlich. Die Staatsoper Stuttgart solle ein Zuhause für lebendiges Emotions-, Diskurs-, Feier- und Musiktheater sein, sagte Schoner.
Burkhard C. Kosminski und die designierte Chefdramaturgin und stellvertretende Intendantin Gwendolyne Melchinger skizzierten das Programm des Schauspiels Stuttgart mit 16 Neuproduktionen, davon vier Uraufführungen. Der Akzent gilt weiterhin der zeitgenössischen Dramatik. Dea Loher erzählt in »Frau Yamamoto ist noch da« (11. Oktober) vom Zusammenleben einer Gesellschaft zwischen Zusammenhalt, Verletzlichkeit und Verschwinden. Das britisch-irische Theaterkollektiv Dead Centre nimmt sich in »Die Erziehung des Rudolf Steiner« (12. Oktober) des Philosophen und Reformpädagogen an, der 1919 mit dem Unternehmer Emil Molt in Stuttgart die weltweit erste Waldorfschule gründete. Georg-Büchner-Preisträger Clemens J. Setz untersucht in »Erfindung« (3. Mai 2025), »wie konfrontativ das Wohnen in einem Mietshaus sein kann und auf welche grotesken Ideen ein Paar kommt, um der Konflikte Herr zu werden«, so Kosminski.
Harald Schmidt setzt Spielplananalyse fort
Die israelische Regisseurin Sapir Heller wird Wolfgang Borcherts Antikriegsdrama »Draußen vor der Tür« inszenieren (1. November), Harald Schmidt seine Spielplananalyse auch in der Spielzeit 2024/25 fortsetzen. (GEA)