KUSTERDINGEN-WANKHEIM. »Ich hätte mir was anderes ausgesucht, aber ich gebe alles und versuch’s«, antwortet Ulrike Dengler dem österreichischen Spitzenkoch Alexander Kumptner, der dieses Mal die Küchenschlacht-Woche moderiert. Er zeigt ihr ein Foto des Gerichts, das sie in den nächsten 35 Minuten kochen soll. »Oh«, sagt sie nur, als ihr Blick auf das Kalbsfilet im Haselnussmantel mit Preiselbeer-Jus fällt. Dann legt sie los, bedient gleichzeitig sechs Kochplatten, einen Backofen, die Fritteuse, eine Mandoline und eine große Moulinette. »Ich bin bloß hin- und hergehechtet.« Im Fernsehstudio werden die letzten zwei Minuten heruntergezählt, sie richtet an. »Wie zufrieden bist du mit dem Teller?«, möchte Kumptner wissen. »Ich habe alles drauf, was auf der Rezeptkarte steht, mal sehen, was Juror Richard Rauch dazu sagt.«
Erst am Vorabend nach dem »Rezepte-Wichteln« hatte Ulrike »Uke« Dengler erfahren, welches Gericht eines Mitkandidaten sie in Runde zwei am Dienstag kochen musste. Eine echte Herausforderung, dabei war der Montag als Einstieg super für sie gelaufen. Das Motto lautete »Vegetarische Wintergerichte«. Dengler kochte eine mit Sojagranulat gefüllte Spitzkohlroulade auf Kartoffelstampf mit Zwiebelsoße. Juror und Sternekoch Christoph Rüffer lobte die Wankheimerin für ihr Gericht. Ihm gefiel besonders, dass die Blätter des Kohls noch richtig grün waren. Die Füllung aus vegetarischem Hack sei sehr würzig, die Zwiebelsoße gut abgeschmeckt, alles zusammen wunderbar. Den Tagessieg vergab Rüffer zwar an einen anderen Teller, direkt dahinter kam Dengler jedoch souverän in die nächste Runde.
Vom Kalbsfilet angetan
Bei der Küchenschlacht treten zu Beginn der Woche sechs Hobbyköche gegeneinander an. Jeden Tag entscheidet ein Juror über den Tagessieg, aber auch darüber, wessen Gericht nicht überzeugt hat und wer deshalb die Sendung verlassen muss. Übrig bleiben zwei Kandidaten, die freitags das Finale bestreiten, der Sieger darf an der Championsweek teilnehmen. Dengler war 2019 schon einmal Kandidatin bei der Küchenschlacht und wurde jetzt vom Sender eingeladen, bei den »Ehemaligen« mitzumachen. Abweichend vom sonstigen Konzept der Sendung bekommen die Gewinner 1.500 Euro, die sie an eine soziale Institution ihrer Wahl spenden können. Die Wankheimerin entschied sich im Vorfeld für die Arche IntensivKinder in Mähringen, eine Einrichtung für Kinder, die nicht eigenständig atmen können. »Ein tolles Projekt, die ganze Familie wird integriert.«
Doch die zweite Runde verlief anders als geplant. Erst einmal war sie nervös. »Ich hatte ja ein Gericht mit vielen einzelnen Schritten und Komponenten gezogen. Mir war schnell klar, dass ich am Dienstag aus der Sendung gehe, ohne Probekochen war das alles in 35 Minuten nicht machbar. Auch meine Mitkandidaten haben mir bestätigt, dass die Zeit viel zu knapp war.« Am Ende war Juror Rauch zwar vom Kalbsfilet angetan: »zart rosa, super getroffener Garpunkt«. Beim Blumenkohlpüree vermisste der österreichische Meisterkoch jedoch eine ausreichende Portion Fett. »Das Püree darf ruhig eine gewisse Molligkeit und Tiefgründigkeit haben.« Dem frittierten Rosenkohl fehle etwas Salz. »Der Preiselbeer-Jus schmeckt, könnte aber ein bisserl dicker sein«, so sein Fazit nach der ausführlichen Verkostung des Gerichts.
