OFTERDINGEN. Wie Ofterdingen künftig vom Verkehrsaufkommen auf der B 27 entlastet werden soll, ist noch nicht entschieden. Nach dem aktuellen Stand der Dinge will die Landesregierung an Plänen festhalten, die Strecke künftig am Ort vorbei und südlich der Gemeinde über die sogenannte Endelbergtrasse auf die bisherige Strecke zu führen. Dagegen gibt es nach wie vor Protest.
Die Interessengemeinschaft »Kein Sündenfall im Steinlachtal« informierte am Sonntag zum Sachstand. Über 30 Menschen kamen zur Parkbucht gegenüber des geplanten P&R-Parkplatzes an der L 385 zwischen Ofterdingen und Mössingen. Hier beginnt das Tannbachtal, das von der Endelbergtrasse massiv bedroht wäre.
IG-Sprecherin Ursula Reutter kritisierte, dass das Regierungspräsidium Tübingen an über 30 Jahre alten Plänen festhalte, die allein auf eine oberirdische Streckenführung angelegt seien. In der jüngsten Mössinger Bürgersprechstunde seien alternative Streckenführungen, auch die Tunnellösung, als ungeeignet und zu teuer abgetan worden.
»Über die ganzen Jahre hat es keine Bemühungen gegeben, Ofterdingen zu entlasten«
Dabei habe sich die Technik der Tunnelbohrung weiterentwickelt. Laut Ursula Reutter wäre ein Tunnel nicht teurer. Dazu könne er innerhalb eines Jahres gebaut werden, für die Straße müssten fünf bis acht Jahre Bauzeit angenommen werden. Die Landschaft bliebe im Fall eines Tunnelbaus erhalten, Ausgleichsmaßnahmen seien nicht nötig. »Über die ganzen Jahre hat es keine Bemühungen gegeben, Ofterdingen zu entlasten«, sagte Ursula Reutter. Genauso wenig habe es Bemühungen gegeben, Alternativen nach den Vorgaben der Klima- und Umweltschutzgesetze zu entwickeln. Zudem forderte sie, den Ausbau der Regionalbahn und den Straßenbau zusammen zu planen – »als sinnvolle Ergänzung«.

Von den bisherigen Plänen für die Trassenführung wäre Hans-Martin Leukhardt betroffen, der Flächen seines Hofs abtreten müsste. Er kritisierte: »Die Ausgleichsflächen werden immer weiter ausgedehnt. Ob Wald oder Wiesen – das Land verfügt darüber.« Zum Nulltarif sei Umweltschutz nicht zu haben, betonte Leukhardt. Und: Die Erlebnisqualität der Landschaft müsse erhalten werden.
In dieselbe Kerbe hieb Afra Korfmann vom Bündnis nachhaltige Mobilität Steinlachtal: Ein Straßenneubau schränke den Erholungswert ein, denn die Trasse führe durch die Streuobstwiesen, das Kulturmerkmal dieser Landschaft schlechthin. Mit Blick in die Zukunft warf sie den Befürwortern der Endelbergtrasse vor: »Ihr verbaut uns unsere Zukunft!«
»Die Pläne gibt es, seitdem ich auf der Welt bin«
Würde die Endelbergtrasse umgesetzt, wäre das Grundstück auf dem Klaus Saier seinen Containerdienst betreibt weg. »Die Pläne gibt es, seitdem ich auf der Welt bin«, sagte der Mittfünfziger.
Die Diskussion über eine Ofterdinger Ortsumfahrung habe er schon als Kind mitbekommen. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass das schnell umgesetzt werden kann«, sagte Saier. Für ihn sei »ein Tunnel unter Ofterdingen durch das einzig Wahre, das Günstigste und Einfachste«. (GEA)