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So wünschen sich die Tübinger den Europaplatz

Von der Eisfläche bis zur Neckarphilharmonie: Die Tübinger haben viele Ideen für den alten Busbahnhof

Links vom Anlagensee liegt der alte Tübinger Busbahnhof. Die Tübinger durften Wünsche äußern, wie der Platz künftig gestaltet we
Links vom Anlagensee liegt der alte Tübinger Busbahnhof. Die Tübinger durften Wünsche äußern, wie der Platz künftig gestaltet werden soll. FOTO: GROHE
Links vom Anlagensee liegt der alte Tübinger Busbahnhof. Die Tübinger durften Wünsche äußern, wie der Platz künftig gestaltet werden soll. FOTO: GROHE

TÜBINGEN. Der ehemalige Tübinger Busbahnhof ist derzeit noch eine nicht gerade ansehnliche Brachfläche. Gerade bekommt er ein freundlicheres Gesicht mit Grün-, Spielflächen und Aufenthaltsbereichen verpasst. Das ist aber nur eine Interimslösung. Was genau auf den Platz hinkommen soll, ist noch nicht entschieden. Die Unistadt hat dafür eine große Bürgerbeteiligung ins Leben gerufen. Ideen waren gefragt. »Ein weißes Blatt Papier« hat Oberbürgermeister Boris Palmer das Gelände genannt. »Man darf hier ruhig träumen.« Die Tübinger haben sich nicht lange bitten lassen. Insgesamt 650 Vorschläge kamen zusammen, die umfangreich kommentiert wurden. Das Ergebnis wird noch im Frühjahr dem Gemeinderat vorgestellt.

- Das Grundstück

Es ist rund 6.000 Quadratmeter groß, fast rechteckig und vollständig asphaltiert. Eigentümerin ist die Stadt Tübingen. Das zentral gelegene Gebiet direkt neben der Radstation hat einen Wert von rund zehn Millionen Euro. Nach einem Gemeinderatsbeschluss soll mit dem Grundstück ein Erlös von fünf Millioen Euro erzielt werden.

- Die Bürgerbeteiligung

Es ist eine groß angelegte Ideensammlung, die den Gemeinderäten ein Stimmungsbild geben soll. »Ein hoher Prozentsatz davon wird nicht umgesetzt werden«, dämpft Jürgen Rohleder vom Fachbereich Bürgerbeteiligung zu große Erwartungen. Das hat die Stadtverwaltung den Tübingern auch von vorneherein klargemacht. Schließlich sei es wichtig, so Rohleder, von Anfang an mit offenen Karten zu spielen. Viele Ideen kamen zusammen. Sie wurden gebündelt, in Kategorien aufgeteilt, öffentlich vorgestellt und zur Kommentierung frei gegeben. Auch das ist jetzt abgeschlossen. Noch im Frühjahr wird das Ergebnis der Beteiligung im Gemeinderat vorgestellt werden. Danach wird das Gremium über das weitere Vorgehen beraten.

- Die Vorschläge

Die Bandbreite der Vorschläge ist groß, von Bürgertreffpunkt, Trinkbrunnen, Markthalle, Gastronomie und Hotel bis zum Schwimmbad . Zwei große Wünsche kristallisieren sich allerdings heraus: Viele wünschen an dieser Stelle eine Konzerthalle für Tübingen. Eine weitere große Gruppe tritt für die Begrünung des Grundstücks ein. Aber auch Vorschläge für sozialen Wohnraum oder Einkaufsmöglichkeiten sind eingegangen. Die Ideen für Sportanlagen reichen von der Minigolfanlage über eine Eislauffläche bis zur Allzweck-Halle. Auch Museen können sich einige vorstellen. »Tolle Möglichkeit für Tübingen, sich direkt am Bahnhof als Stadt der Wissenschaft und Innovation, aber auch der Dichter und Denker zu präsentieren«, kommentiert das ein Bürger. Eine ganze Reihe Tübinger hat nicht nur Ideen geäußert, sondern sich umfangreiche Gedanken dazu gemacht und zum Teil liebevoll illustriert.

- Der Park

Allein 131 Hinweise gingen ein, die eine Begrünung des ehemaligen Busbahnhofes fordern. Dabei geht es vielen, wie beispielsweise der Ortsgruppe des Naturschutzverbandes BUND, darum, die Fläche zu entsiegeln, den Anlagenpark zu vergrößern und damit das Stadtklima zu verbessern. Ganz unterschiedliche Vorstellungen von Grünflächen gingen ein. »Ein Park mit heimischen Nutz – und Wildpflanzen. Gebettet in eine traditionelle Streuobstwiese«, schlägt ein Tübinger vor. Ein »temporäres Klimawäldchen«, könnte sich ein anderer vorstellen. Wesentlich größer gedacht ist ein anonymer Vorschlag: Durch die Erweiterung des Anlagenparks könnte ein englischer Garten nach Vorbild der bayerischen Landeshauptstadt München entstehen. »Dies würde zeigen, dass Tübingen weltoffen sein kann.«

- Der Konzertsaal

Ein Saal für große Konzerte ist ein langgehegter Wunsch von vielen Tübingern. Der Gemeinderat hat dafür bisher das Uhlandbad im Blick. Das spielt in der Bürgerbeteiligung nur eine untergeordnete Rolle. In den Kommentarspalten der interaktiven Karte wird der Wunsch nach einer Kulturhalle am alten Busbahnhof jedenfalls heftig diskutiert. Während für einige der Europaplatz der ideale Ort für einen Konzertsaal ist, treten andere für den Abbruch des Neckarparkhauses ein. Entstehen könnte so eine Neckarphilharmonie, schreibt ein Teilnehmer. Viele verweisen auch auf Reutlingen. »Es gibt eine wunderbare Konzerthalle und Reutlingen – 15 Minuten mit der Bahn von Tübingen aus erreichbar«, ist eine Reaktion auf den Hallenvorschlag. »Undenkbar – Reutlingen ist kein Ersatz für Tübingen! Wer fährt schon freiwillig dort hin«, war die prompte Reaktion.

- Der Wohnraum

Die Wohnungsnot in der Unistadt ist groß. Es fehlt vor allem an günstigem Wohnraum. Das lässt sich an den Vorschlägen ablesen. »Bezahlbar« steht ganz oben auf der Wunschliste. Oft verknüpft mit einer ökologischen Bauweise und alternativen Wohnformen für Studenten oder auch mehrere Generationen unter einem Dach. Auch Mischnutzungen werden vorgeschlagen. »Lebendig, bunt und einladend für die Tübinger und die Besucher«, so ein Beitrag.

- Das weitere Vorgehen

Die Bürgerbeteiligung ist abgeschlossen. Nach einer Vorstellung der Ergebnisse im Gemeinderat wird das neu gewählte Gremium im Herbst darüber entscheiden, wohin die Reise am alten Busbahnhof geht. Bis die endgültige Nutzung der Fläche geplant und umgesetzt ist, wird es noch mindestens drei bis vier Jahre dauern. (GEA)