Am Schluss musste sich Juror Rauch zwischen zwei Gerichten entscheiden, einem Zander mit Rahmwirsing und Kartoffelsternen und Denglers Kalbsfilet. Die Entscheidung falle ihm schwer, meinte er und gab dann dem Fisch den Vorrang. Der habe ihn schlussendlich mehr gecatcht. »Beim Wichteln hatte ich einfach Pech. Ich habe ein Rezept gezogen, das viel zu umfangreich war. Hätte ich mehr Zeit gehabt, wäre das überhaupt kein Problem für mich gewesen.« Sie sei aber überhaupt nicht enttäuscht, dass sie nicht in die nächste Runde kam. »Die Teilnahme war für mich ein Spiel und dazu gehört auch das Verlieren, was mir überhaupt nichts ausmacht. Schade ist es nur, weil ich keine Spende für die Arche gewinnen konnte.«
Gefragter Gast in Kochshows
Die Wankheimerin ist nicht nur eine passionierte Köchin, die täglich mit Freude und Leidenschaft kocht. Sie ist auch Künstlerin. Seit vielen Jahren bearbeitet sie mit Hammer und Meißel regionale Natursteine, ihr Favorit ist Kalk-Tuffstein. Mit ihren Kunstwerken war sie bei zahlreichen Ausstellungen vertreten, seit kurzem steht ein von ihr angefertigter Gedenkstein auf dem Kusterdinger Friedhof (der GEA berichtet). Sie sehe durchaus eine Gemeinsamkeit zwischen Kochen und Kunst. »Beides ist Muse, Leidenschaft und ein Prozess, bei dem man das Ergebnis sehen kann. Beides ist ein haptisches Vergnügen«, sagt Dengler.
Auch wenn es nicht fürs Finale gereicht hat, sei es ein tolles Erlebnis gewesen und sie würde gleich wieder bei der Küchenschlacht mitmachen. »Die Crew im Fernsehstudio in Hamburg hat uns sehr gut aufgenommen, die Atmosphäre war ausgesprochen familiär. Von der Maske bis zur Redaktion, das professionelle Team hat sich um jeden von uns individuell gekümmert.« Dengler ist inzwischen ein gefragter Gast in Kochshows. Einige Zeit nach ihrer ersten Teilnahme bei der Küchenschlacht wurde sie zum »Tellertausch« mit Johann Lafer eingeladen und später dann zum »Chefkoch TV« mit Alexander Herrmann. »Ich habe halt einen Bonus. Ich bin mit meinen 68 Jahren eine gefragte Altersstufe, ich kann reden und komme aus Süddeutschland«, sagt sie und lacht. (GEA)
ÜBER VEGETARISCHES HACK UND DIE REZEPTE
Küchenschlacht-Folgen in der ZDF-Mediathek
Vor ihrer Teilnahme als »Ehemalige« bei der Küchenschlacht, die im Oktober aufgezeichnet und Anfang Dezember ausgestrahlt wurde, hat Dengler noch nie vegetarisches Hackfleisch auf Soja-Basis verwendet und kannte sich auch nicht damit aus. Als sie erfuhr, dass sie es am ersten Tag einsetzen musste, fuhr sie in einen Supermarkt nach Tübingen. »Gott sei Dank stand eine Familie vor dem Regal mit den entsprechenden Produkten. Sie hat mir dann das ganze Hackfleischprogramm auf vegane und vegetarische Art erklärt.« Beim Probekochen daheim habe keiner gemerkt, dass die Roulade mit Soja gefüllt war. Auch Juror Christoph Rüffer konnte die Füllung zunächst nicht identifizieren. »Vom Mundgefühl hätte ich auf Schwein getippt, aber das kann ja nicht sein.« Die beiden Küchenschlacht-Folgen vom 4. und 5. Dezember mit Uke Dengler sind in der ZDF-Mediathek zu finden, ebenso die Rezepte. (raw)