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Die deutsch-türkische Gruppe Engin aus Mannheim im Reutlinger franz.K

Als musikalischer Schmelztiegel der türkischen und deutschen Musikkultur erwies sich der Auftritt der Gruppe Engin im Reutlinger franz.K. Was Humor mit einschloss.

Sänger und Gitarrist Engin Devekiran beim Auftritt im franz.K.
Sänger und Gitarrist Engin Devekiran beim Auftritt im franz.K. Foto: Melissa Kaiser
Sänger und Gitarrist Engin Devekiran beim Auftritt im franz.K.
Foto: Melissa Kaiser

REUTLINGEN. Das Konzert der Band Engin am letzten Freitag war in vielerlei Hinsicht besonders. Es läutete für dieses Jahr das Ende der Indoor-Konzerte im franz.K bis zum Herbst ein. Das Outdoor-Programm im Echaz-Hafen steht in den Startlöchern.

Bei ihrer »Mesafeler«-Tour nach dem gleichnamigen Album überzeugte das Trio aus Mannheim mit viel Emotionalität und Authentizität hinsichtlich des hochaktuellen Themas der kulturellen Identität. Mesafeler bedeutet übersetzt Entfernungen, Wegstrecken. Genau diese Schlagwörter kennzeichnen die Biografie des Sängers und Gitarristen Engin Devekiran sowie die seiner Eltern, welche in den Sechzigerjahren aus Istanbul nach Deutschland einwanderten. Zusammen mit Jonas Stiegler (Schlagzeug) und David Knesels (Bass) kreiert er mit griffigen Gitarrensounds einen deutsch-türkischen Indierock mit psychedelischen Elementen.

Emotional und authentisch

Einprägsame Rhythmen und Songtexte, die auch für Menschen ohne Migrationsgeschichte das Thema interkultureller Identität greifbar machen, sind die Stärke Engins. Mit Songs wie »Merhaba Montag« (dt.: »Hallo Montag«), »Alles wird« gut oder rein türkischen Liedern wie »Anliyorsun Degil Mi« (dt.: »Du verstehst, oder nicht?«) oder nach dem Vorbild des Sängers Cem Karaca »Resimdeki Gözyaslari« (dt.: »Die Tränen auf dem Bild«) wird zu jedem Besucher und jeder Besucherin eine individuelle Verbindung geschaffen.

Auch ein Cover des Songs »Gurbet« (dt.: »Die Fremde«) des berühmten Özdemir Erdogan aus dem Jahr 1972 berührt sichtbar, wird vom Großteil des Publikums mitgesungen. Hier geht es um das Gefühl, verloren in der Fremde zu sein, um die Frage, wem man sich anvertrauen kann, und ob es Neuigkeiten aus der Heimat der Eltern gibt. Eine Heimat, die auch die nachfolgenden Generationen in sich tragen.

Miteinander der Kulturen

Bemerkenswert ist, wie die Band sich darauf versteht, diesen Konflikt mit ihrer Musik anzusprechen, ohne ihn dabei lösen zu wollen. Vielmehr handelt es sich um eine Versöhnung mit der Unterschiedlichkeit, die sich gleichzeitig mit dem Gemeinsamen verbindet. Um es mit den Worten des Sängers zu sagen: Es sei kein Pro und Contra, sondern es gehe darum, sowohl deutsch wie türkisch sein zu können, ohne sich in eine Schublade stecken lassen zu müssen. Noch vor einem Monat spielten sie mit dieser Botschaft in Istanbul.

Humorvoll wird es mit Liedern wie »Dönermann«, während im Hintergrund das Bandlogo auf einem Metall-Grillspieß prangt, der sich während des Konzerts dreht. Nach zwei Zugaben ist Schluss und das Publikum sichtlich zufrieden. Wer die »Mesafeler« -Tour selbst erleben möchte, hat dazu noch bis September Gelegenheit. Am 25. Mai gibt es in Mannheim in der alten Feuerwache ein weiteres Konzert. (GEA)