STUTTGART. Erfreulich. Er hat es wieder getan. Der Chef der Wielandshöhe hat erneut seine Tagebucheinträge veröffentlicht. Vincent Klink lässt die Leser an seinen Gedanken zwischen 2018 und 2024 teilhaben. Er äußert sich zu politischen und gesellschaftlichen Themen, er sinniert über Kunst und natürlich auch über gutes Essen, das keinesfalls teuer sein muss. Der Spitzengastronom schwelgt in Leipziger Allerlei mit Krebsfleisch, Martinsgans und Ofenschlupfer, lässt aber nichts auf einfache Pastagerichte oder simple Suppen kommen. Er wettert gegen die »Vollkasko-Existenzen« in den Talkshows, prangert realitätsferne Politik an und erklärt seine Mitgliedschaft in der Vereinigung »LobbyControl«.
Erinnerungen an Paul Bocuse
Zur Freude Kochinteressierter packt er aus seinem Erfahrungsschatz Küchentipps aus. Und es findet sich glücklicherweise immer wieder in der Lektüre ein Rezept. Besondere Akzente setzen seine Aquarelle. Mit der Preisgabe kulinarischer Geheimnisse geizt er sowieso nicht. Interessierte finden seine »Überlebensrezepte« auch auf seiner Homepage. Klink erklärt seine faire Unternehmensphilosophie, erzählt vom korrekten Umgang mit seinen Angestellten in der Wielandshöhe und seinen Lieferanten. Er erzählt über seine Zeit als Jungkoch und seine Ausbildung in Luxusrestaurants.
Über seinen Start in die Selbstständigkeit mit Ehefrau Elisabeth, seine Besuche bei dem berühmten Paul Bocuse, Wegbereiter der Nouvelle Cuisine, dem damaligen Gott der Gourmetwelt. Bocuse hatte sich in die Niederungen zu dem Jungköchlein – wie er selber sagt – herabgelassen und angeregt bei dessen Restaurantbesuch mit ihm geplaudert.
Klink punktet mit Witz, Bodenständigkeit und Sachverstand und einer ungeheuren Belesenheit. Eine absolute literarische Köstlichkeit, kurzweilig und informativ, ausgesprochen nett. (GEA)