GOMARINGEN. Große Pflichtaufgaben stehen in den kommenden Jahren in Gomaringen an. Das Feuerwehrhaus muss umgebaut, die Hublandschule gebaut, das Schulzentrum auf dem Höhnisch erweitert werden. Und das alles bei knapper werdenden Finanzen. Dazu kommt der Ausbau der erneuerbaren Energien nach Vorgabe des Landes. Schließlich wird der neu gewählte Gemeinderat über die umstrittenen Standorte für Windenergie und Photovoltaikanlagen entscheiden. Auf den einzelnen Listen kandidieren dafür nicht nur altgediente Gemeinderäte auf den vordersten Plätzen, sondern durchaus auch viele neue Gesichter.
FW: Bewährte Mannschaft
Die Freie Wähler treten mit bewährter Mannschaft an. Mit neun Sitzen sind sie die größte Gruppierung im Gemeinderat. Fast alle amtierenden Gemeinderäte kandidieren wieder. Allerdings ist Christa Stöhr nicht mehr auf der Liste mit zwölf Kandidaten. Die Stockacher Ortsvorsteherin tritt nur noch für den Ortschaftsrat an. Auch Sarah Görlach kandidiert nicht mehr. Für Stockach geht nun Martin Kuttler ins Rennen. In der letzten Wahl konnte er auf Anhieb die meisten Stimmen für die Freien Wähler auf sich vereinen. Auf dem ersten Platz der Liste steht Kirsten Gaiser-Dölker.
Die stellvertretende Bürgermeisterin ist schon lange im Gremium und Mitglied in verschiedenen Gomaringer Vereinen. Michael Renz, Berufsfeuerwehrmann und Landwirt, steht an zweiter Stelle bei den Freien Wählern. Neu hinzugekommen sind unter anderem der Geschäftsführer der Pflug GmbH Volker Paasch und die Verwaltungsangestellte Angela Hammer. Leicht sei es nicht gewesen, neue Bewerber zu gewinnen, sagt Kuttler. Das liege in erster Linie an dem großen Zeitaufwand der Gemeinderäte. Eine Rolle spiele aber auch, dass es in Anbetracht der knapperen Finanzen nur noch wenig Spielräume für Entscheidungen gibt. Nachhaltiger Klima-, Umwelt- und Naturschutz steht ganz oben auf Agenda der Freien Wähler. Dabei wollen sie für Photovoltaikanlagen ohne weiteren Flächenverbrauch eintreten.
Einsetzen wollen sie sich auch für den Ausbau und die Erweiterung der Schulen, die Förderung der Kinder- und Jugendeinrichtungen und ein seniorenfreundliches, barrierefreies Gomaringen. Auch die Vereine haben einen hohen Stellenwert bei den Freien Wählern.
SPD: Viele neue Namen
Für die Gomaringer SPD war der Briefträger Friedhelm Haas als unangefochtener Stimmenkönig in Gomaringen eine sichere Bank. Jetzt tritt er nicht mehr an. Dafür stehen viele neue Namen auf der Liste mit 16 Kandidaten. Drei der Gemeinderäte wollen weitermachen: Daniela Diestel, Maximilian Föll und Louis Renz.
Diestel steht an erster Stelle. Die 59-Jährige ist seit zehn Jahren im Gemeinderat, seit vier Jahren im Kreistag. Föll, Zweiter auf der Liste, ist seit 2019 im Gomaringer Gremium. Der 23-jährige Physikstudent ist Vorsitzender des SPD-Ortsverbandes. Auch Renz, 24 Jahre, hat jetzt eine Wahlperiode als Gemeinderat hinter sich. Der stellvertretende Landesvorsitzende der Jusos kandidiert auf dem fünften Platz.
Auf Platz 3 steht Carsten Lotz. Der 47-Jährige ist jetzt freier Autor und Dozent. Der Vater dreier Kinder setzt sich unter anderem für gute Schulen und Kindergärten ein. Sabine Gartung-Rau ( Platz vier) engagiert sich an vielen Stellen im Gemeindeleben. Sie ist von Anfang an beim Verein »Gut leben im Alter« mit dabei. Auch beim Treffpunkt Mensa auf dem Höhnisch gehört die 61-jährige Hauswirtschafterin zu den Aktiven der ersten Stunde. »Sparsames Wirtschaften in schwierigen Zeiten« ist ihre Devise.
Jüngster unter den Kandidaten ist Benedikt Lotz. Der 16-jährige Schüler will, dass Jugendliche ein Politikbewusstsein entwickeln. Zwei Jahre älter ist Estelle Zdarsky. Sie setzt sich für mehr Offenheit und Toleranz in Gomaringen ein. Für die Stockacher steht Johannes Rothmund auf der Liste. Er ist unter anderem im Vorstand von »Gut leben im Alter«.
