Im wahren Leben haben sie vor einem halben Jahrhundert miteinander die Schulbank gedrückt, der Karlheinz Hartmann, den man als Bürgermeister kennt, und Albin Braig alias Hannes, der vom Vater die Leitung der Komedescheuer Mäulesmühle übernommen hat. In den 1970er-Jahren haben die beiden mit einem weiteren Freund ein Elektronik-Unternehmen gegründet. Darum kümmern sich seit 20 Jahren andere, denn mit ihren Zwei-Mann-Bühnenminiaturen haben sich »Hannes und der Bürgermeister« unentbehrlich gemacht.
Es läuft und läuft und läuft, das alltägliche Klein-Klein in der staubigen Amtsstube zwischen Aktenschrank, Garderobenständer und der historischen Stadtansicht an der Wand. Einfach unnachahmlich, wie die beiden in jedem ihrer Sketche aus wohldosierten Info-Puzzleteilen aberwitzige Szenarien entstehen lassen. Wie sie dem Ganzen überraschende Wendungen verpassen, nebenbei Rituale und Running Gags zelebrieren (aber nie zu viel) und einen Mix aus zeitlosen und aktuellen Themen einbauen.
Diesmal: ein Abhörskandal im Rathaus, bei dem die NSA und alle Schlapphüte ihr Fett abbekommen. Hannes ist am Schlamassel nicht ganz unschuldig, denn für den einen oder anderen Freischnaps hat er einem Fremdling Dinge erzählt, die, wenn man schlechte Übersetzung schwäbisch-amerikanisch mit einrechnet, bombensicher ins Fahndungsvisier führen. Es geht auch um die Bemühungen des Ochsenwirtes, mit einem futuristischen Kaffee-Vollautomaten den besten Espresso der Stadt hinzubekommen. Da wird Hannes zum Versuchskaninchen und schwört nach drei Nächten ohne Schlaf auf die Marke Lassfatza, gemahlen auf Stufe acht.
Die Ansprüche der Bürgermeistersgattin, die Endlichkeit des Lebens, Eitelkeiten im Umgang mit benachbarten Bürgermeistergrößen, all das bereiten das Dreamteam Braig und Hartmann mit ihrem knitzen Humor und einem unnachahmlichen Sinn fürs richtige Pointen-Timing auf.
Immer mit dabei: »Herr Stumpfes Zieh- und Zupf-Kapelle«, vier skurrile Multi-Instrumentalisten, die in verschwäbischten Songversionen die Schließung eines Wirtshauses beklagen oder Carpe-Diem-Botschaften mehrstimmig unters Volk singen. Und damit die nötigen Verschnaufpausen schaffen, um sich zwischen zwei Sketchen die Lachtränen abzuwischen. (GEA)