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Weniger Holzeinschlag im Mössinger Stadtwald

Mössinger Gemeinderat billigt Planung für die nächsten zehn Jahre. Ausgeglichene Bilanz angestrebt

Filsenberg, Farrenberg, Dreifürstenstein: Ein großer Teil des Mössinger Waldes lieg am Albtrauf. Entsprechend aufwendig ist die
Filsenberg, Farrenberg, Dreifürstenstein: Ein großer Teil des Mössinger Waldes lieg am Albtrauf. Entsprechend aufwendig ist die Bewirtschaftung. FOTO: FÖRDER
Filsenberg, Farrenberg, Dreifürstenstein: Ein großer Teil des Mössinger Waldes lieg am Albtrauf. Entsprechend aufwendig ist die Bewirtschaftung. FOTO: FÖRDER

MÖSSINGEN. Die Bilanz der vergangenen zehn Jahre zu beschreiben, ist einfach: plusminus null. Aber die Schwierigkeit zu beschreiben, was kommen wird, hat schon Karl Valentin – vielleicht war es auch Mark Twain – auf den Punkt gebracht: »Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.« Das räumte auch Andreas Kaphegyi ein, als er dem Mössinger Gemeinderat und den Ortschaftsräten aus Öschingen und Talheim die auf zehn Jahre angelegte Forsteinrichtung vorstellte: »Vorhersagen sind schwierig, weil wir einen globalen Holzmarkt haben und dazu noch der Klimawandel kommt. Ich gehe aber davon aus, dass auch in Zukunft ein ausgeglichenes Betriebsergebnis möglich ist.« Die Brennholzversorgung sei aber auf jeden Fall gesichert.

Ausgeglichener Haushalt

Mit dem Wald Gewinn zu machen, ist aber nicht die Absicht in Mössingen. »Wir haben im Jahr 2022 in einem Workshop die Ziele für den Stadtwald festgelegt und dann beschlossen«, erklärte nach einem fast dreistündigen Waldumgang mit den Räten Oberbürgermeister Michael Bulander in der abschließenden Sitzung in der Talheimer Turn- und Festhalle die Ausgangslage. Und die heißt: Das Ökonomische hat »eine gewisse Bedeutung«, ein ausgeglichener Haushalt werde angestrebt.

Wichtiger aber ist Mössingen die Sicherung der ökologischen Funktion des Waldes, vor allem mit Blick auf den Wald an den teils steilen Abhängen von Filsenberg, Farrenberg und Dreifürstenstein. »Wenn wir den Wald nicht hätten, wären die Hänge schon längst ins Dorf gerutscht«, gab Andreas Kaphegyi den Räten am Ende mit auf den Heimweg.

Der Forsteinrichter hatte zuvor anhand einiger Kennzahlen den Zustand des 1.695 Hektar großen Mössinger Stadtwalds beschrieben. Von der reinen Produktionsfläche von 1.619 Hektar sind mit den Waldrefugien und dem Naturschutzgebiet Erdrutsch neun Prozent stillgelegt, weitere 13 Prozent werden aus wirtschaftlichen oder ökologischen Gründen nur extensiv bewirtschaftet. 194 Hektar der Betriebsfläche sind kartierte Biotope, 86 Prozent liegen in zwei nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) geschützten Gebieten.

Von den Baumarten sind 85 Prozent Laubhölzer, nur noch 15 Prozent Nadelhölzer, die früher einmal 32 Prozent ausgemacht haben. »Das ist nicht ungewöhnlich«, erklärte Kaphegyi. Buchen machen allein die Hälfte aus, aber das muss nicht so bleiben: »Da kann es durch den Klimawandel noch eine Delle geben.« Der Holzvorrat ist minimal gewachsen auf gut 496.000 Kubikmeter – damit ließe sich drei Mal das Stuttgarter Stadion füllen. Der Zuwachs allerdings ist rückläufig. Das liegt daran, dass mehr Altholz geschlagen wird sowie an der Trockenheit und dem Ausfall zuwachsstarker Baumarten wie Fichte und Esche. »Mössingen«, sagt Kaphegyi, »ist damit einer der ersten Betriebe, bei dem man diese Reaktion sieht.«

Beim Holzeinschlag hat seit 2017 die »zufällige Nutzung« wegen Stürmen und Trockenheit deutlich zugenommen. Insgesamt soll die Holznutzung vor allem wegen der Trockenheit in den nächsten zehn Jahren jedoch von 91.000 auf 77.000 Kubikmeter zurückgehen, 16 Prozent weniger, was die FWV mit Genugtuung registrierte. »Wir haben die Verringerung der Hiebzahl beantragt, was die Verwaltung und die Mehrheit im Gemeinderat aber abgelehnt haben. Es freut mich, dass es jetzt doch so kommt«, erklärte Wilfried Kuppler. Im Wesentlichen setzen die Förster im Wald auf Naturverjüngung. Gepflanzt werden auf zwölf Hektar klimagünstige Arten wie Douglasie, Eiche und Kirsche. Zum Schutz der jungen Bäume vor Wildverbiss sind für 2,3 Hektar Zäune geplant. Für Armin Dieter (FWV) stellte sich die Frage, ob für die Flächen der Naturverjüngung sowie für den gepflanzten Baum-Nachwuchs höhere Abschusszahlen beim Wild nötig seien oder ob es nicht doch besser wäre, mehr Zäune zu bauen.

Förster gegen Zäune

Bei den Förstern fand er damit jedoch keine Zustimmung. »Die Kosten wären mit 10.000 Euro pro Hektar immens, aber der Effekt einer stärkeren Bejagung ist für die Naturverjüngung mit Zäunen nicht zu erreichen«, versicherte Andreas Kaphegyi, was auch Thomas Hörnig, Abteilungsleiter Forst beim Landratsamt, bekräftigte. Außerdem, so Kaphegyi, würde durch Zäune das Äsungsangebot verringert und der Druck auf andere Flächen damit deutlich erhöht. »Ein Zaun ist eine absolute Notlösung.«

OB Michael Bulander verwies in diesem Zusammenhang auf die vom Gemeinderat beschlossenen Ziele für den Wald: »Sie als Waldbesitzer haben sich das Ziel gesetzt, ausgeglichene Betriebsergebnisse zu erreichen. Das ist mit Zäunen nicht möglich.«

Am Ende der Diskussion stimmten die beiden Ortschaftsräte jeweils einstimmig für den von Andreas Kaphegyi vorgelegten Plan. Diesen beschloss der Gemeinderat dann bei zwei Gegenstimmen. (pp)