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So sehen die Tram-Trains der Regional-Stadtbahn Neckar-Alb aus

Bilder gab es schon früher, doch erst jetzt wurde das finale Design des Zukunftsobjekts bekannt, wie es in der Region auf die Schiene kommt.

Finales Design für den Tram-Train: So soll die Regionalstadtbahn aussehen.
Finales Design für den Tram-Train: So soll die Regionalstadtbahn aussehen. Foto: co
Finales Design für den Tram-Train: So soll die Regionalstadtbahn aussehen.
Foto: co

TