Logo
Aktuell Festakt

»Stille Helfer« bei Mössinger Bürger-Empfang ausgezeichnet

Beim siebten Mössinger Bürgerempfang werden neun »stille Helfer« mit der Ehrennadel der Stadt ausgezeichnet.

Bürgerehrung 2024: Von links OB Michael Bulander, Gerda Bense, Jürgen Beyer, Walter Bajcar, Eberhard Bazlen, Karin Schmidt, Gabr
Bürgerehrung 2024: Von links OB Michael Bulander, Gerda Bense, Jürgen Beyer, Walter Bajcar, Eberhard Bazlen, Karin Schmidt, Gabriele Stoll, Brigitte Lobert, Barbara Schott, Rolf Greiner und Gerhard Jockenhöfer. FOTO: MEYER
Bürgerehrung 2024: Von links OB Michael Bulander, Gerda Bense, Jürgen Beyer, Walter Bajcar, Eberhard Bazlen, Karin Schmidt, Gabriele Stoll, Brigitte Lobert, Barbara Schott, Rolf Greiner und Gerhard Jockenhöfer. FOTO: MEYER

MÖSSINGEN. . Prestigeträchtige Auszeichnungen, namhafte Laudatoren und ein bombastisches Unterhaltungsprogramm. Der Mössinger Bürgerempfang kommt mittlerweile einer kleinen Oscar-Verleihung gleich. Nur, dass am Freitagabend in der vollbesetzten Quenstedt-Aula keine Filme und Schauspieler, sondern wahre Helden des Alltags ausgezeichnet wurden. »Fünf Männer und vier Frauen aus unserer Stadt stehen stellvertretend für die Menschen, die sich in herausragender Weise für andere zum Wohl unserer Gesellschaft einsetzen«, sagte OB Michael Bulander, Gastgeber und Moderator zugleich. Und im Jubiläumsjahr nahm seine Eröffnungsrede fast schon staatsmännische Züge an: »Unser Land steuert auf schwierige Zeiten zu und ich hoffe, dass unsere Demokratie so gefestigt ist, diesem Sturm standzuhalten.« Ist sie, denn die zu Ehrenden verkörpern stellvertretend »das Engagement, dass wir zur Stärkung des Miteinanders so dringend brauchen und von denen man nicht genug bekommen kann.« Überdies sei Mössingen eine Stadt des Zusammenhalts, des friedlichen Miteinanders, der Vielfalt und der Toleranz, »in der Hakenkreuzschmierereien keinen Platz haben«, betonte er unter großen Beifall.

Eingebettet in die festliche Musik des Sinfonischen Blasorchesters der Jugendmusikschule Steinlach, unter Leitung von Michael Koch, verlieh der OB die Urkunden. Ausgewählt wurden sie, nach eingereichten Vorschlägen, von einer Kommission bestehend aus Ortsvorstehern, Gemeinderäten und Verwaltungsmitgliedern.

Walter Bajcar erhält im Beisein von Laudatorin Dr. Lisa Federle die Ehrennadel der Stadt von OB Michael Bulander. FOTO: MEYER
Walter Bajcar erhält im Beisein von Laudatorin Dr. Lisa Federle die Ehrennadel der Stadt von OB Michael Bulander. FOTO: MEYER
Walter Bajcar erhält im Beisein von Laudatorin Dr. Lisa Federle die Ehrennadel der Stadt von OB Michael Bulander. FOTO: MEYER

Walter Bajcar ist seit fast sechzig Jahren das bekannteste DRK-Gesicht in Mössingen. Der Ehrenvorsitzende war als Sanitäter und Ausbilder auf unzähligen Veranstaltungen im Einsatz. Vor dem Bau der ersten Rettungswache in den 1970er Jahren stand der Krankenwagen bei ihm vor dem Haus. »Bei Alarm musste ich zunächst meinen Beifahrer daheim abholen«. Unter Bajcar wurde 2008 die neue Rettungswache in Belsen in Rekordzeit innerhalb eines Jahr erstellt. Die Laudatorin, DRK-Kreisverbands-Präsidentin Dr. Lisa Federle zeigte sich beeindruckt, dass Bajcar allein 2.500 Arbeitsstunden am Bau verbracht und mit einem engagierten Team half die Baukosten von 1,3 Millionen auf 300.000 Euro zu drücken. Sie lobte den amtierenden Vorsitzenden des Ortsvereins, Eberhard Bazlen, »für sein enormes Motivationstalent«. Der Öschinger ist seit 1987 der Motor der Ehrenamtstruppe, als JRK-Ausbilder, Kursleiter für Generationen von Fahrschülern, als Feldkoch und Fachbereich-Experte für Verpflegung und Betreuung im Kreis und als Manager der Rettungswache. Als »Helfer vor Ort« deckt er mit der Erstversorgung von Patienten die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes ab. Vor vier Jahren initiierte er das Essen am Heiligen Abend für Alleinstehende und Bedürftige, woraus sich die Mössinger »Vesperkirche unterwegs« entwickelt.

Auch aus Öschingen kommt Gerda Bense. Sie hat, unter anderem als Leiterin der Dorfbücherei, unzähligen Kindern Bildungs- und Freizeitangebote ermöglicht und vermittelt ihnen Freude an Büchern, so Laudator Schulrektor Dirk Herrmann. Sie war aktiv im Schulförderverein und als Elternbeirätin sowie Leiterin der Kartoffel-AG, bei der die Grundschüler den Gemüseanbau lernen. Als Projektleiterin setzte sie sich für einen Teichbau an der Grundschule ein, engagierte sich bei der Gestaltung des Schulhofes. Überdies ist sie aktive Naturschützerin »und hilft durch ihre Arbeitseinsätze, das Waldfreibad zu erhalten.«

Blumen für die Öschingerin Gerda Bense im Beisein von Schulrektor Dirk Herrmann und OB Michael Bulander. FOTO: MEYER
Blumen für die Öschingerin Gerda Bense im Beisein von Schulrektor Dirk Herrmann und OB Michael Bulander. FOTO: MEYER
Blumen für die Öschingerin Gerda Bense im Beisein von Schulrektor Dirk Herrmann und OB Michael Bulander. FOTO: MEYER

Jürgen Beyer ist seit 1985 der Mann für fast alles beim TV Belsen. Ex-Vorsitzender Roland Mang würdige die zahlreichen Funktionen des ehemaligen Jugend- und Tennisabteilungs-Leiters und Sportwarts. Als Werte- und Ehrenamtsbeauftragter kümmerte er sich um die Belange des Vereins, maßgeblich war er an der Pressearbeit für das 100-jährige Vereinsjubiläum 2006 beteiligt. Mittlerweile hat er die Pflege der Sportanlage übernommen. Seit sieben Jahren fährt er zudem das Bürgerauto der Bürgerstiftung »und gibt vielen Älteren ein Stück Mobilität zurück.«

Mit Axel Kromer, dem Sportvorstand des Deutschen Handballbundes, bekam Rolf Greiner einen erstrangigen Laudator zur Seite gestellt. Denn der aus Dußlingen stammende Belsener hat den Wiederaufbau der Handballabteilung des Spvgg Mössingen nicht nur vorangetrieben, sondern in ungeahnte Höhen geführt. Dem ehemals aktiven Spieler und Funktionär gelang es mit vielen Mitstreitern, junge Menschen mit dem Handballvirus zu infizieren. Die Frauen- und Männermannschaften spielten sich von der untersten Liga nach oben. Unter Greiner kamen Turniere mit über 100 Teams zustande, er lockte hochklassige Mannschaften in die »Steinlachhölle«.

Michael Bulander mit Rolf Greiner und Laudator Axel Kromer. FOTO JÜRGEN MEYER
Michael Bulander mit Rolf Greiner und Laudator Axel Kromer. FOTO JÜRGEN MEYER Foto: meyer
Michael Bulander mit Rolf Greiner und Laudator Axel Kromer. FOTO JÜRGEN MEYER
Foto: meyer

Die ist auch das Zuhause von Gerhard Jockenhöfer. Als Abteilungsleiter schuf er den Förderkreis »HiM – Handball in Mössingen« und gestaltete Logo und neue Trikots, mit Überzeugungskraft und Begeisterung fand er Engagierte fürs Funktionieren der Infrastruktur. Bis heute lebt er, obwohl nie Handball gespielt zu haben, für diese Sportart ein begeistertes und begeisterndes Wir-Gefühl. Er war Gründungsmitglied des Fördervereins Friedrich-List-Realschule und »Steuerberater« im Motorsport-Club-Steinlach. Im Ferienprogramm wirkt er bei den Traktorfreunden mit und bietet Kindern Ausfahrten mit Oldtimern an.

Brigitte Lobert begleitet Sterbende und hilft Trauernden. Sie war über verschiedene Schlüsselerlebnisse zum Thema Hospiz gekommen, wie die Laudatorin und Mössinger Hospizarbeit-Vorsitzende Monika Schnaitmann erläuterte. Zu Loberts Ehrenamtsarbeit gehören Sitzwachen. Bei den Menschen daheim, in der Hospizwohnung im Haus an der Steinlach oder in Pflegeheimen, tags oder nachts. Wo auch immer, sie gibt den Sterbenden das Gefühl, nicht allein zu sein – und entlastet Angehörige, die in dieser schweren Zeit wieder Kraft schöpfen dürfen. Mit dem "Trauercafé, dem Trauerspaziergang, oder dem Gruppentreff "Trauer mitten im Leben" bietet sie Möglichkeiten zum Gespräch. Sie ist überdies Trainerin für "Sport nach Brustkrebs" und arbeitet im Kurbad für die Rheuma-Liga.

Die evangelisch-methodistische Kirche ist der Mittelpunkt des Engagements von Karin Schmidt. Pastor Frank Mader zeichnete das Bild einer Frau, die »über kreative und organisatorische Gaben verfügt«, die sie in verschiedenen Bereichen der Gemeindearbeit umsetzt. Sie sorgt dafür, dass mit minimalem Einsatz großmögliche Erlöse erwirtschaftet werden, die alle sozialen Projekten zufließen. Seit über zwanzig Jahren ist die Gemeinde mit Verkaufsständen unweit des Steinlachstrands bei Märkten präsent und hat nach dem Angriff auf die Ukraine einen Treff für Geflüchtete ins Leben gerufen.

Gabriele Stoll und Barbara Schott Koordinatorin für Bürgerschaftliches Engagement. FOTO: MEYER
Gabriele Stoll und Barbara Schott Koordinatorin für Bürgerschaftliches Engagement. FOTO: MEYER
Gabriele Stoll und Barbara Schott Koordinatorin für Bürgerschaftliches Engagement. FOTO: MEYER

Mit Gabriele Stoll hat die evangelische Martin-Luther-Kirchengemeinde eine Frau, die sich stark macht für Arbeit mit Kindern, Musik und Ökumene. Sie leitet sonntags die Kinderkirche und sorgt aus persönlicher Überzeugung für Kontinuität und Beliebtheit des Angebots. Die Kinderbibeltage, das Kinderorchester am Heiligen Abend und die gelebte Ökumene bei der Sternsingeraktion sind ihr mitzuverdanken. Seit einem Jahr leitet sie den CVJM-Posaunenchor mit seinen vielen Auftritten, um Gottes Nähe beständig hörbar, spürbar und erlebbar zu machen – und der am Abend die Festgäste verköstigte. Stoll setzt sich für Werte ein, die nachfolgende Generation kennen lernen und übernehmen sollen, so Barbara Schott, die als städtische Koordinatorin fürs Bürgerschaftliche Engagement die Laudatio hielt. Sie animierte dazu, weitere Mitbürger vorzuschlagen, die mit herausragenden Leistungen oder langjährigen Diensten im sportlichen, kulturellen und musischen Ehrenamt Anerkennung verdient haben. (GEA)

Mehr über die Aktivitäten der Ehrenamtlichen gibt es in der hochwertigen Broschüre des Jahresrückblicks zu lesen, der auf dem Rathaus erhältlich ist. Vorschläge für die Bürgerehrung 2025 können bis 31.10. bei der Stadt eingereicht werden. www.moessingen.de/Buergerservice (GEA)