TÜBINGEN. Ein Wunderwerk der Technik. Mehr als 500 Jahre alt, und läuft noch immer. Gut, 1979 wurde eine Quarz-Steuerung eingebaut. 1993 musste man das Uhrwerk instand setzen. Aber nach fünf Jahrhunderten mal den Handwerker rufen, das ist nicht übertrieben häufig.
1511 hat Johannes Stöffler, Mathematiker, Physiker und Astronom, die astronomische Uhr konstruiert. Damals war noch gängige Meinung, dass sich die Erde um die Sonne dreht.
Bis heute zeigt die Uhr zuverlässig die Mondphasen an und gibt Hinweise auf den Stand der Sonne im Tierkreis. »Darüber hinaus weist die Uhr auf Sonnen- und Mondfinsternisse sowie auf weitere Himmelsdaten hin«, heißt es im Tübinger Rathaus. Angeblich hat der Gelehrte seine Erfindung stets im Blick gehabt. Er logierte in seiner Tübinger Zeit gegenüber in der Herberge »Zur Krone« und hat sie täglich gesehen.
Mit Drachenzeiger
Das Schmuckstück an der Rathaus-Fassade und sein Innenleben stoßen seit vielen Jahren auf großes Interesse. Führungen waren fast immer ausgebucht. Erst die Pandemie erzwang eine Pause. Doch nun hat man die Führungen wieder aufgenommen. Für die ersten beiden waren die Plätze im Nu vergeben. Doch die ehrenamtlichen Uhrenexperten Hannelore und Martin Boertzel sowie Dr. Jürgen Kost und Sabine Kasper erläutern auch in Zukunft einmal im Monat, wie das Wunderwerk funktioniert. Im Rathaus ist man froh, dass man diese Führungen wieder anbieten kann. Und nicht nur dort.
Im Hofgerichtssaal erfahren die Teilnehmer anhand eines großen Modells, wie mit zwei Zeigern Sonnen- und Mondfinsternisse abgelesen werden können, was es mit dem Drachenzeiger auf sich hat und was man an der Uhr sonst noch sehen kann. Höhepunkt der Führung ist der Besuch in der Uhrenstube im Rathausgiebel, die sonst nicht zugänglich ist.
Astronomische Uhren sind auch aus anderen Städten bekannt. Als bedeutende Exemplare werden gerne die Prager Rathaus-Uhr und die Berner Zytglogge-Uhr genannt, ebenso die Ulmer Rathaus-Uhr, die jedoch bei einem Luftangriff zerstört wurde. »Die astronomische Uhr in Tübingen ist jedoch die mit Abstand älteste Uhr dieser Art in Deutschland«, weiß man im Rathaus der Unistadt. (GEA)
TERMINE
Die Führungen finden von April bis Oktober einmal im Monat an einem Dienstag um 15 Uhr statt. Der Anmeldeschluss ist immer freitags in der Woche davor. An der Führung können maximal 26 Personen teilnehmen. Treffpunkt ist vor dem Rathaus. Die Führung am 25. Juni ist bereits ausgebucht. Weitere Termine sind der 2. Juli, 13. August, 3. September und 8. Oktober. (a) 07071 2041500 astrouhr@tuebingen.de