TÜBINGEN. Seit Mitte Juni haben rund 15 Jugendliche am Smart Gardening-Projekt »Was wächst auf Beton?« gearbeitet. Entstanden ist nun eine kleine grüne Insel auf der noch freien Interimsfläche auf dem ehemaligen Busbahnhof am Europaplatz. Was langfristig dort geschehen soll, muss der Tübinger Gemeinderat erst noch entscheiden. 650 Vorschläge kamen bei einer Bürgerbeteiligung zusammen.
»Der Europaplatz wartet auf Dich. Aber so grau wie bisher darf er nicht bleiben. Nimm die Challenge an und halte Deine Pflanzen am Leben, damit der Beton möglichst viele Risse kriegt.« So lautete die Projektbeschreibung. Initiiert und organisiert wurden die Jugendprojekte vom Stadtmuseum Tübingen.
Zeitgleich mit der Vorstellung der verschiedenen Beete wurde direkt nebenan die Fotoausstellung »The Hood of Gen Z« eröffnet. Hier haben sich Jugendliche den öffentlichen Raum fotografisch angeeignet und ihre eigenen künstlerischen Perspektiven auf die Stadt entwickelt.
Es funktionierte ohne Gießplan
Wiebke Ratzeburg, Leiterin des Tübinger Stadtmuseums, und die Kursleiter Elif Demir und Rune Schwarz zeigten sich beeindruckt: »Die Jugendlichen waren alle sehr engagiert – in beiden Projekten. Wir wollten etwas anbieten, das nah an den Bedürfnissen der jungen Leute ist, mit der Stadt als Bühne.«
Im KI-Makerspace wurden mithilfe von Rune Schwarz Schilder gelasert und Sensoren gebaut, welche die Feuchtigkeit der Beete überwachten. Das Wasser holten sich die Jugendlichen aus dem Anlagensee. »Es gab keinen Gießplan – das lief super alles von alleine. Die Projektteilnehmer haben regelmäßig die Beete und das Wachstum der Pflanzen kontrolliert«, erklärte Ratzeburg. Vor dem Wochenende konnten die Früchte der Arbeit geerntet werden: Es gab einen gemischten Salat und Kräuterbutter aus eigenem Anbau. Ken Werner, Leiter des Foto-Projekts, war stolz auf die Bilder der Teilnehmer: »Wichtig war, dass ohne Druck gearbeitet wurde und es nicht um Selbstdarstellung ging, sondern dass Orte zum Wohlfühlen und Abhängen ins Bild gesetzt werden.« Es galt, einen fotografischen Blick für die alltägliche Umgebung zu entwickeln und dies aus der Sichtweise der Jugendlichen darzustellen.
Vom Bund gefördert
Beworben hatte das Stadtmuseum die vom Bund geförderten Projekte über Social Media und auf dem RACT!-Festival. Positiv überrascht ist die Tübinger Museumsleiterin, dass die Beete nicht zerstört wurden: »Da zeigen die Leute doch Respekt vor der geleisteten Arbeit, denn Vandalismus war eigentlich meine große Sorge, aber es wurde nur ab und zu mal eine Zucchini von vorbeilaufenden Passanten geerntet.« Wie lange die Beete und Bilder auf dem Europaplatz bleiben ist nicht vorgegeben – »Open End«, sagt Ken Werner.
Entwickelt wurde das Konzept von Bruno Wiedermann-Kashefipour. Sein Ziel war nicht nur die Nutzung und Aufhübschung der Interimsfläche, sondern auch der Jugend einen Aufenthaltsort zu geben. (GEA)