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Aktuell Energiewende

Wie es mit dem kommunalen Wärmeplan in Mössingen läuft

Der kommunale Wärmeplan zielt darauf ab, im Jahr 2040 eine klimaneutrale Wärmeversorgung der Wohn- und Arbeitsstätten zu erreichen.

Der Mössinger Nord-Osten: Im Bereich zwischen Hoeckle-Areal (links) und dem  Gewerbegebiet Dörnach wird die Energieversorgung de
Der Mössinger Nord-Osten: Im Bereich zwischen Hoeckle-Areal (links) und dem Gewerbegebiet Dörnach wird die Energieversorgung der Zukunft geplant. Foto: Jürgen Meyer
Der Mössinger Nord-Osten: Im Bereich zwischen Hoeckle-Areal (links) und dem Gewerbegebiet Dörnach wird die Energieversorgung der Zukunft geplant.
Foto: Jürgen Meyer

MÖSSINGEN. Wenn von der »Wärmewende« die Rede ist, geht es nicht um die kommenden Hitzetage. Vielmehr um die drastische Reduzierung des Wärmebedarfs unserer Gebäude. Der kommunale Wärmeplan, ersonnen vom Umweltministerium des Landes, zielt darauf ab, im Jahr 2040 eine klimaneutrale Wärmeversorgung der Wohn- und Arbeitsstätten zu erreichen. Nach und nach soll die ausschließlich aus unterschiedlichen Quellen erneuerbarer Energie kommen.

Der Mössinger Gemeinderat hat im Dezember grünes Licht für die Umsetzung eines Wärmeplans gegeben. Für diesen wurde die Stadt in 48 Teilgebiete mit 13.750 Gebäuden und einer Fläche von 2,5 Millionen Quadratmeter Grundfläche eingeteilt. Der Endenergiebedarf wird in fünfzehn Jahren auf rund 121 Gigawattstunden geschätzt, wovon momentan noch 73 Prozent durch Erdgas und Heizöl gedeckt werden. Bei einer Infoveranstaltung im November hatte Bürgermeister Martin Gönner dargelegt, dass es im Stadtgebiet ein großes Potenzial für die Nutzung von Erdwärme und Solarthermie gibt.

Umfrage unter Bewohnern

Wie man in Mössingen Energieeinsparungen, energieeffizientes Sanieren und energetische Modernisierung unter einen Hut bringen kann, wird durch eine Machbarkeitsstudie ermittelt. Die befasst sich mit dem Gebiet Mössingen Nord-Ost. Das liegt zwischen dem Hoeckle-Areal, der Deponie, dem Gewerbegebiet vor Dörnach und der Lange Straße.

Zwischenergebnisse zu diesem Quartierskonzept, das gemeinsam von der Verwaltung und den Stadtwerken Mössingen und Tübingen erstellt werden, wurden am Mittwochabend in der List-Schulaula der Öffentlichkeit vorgestellt. Vorausgegangen war eine Umfrage unter den Bewohnern der 481 Wohngebäude in diesem Bereich. Rund zwanzig Prozent der Angefragten haben Auskunft über ihre Heizungen, ihren Wärme- und Stromverbrauch und ihre PV-Anlagen gegeben.

Gebäude aus den 1970er und 1980er Jahren

Daniel Rudolph von den SWR Tübingen stellte das Ergebnis vor. Demnach gibt es in dem Gebiet vornehmlich Gebäude aus den 1970/80er Jahren mit überdurchschnittlich alten Heizungsanlagen. Etwa 40 Prozent heizen mit Öl (Bundesdurchschnitt 23), 33 Prozent mit Erdgas (Bund 45), 14 Prozent mit Wärmepumpen (Bund 7) und rund 10 Prozent mit Pellets (Bund 3). Überdies werden bisher nur 15 Prozent des PV-Dach-Potenzials genutzt (geschätzt rund 9.700 Kilowattpeak).

Grenzt man in dem Gebiet das Gewerbe aus, so ergibt sich für das Wohngebiet momentan ein jährlicher Energiebedarf von etwa 11.000 Megawattstunden. Durch das Anzapfen von oberflächennaher Geothermie ließen sich im Freiflächen-Bereich des Freibads und des Sportplatzes jeweils rund 1.500 Megawatt, also rund 30 Prozent des Wärmebedarfs, über zentrale regenerative Energiequellen ideal erschließen. Womit dann 70 Prozent des Wärmebedarfs über das bestehende Erdgasnetz oder durch individuelle Lösungen (Wärmedämmung, zukunftsfähiges Heizsystem, Solar, PV) gedeckt werden müssen.

Wärmenetze zwischen Hoeckle und Lichtspiele

Realistisch, so Rudolph, seien Wärmenetze im Bereich des Mischgebiets Langgaß (zwischen Hoeckle und Lichtspiele) und im Wohngebiet westlich des Freibads bis zum Heuweg. In diesem Bereich böten sich jeweils drei Sondenfelder mit rund 60 Bohrungen bis 200 Meter Tiefe an und die Errichtung von Energiezentralen. Der Strombedarf für die Wärmepumpen (jeweils 250 bis 500 Megawattstunden) ließe sich über Dach-PV auf kommunalen Gebäuden und durch Netzbezug decken.

Bis 2026 soll in einer Wirtschaftlichkeitsberechnung geklärt werden, wie eine Realisierung bei ausreichender Beteiligung der Bevölkerung möglich ist. Im Bereich Langgaß ist das Ziel, mindestens die kommunalen und größere Wohngebäude im Kerngebiet anzuschließen und bis zu fünfzig weiteren Gebäude im erweiterten Raum zu versorgen. Im westlichen Freibad-Gebiet sollen bis zu fünfzig Gebäude angeschlossen werden. (GEA)