MÖSSINGEN-TALHEIM. Mit der Kirbe ist das so eine Sache. Ursprünglich war das der jährliche Erinnerungs-Festtag anlässlich der Weihe einer neuen Kirche – die Kirchweihe, wo viel gegessen und getrunken wurde. Im Laufe der Zeit verweltlichte sich der Anlass und spaltete sich zum Dorffest ab. Um sich von der religiösen Feier abzugrenzen, wurde im Wort Kirchweih das »ch« gestrichen und fortan die Kirweih gefeiert, die hierzulande je nach Landstrich zur Kirwe, Kerwe oder zur Kirbe wurde.
Womit wir beim Musikverein Talheim wären, der die schöne Tradition des Festes Mitte Oktober in den 1980er-Jahren wiederbelebt hatte und am Sonntag groß feierte. Wissenschaftlich strenggenommen muss zwischen Allerwelts-, Sau- und Fresskirbe unterschieden werden. In Talheim ist es ein Mix aus allem – aber auf keinen Fall eine Käppeleskirbe, womit der Schwabe eine unbedeutende, aufgebauschte Feier bezeichnet.
Der Blick in die bereits volle Festhalle zur Mittagszeit zeigte: Die Leute haben mitunter weite Wege auf sich genommen, um sich die begehrte Schlachtplatte an den Tisch liefern zu lassen. Dort genossen sie dampfende Blut- und Leberwürste, die appetitanregend zwischen Sauerkraut, Bauchspeck und Brot auf den Tellern drapiert waren. Regionaler geht es nicht – die für den limitierten Festschmaus verantwortliche Metzgerei Eissler ist nur einen Knochenwurf weit entfernt. Das eingespielte Team lieferte in Rekordzeit an die Tische. Wer nach 12 Uhr kam, musste auf freie Plätze warten.
Im letzten Jahr waren die 200 Portionen nach anderthalb Stunden weggefuttert. Trotz hochsommerlicher Wärme bei 25 Grad. Ein Wetter, dass nicht unbedingt zu deftigem Essen einlud, ganz im Gegensatz zum diesjährigen Festsonntag. »Wir haben deshalb auf 240 Portionen erhöht. Die sind auch gleich weggegangen«, so Vorsitzender Michael Haug. Noch aus Corona-Zeiten stammt das – rege angenommene – Angebot, das Essen in Schüsseln mit nach Hause nehmen zu können. Alternativ – insbesondere für Veganer - gab’s Pommes; in besagtem Fall halt ohne Schnitzel-Beilage. Auch für den Nachtisch ist auf der Talheimer Kirbe gesorgt, wo sich angesichts der Fülle an Kuchenvariationen aus den Mitglieder-Backstuben die Frage aufdrängte, ob nicht eher ein verspätetes Erntedankfest gefeiert wurde. Allein acht Zwiebelkuchen lieferte Jürgen Hofer.
Natürlich darf zünftige Musik bei einer deftigen Kirbe nicht fehlen. Weil die Gastgeber zwischen Kesselfleisch und Zwiebelkuchen schon seit dem Vortag eingespannt waren, haben die Nachbarn aus Mössingen die tischdekorierte Halle bespielt.
Vollends in Herbststimmung konnte man beim Blick in die Auslage des Bazars kommen: Eine bunte Auswahl an 35 Türkränzen warteten auf die Besucher – um die Kasse der Musikerjugend zu füllen. (GEA)