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Bölter im Hirsch in Glems: Einmal quer durch die Populärmusikgeschichte

Vom deutschsprachigen Hardrock kriegt das Trio spielend die Kurve zu Americana, Hip-Hop und Jazz. Professionell, lustvoll und sympathisch, hätten Philip Bölter, Steffen Knauss und der neue Drummer Finn Fenner im Hirsch in Glems mehr Zuhörer verdient gehabt.

Zwischen Hardrock, Americana und Jam-Session: Philip Bölter beim Konzert seiner Band Bölter am Samstag in der Glemser Kulturknei
Zwischen Hardrock, Americana und Jam-Session: Philip Bölter beim Konzert seiner Band Bölter am Samstag in der Glemser Kulturkneipe Hirsch. Foto: dia
Zwischen Hardrock, Americana und Jam-Session: Philip Bölter beim Konzert seiner Band Bölter am Samstag in der Glemser Kulturkneipe Hirsch.
Foto: dia

METZINGEN-GLEMS. Wer Philip Bölter kennt, erwartet ein versiertes Singer-Songwriter- und Indie-Folk-Konzert. Aber nicht das: leidenschaftlich in den Raum geballerten deutschsprachigen Rock. Woa. Wie gut, dass die Balken in der Glemser Kulturkneipe Hirsch gerade gecheckt und - wo nötig - erneuert wurden. Auch optisch hat sich der 2010 mit einem »Robert Johnson Guitar Award« und 2012 mit dem »Deutschen Rock & Pop Preis« geadelte Sänger und Gitarrist verändert: Er erscheint durchtrainiert, fast mager, die einst wild wuchernden Locken mittels Undercut gezähmt.

Der 18-jährige Finn Fenner bearbeitet bei Bölter jetzt die Drums.
Der 18-jährige Finn Fenner bearbeitet bei Bölter jetzt die Drums. Foto: dia
Der 18-jährige Finn Fenner bearbeitet bei Bölter jetzt die Drums.
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Wirkt der 36-Jährige gereift, so trifft auf seinen Schlagzeuger das Gegenteil zu: Heiko Peter habe sich extrem verjüngt, witzelt Philip. Das Drum-Set bearbeitet nun der 18-jährige, höchst talentierte Finn »H-Punkt« Fenner, der derzeit in Mannheim an der Musikhochschule studiert und mit seiner eigenen Band schon als 13-Jähriger Vorbildern wie den Foo Fighters und Biffy Clyro huldigte. Der Münsinger Steffen Knauss am Bass aber ist ganz der Alte. Der 52-Jährige interagiert so zuverlässig, sensibel zurückhaltend wie gewitzt mit dem Bandleader und seinem Rhythmus-Sektions-Partner - und gibt bei Bedarf auch noch den Background-Chor.

Zuverlässig und sensibel agiert Steffen Knauss, der Bölter-Bassist aus Münsingen.
Zuverlässig und sensibel agiert Steffen Knauss, der Bölter-Bassist aus Münsingen. Foto: dia
Zuverlässig und sensibel agiert Steffen Knauss, der Bölter-Bassist aus Münsingen.
Foto: dia

In gut zwei Stunden streifen die Drei zahlreiche Spielarten der Populärmusik: Vom Hardrock, Funk über Hip-Hop, Americana, Liedermacher-Pop und Blues führt der Reigen tatsächlich zum Countryesken, mit dem der seit einigen Jahren auf einem Bauernhof in Asselfingen (Alb-Donau-Kreis) lebende Musiker einst als Straßenmusiker und in der TV-Show »The Voice of Germany« Erfolge feierte. Auf das 2022 als deutschsprachiges Debüt seiner Band Bölter erschienene Album »Therapie« folge in wenigen Tagen »Schwebezustand«, kündigt er an. Das Trio gibt darauf am Samstagabend so manchen Vorgeschmack. Die zweite Hälfte des Konzerts endet in einer treibend-mitreißenden Jam-Session. Mit einer Zugabe kehrt der Vollblutmusiker schließlich solo zu englischen Covers zurück - »Hotel California« und »Clou« streifend entsteht da das »House of the Rising Sun«.

Die nächsten Termine in der Region

Philip Bölter solo tritt am 12. Juli im Maxx (Seestraße 6-8) in Reutlingen auf. Am 6. Juni im Laupheimer Kulturhaus und am 19. Oktober im Meidelstetter Adler ist Bölter, die Band, wieder live zu erleben, Beginn jeweils 20 Uhr. (dia)

»War das alles?« - so heißt das letzte Lied der Setlist. Die überschaubare, durchweg begeisterte Zuhörerschar im Hirsch braucht das nicht zu fragen. Sie hat den überragenden Konzertabend genossen, bei dem Philip Bölter einmal mehr nicht nur durch Können überzeugt hat, sondern auch durch Haltung. Seine Band steht für vielfältige Musik mit intelligenten, poetischen Texten, die Ludwig Hirsch zur Ehre gereichen, aber in zupackend, lust- und kraftvoll, und für mühelose Interaktion mit dem Publikum. »Einfach genial«, so ist nicht nur »das Leben eben manchmal«, so sind auch Bölter. (GEA)