TÜBINGEN. Kann man in Deutschland ein Stück aufführen, in dem ein Jude der Schurke ist? Natürlich nicht. Man muss, soll die fraglos spannende Shakespeare-Komödie »Der Kaufmann von Venedig« auf die Bühne kommen, eine Lesart finden, die in keinster Weise als antisemitisch interpretiert werden kann. Der jüdische Kredithai Shylock, der vom Geschäftsmann Antonio ein Pfund von dessen Fleisch nahe dem Herzen verlangt, sollte dieser die geliehenen 3 000 Dukaten nicht zurückzahlen können, wird gewöhnlich als Opfer der ihn ablehnenden Gesellschaft geschildert. So macht es auch Clemens Bechtel am LTT, aber er entfernt sich noch weiter vom politisch unkorrekten Shakespeare und verwandelt Shylock in einen Moslem. Damit soll gleichzeitig das Augenmerk auf die unmittelbare Gegenwart gerichtet werden mit der Diskussion um die Integration muslimischer Minderheiten. Die freundlich aufgenommene Premiere am Freitagabend belegte, dass man mit dieser Umdeutung leben kann, so unhistorisch sie auch ist, dass aber die Aufführung darstellerische Schwächen hat.
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