Ausbau und Renovierung der Schulen im Ort und auf dem Höhnisch, energetische Sanierung der gemeindeeigenen Gebäude, Nahwärmekonzepte, Windkraft und Photovoltaik, solide Gemeindefinanzen, sichere Schulwege, die Regionalstadtbahn: Das sind unter anderem die Punkte, für die sich die SPD-Mitglieder im Gemeinderat einsetzen wollen.
Grüne: Generationswechsel
Es ist der Beginn eines Generationswechsels bei der Grünen Liste Gomaringen, sagt Hartmut Rombach. Die ersten zwei Listenplätze sind nicht mehr mit altgedienten Gemeinderäten besetzt, sondern mit Anna-Kathrin Kehrer (31 Jahre) und Christian Winkler (36 Jahre). Von den bisherigen vier Räten kandidieren Petra Rupp-Wiese und Hartmut Rombach. Sie rutschen auf die Plätze drei und vier der 17-köpfigen Liste.
»Demokratisch, sozial und ökologisch orientiert«, so beschreibt die Grüne Liste ihre Ausrichtung. Kehrer und Winkler liegt Nachhaltigkeit dabei besonders am Herzen. Dabei möchte sich Kehrer vor allem für ein »wertvolles Zusammenleben aller Generationen« einsetzen. Winkler ist eine »lebenswerte und gesunde Umwelt« besonders wichtig. Den beiden Neulingen will Rupp-Wiese mit ihrer Erfahrung »Unterstützung und Kontinuität geben«. Sie ist seit 30 Jahren im Gomaringer Gemeinderat. Auch Rombach will den jungen Kräften zur Seite stehen. Sein Thema ist vor allem der Kampf gegen den Klimawandel. Zwei ganz junge Kandidaten gibt es auch: Konstantin Fürtsch,17 Jahre, will sich für die Belange der Jugendlichen einsetzen. Simon Weihing, 18 Jahre, ist Umwelt- und Klimaschutz wichtig.
Zur derzeitigen Windkraft-Diskussion bezieht die Grüne Liste eindeutig Stellung: Der Ausbau der erneuerbaren Energien sei für einen Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen Öl, Gas und Kohle unverzichtbar. Außerdem: »Die durch den Klimawandel an der Umwelt entstehenden Schäden sind weit größer als durch den Bau der Windkraftanlagen.« Keineswegs müsse dafür der gesamte Wald abgeholzt werden. Außerdem werde das Geld aus den Anlagen von der Gemeinde dringend gebraucht, »um zu finanzieren, was zwingend erforderlich ist«.
CDU: Gemeinderäte an der Spitze
Zwölf Kandidaten stehen auf der Liste der CDU. Die ersten drei sind die amtierenden Gemeinderäte Daniel Leibßle, Gudrun Bühler und Thomas Schaper vorbehalten. Letzterer ist noch nicht lange dabei, bringt aber sein Fachwissen als Architekt immer wieder ins Gremium mit ein. Bühler ist seit 2009 Gemeinderätin und setzt sich für eine nachhaltige Entwicklung ein. Leibßle will eine zukunftsorientierte Ortsentwicklung, die auf Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein setzt, vorantreiben. Marius Mokoe (26) und Simon Ritter (24 Jahre) sind die Jüngsten in der Runde. Alfred Kloft ist der CDU-Bewerber aus Stockach.
Unerlässlich für die weitere Entwicklung von Gomaringen ist nach Ansicht der CDU eine Priorisierung der Projekte, so wie es der Gemeinderat schon beim Feuerwehrhaus und der Hublandschule getan hat. Es müsse »ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Einnahmen und Ausgaben« gefunden werden. Die CDU hat bei der weiteren Entwicklung auch die Bahnhofstraße im Blick. Dort schlägt sie eine »gezielte Anpassung des Verkehrs und die Ansiedlung von Gastronomie«, sowie weitere Einkaufsmöglichkeiten vor. Photovoltaikanlagen sehen die Konservativen vor allem auf Parkplatzüberdachungen und öffentlichen Gebäuden. Wertvolle landwirtschaftliche Nutzfläche solle erhalten bleiben.
Die Schulerweiterungen wollen die CDU-Kandidaten »maßvoll und verantwortungsbewusst« angehen. Wie alle anderen Gruppierungen steht die Liste fest hinter der Regionalstadtbahn. Sie unterstützen innovative generationsübergreifende Wohnkonzepte, setzen auf einen Ausbau der ärztlichen Versorgung vor Ort und wollen Ehrenamtliche »bestmöglich unterstützen«. (GEA)