GOMARINGEN. Es ist vorbei. Zwei Jahre hat die Gemeinde Gomaringen vom Landesprojekt »Quartiersimpulse« profitiert, im Februar läuft es aus. Und fängt doch erst richtig an. Jetzt muss sich zeigen, ob aus den Anfängen etwas Dauerhaftes wird. »Die Nabelschnur ist durchtrennt, jetzt müssen wir laufen lernen«, brachte Bürgermeister Steffen Heß die Lage beim Abschlussabend auf den Punkt. Dass die Gomaringer das schaffen, daran hatte Dr. Beate Radzey, die das Projekt begleitet hatte, keinen Zweifel: »Man spürt hier den Spirit.«
Der wird neben der Gemeinde vor allem getragen vom Verein »Gut leben im Alter«. Spaziergruppen sind entstanden, Spieltreffs, Begegnungen zum Stricken und Flicken und das Schlosscafé, das alle zwei Wochen von Ehrenamtlichen betrieben und auch mit Kuchen bestückt wird.
Mittlerweile habe sich fünf Arbeitsgruppen herauskristallisiert, die schon mehr oder weniger weit gediehene Projekte betreuen und für die allesamt gilt: Mitstreiter dringend gesucht.
Es geht ums Wohnen, die Aktivierung vom alten Backhaus, einen Mittagstisch, ein Reparaturcafé und eine Zeittausch-Börse. Nach der Einführung hatten die rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit, sich an Thementischen über die einzelnen Projekte zu informieren.- Wohnen
Ausgangspunkt ist die Vorstellung von einem Mehrgenerationen-Wohnprojekt. Was am Ende allerdings herauskommt, ist offen. »Das hängt von den Interessen der Teilnehmer ab«, versicherte Heß. Die erste Hürde ist schon mal, ein passendes Grundstück zu finden. Rund 2.000 Quadratmeter werden benötigt, und Flächen dieser Größe sind knapp. »Im Moment haben wir fünf Grundstücke im Auge, zwei kommunale und drei private«, erklärte Heß. Ein kommunales ist die Fläche an der Hechinger Straße schräg gegenüber der Einmündung der Schlossstraße. Zu den privaten Grundstücken gehört etwa die Fläche der Volksbank in der Bahnhofstraße, die keinen Parkplatz mehr in dieser Größenordnung braucht. Ansprechpartner sind Architekt Thomas Schaper und Johannes Rothmund.
- Zeittausch
Mit dem Thema Zeittausch beschäftigt sich ein Kernteam von derzeit fünf Aktiven. »Wir sind weit mit der Vorstellung, was wir wollen, aber man muss wirklich viele Sachen bedenken«, sagt Susanne Gabor zum Stand der Dinge. Zu den wirklich aufwendigen Dingen gehört etwa die Betreuung der Software und die Verwaltung. »Das wollte von uns niemand machen, daran hat’s bisher gehapert.« Jetzt zeichnet sich eine Lösung ab: eine Zusammenarbeit mit dem Freiburger Verein SPES Zukunftsmodelle, die diese ungeliebten Aufgaben als Dienstleister übernimmt. »Da geht es um eine Art Mitgliedschaft, die dann pro Kopf 36 Euro im Jahr kosten würde.« Inklusive Versicherung, was nicht unwichtig ist. Das große Problem: Bei nur fünf Mitgliedern gibt es zu wenig zum Tauschen. »Wir haben noch ein paar Interessenten, aber da ist noch Luft nach oben«, berichtete Sabine Gartung-Rau. Aber sie ist zuversichtlich: »Zeittausch braucht eben Zeit.«
- Reparaturcafé
»Das Interesse am Reparieren ist groß, aber am Mitmachen noch nicht«, berichtete Gerd Noetzel. Dabei sind die Voraussetzungen für den Start schon weit gediehen. Geplant ist die Einrichtung in der Pförtnerloge im alten Rathaus. Die Grundausstattung ist da, im Februar könnte es losgehen. »Geschraubt wird wohl eher abends«, sagt Noetzel an die Adresse potenzieller Helferinnen und Helfer, »weil sicher ein paar Leute mitmachen, die noch nicht in Rente sind.«
- Mittagstisch
»Wir bräuchten noch fünf bis sechs Leute, die mitmachen«, berichtete Ellen Noetzel. Der Raum stehe noch nicht fest. Infrage komme entweder der Vereinsraum im Schloss, wo auch gekocht werden könnte, oder der Raum im alten Rathaus, der im Moment genutzt wird für den Mittagstisch für Schüler der Schloss-Schule. Der werde zwar montags bis donnerstags benötigt, sei aber freitags, samstags und sonntags frei.
- Backhaus
Erlebt das alte, unter Denkmalschutz stehende Backhaus im Schlosshof eine neue Blüte? »Die Machbarkeitsstudie ist Erfolg versprechend«, freut sich Thomas Schaper. Gebacken wird dann allerdings elektrisch, denn für einen Holzofen ist der Abstand zum Nachbarhaus zu klein. Technisch wäre alles geklärt. »Wir brauchen aber noch Leute, die mitmachen, nicht nur zum Backen, sondern auch zum Organisieren«, warb Johannes Rothmund um Mitstreiter. Damit hängt auch das letzte Problem zusammen: das Geld. »Es ist wie mit der Henne und dem Ei«, gab Bürgermeister Heß zu bedenken. »Die Gemeinde muss da relativ viel Geld in die Hand nehmen.«
- 30-Prozent-Stelle
Eine Frage des Geldes ist auch die gewünschte 30-Prozent-Stelle für Gemeinwesenarbeit. Bisher wurde Projektkoordinatorin Regina Stiehle-Braun größtenteils aus Landesmitteln bezahlt, die jetzt aber mit dem offiziellen Ende des auf zwei Jahre befristeten Projekts ausgeschöpft sind. »Es war der Wunsch, dass diese Stelle fest etabliert wird«, erklärte Beate Radzey. Was für Steffen Heß nichts Neues war: »Es gab keine Veranstaltung, bei der man nicht darauf hingelupft wurde.« (GEA)
quartiersimpulse@gomaringen.de