MÖSSINGEN. Am Ende sah sich Michael Bulander selbst genötigt, einen offenen Schlussstrich unter die Diskussion zu ziehen. »Da muss man nicht um den heißen Brei herumreden: Wir können froh sein, dass nichts passiert ist«, räumte der Mössinger Oberbürgermeister auf kritische Fragen im Gemeinderat ein. Anlass war die Erkenntnis, dass der Betrieb im Kindergarten Dachtel zuletzt nicht mehr den aktuellen Brandschutzvorschriften entsprochen hat.
Es war unter dem letzten Tagesordnungspunkt »Bekanntgaben«. »Der bisher eineinhalbgruppige Kindergarten Dachtel wird auf eine Gruppe reduziert«, informierte Fachbereichsleiterin Heidrun Bernhard den Gemeinderat. »Aus Gründen des Brandschutzes können wir nur noch das Erdgeschoss nutzen, weil es für das Obergeschoss keinen zweiten Rettungsweg gibt.«
Thema kommt spät auf
Eine halbe Gruppengröße weniger, das hatte Folgen für Eltern und Kinder. »Vier Elternpaaren, deren Kinder im Oktober eingewöhnt werden, konnten wir kurzfristig Ausweichplätze anbieten. Drei Kinder wechseln in den Kindergarten Lange Straße, ein Kind nach Hinter Höfen«, berichtete Heidrun Bernhard und fügte hinzu: »Es gab unter den Eltern viel Aufruhr, aber wir haben für alle eine gute Lösung gefunden.« Bedenken, dass sich nun 25 Kinder allein das Erdgeschoss des ehemaligen Wohnhauses teilen müssen, seien auch aufgekommen, aber diese Zahl sei zulässig. So weit, so gut? Keineswegs. Warum man die Eltern nur über »Fresszettel« informiert habe und warum die Probleme mit dem Brandschutz erst jetzt erkannt worden seien, wollte Kai Buckenmaier (LiSt) wissen. »Nur Fresszettel« stimme so nicht, stellte Heidrun Bernard klar: »Wir haben sofort die Eltern angerufen. Montags haben wir von der neuen Situation erfahren, und bereits am Donnerstag gab es Gespräche mit den Betroffenen.« Außerdem werde man allen Eltern noch einen Brief mit ausführlichen Informationen zukommen lassen und auf Wunsch auch einen Elternabend anbieten.
Warum das Thema Brandschutz aber erst jetzt aufgekommen sei, wollte auch Ulrike Hagemann (Grüne) wissen und hakte noch einmal nach. Auslöser war ein Wasserschaden, der im Sommer Teile des Gebäudes wie etwa die Küche und andere Räume in Mitleidenschaft gezogen hat. Bei den Kosten für die Sanierung ist eine Größenordnung von etwa 100.000 Euro im Gespräch. Bevor diese Summe einfach mal so ausgegeben wird, wollte die Stadt einen genaueren Blick auf das Gebäude werfen, das nicht als Kindergarten gebaut wurde, sondern ein normales Wohnhaus ist. In diesem Zusammenhang begutachteten auch die Fachleute vom Brandschutz den aktuellen Zustand und stellten fest, dass für die Nutzung des Obergeschosses ein Fluchtweg fehlt, also etwa eine Außentreppe, die, grob geschätzt, vielleicht noch einmal 50.000 Euro kosten wird. »Vor diesem Hintergrund war klar, dass wir eine Nutzung des Obergeschosses nicht mehr verantworten können«, erklärte Michael Bulander. Ob und wie in den eingruppigen Kindergarten noch investiert wird, ließ er offen: »Das muss ja auch nachhaltig sein.« (pp)