OFTERDINGEN. »Holz zu ernten geht dort nicht mehr«, sagte Reinhold Gerster vor Ofterdingens Gemeinderäten. Sechs Gebiete hatte der Revierförster in detaillierter Vorplanung auf Erreichbar- und Nutzbarkeit sowie den ökonomischen und ökologischen Wert ihrer Holzbestände hin untersucht.
Sechs Kandidaten für einen Eintrag ins Grundbuch stellte Gerster den Räten vor, die nach lebhafter Diskussion nur für zwei Areale ein dauerhaftes Nutzungsverbot und vier Ökopunkte je Quadratmeter erwirken wollten, die andernorts Eingriffe in die Umwelt rechnerisch ausgleichen sollen. Ofterdingens Pflanzen und Tiere erwartet nun auf 5,6 Hektar statt auf 15,2 Hektar weniger menschlicher Einfluss. Warum überhaupt Areale wie den Roten Rain mit den alten Eichen stilllegen, schöner könne der Wald dort ja kaum noch werden, fand Martin Schmid (FWV). Manche Arten leben gerade an unberührten Orten, verdeutlichte Gerster.
Welche Vorteile der Förster von solchen Wald-Inseln erwarte, fragte Desiree Sallwey (SPD). Genreserven, argumentierte Gerster. Zudem seien die von ihm ermittelten Naturflächen noch besonders intakt. Von der Sicherung von Waldwegen über mögliche Windpark-Planungen, die Zehn-Prozent-Waldstilllegungs-Regel des Landes und davon unberührte Privatwälder zog sich die Diskussion, in deren Verlauf mehrere Räte ihr Unwohlsein mit dem dauerhaften Nutzungsverbot äußerten.
Eine Wende schuf Martin Lutz (CDU/UWV), der mit Nachdruck vorbrachte, er stimme zu bei schwer zugänglichen Flächen wie der wilden Bachaue am Beurenbach und dem Nordhang am Kührain, dessen Holz laut Gerster eigentlich zu jung für Ökopunkte sei.
Zugängliche Bereiche zu schonen sei hingegen ein »No-Go«, denn dort liege »gutes Nutzholz, was wir ja dringend brauchen.« Das betreffe den Buchen-Eichenbestand im Hardtwald und die alten Eichen im Distrikt »Schlichten«, laut Gerster ohne wertvolles Holz, dafür ein wichtiger Wildtier-Korridor in der Region.
Bürgermeister Joseph Reichert wollte Lutz’ Vorschlag als kleinstes Refugien-Paket zur Abstimmung aufnehmen: Zehn Räte stimmten für und fünf gegen das Stilllegen von vier Hektar am Beurenbach und 1,6 Hektar am Kührain. Sechs Stimmen pro und neun contra erhielt Sallways Dreierpack, der Lutz’ Variante um 4,3 Hektar Schlichten-Tier-Korridor erweiterte. Und Gersters Vorschlag erhielt null Stimmen. (GEA)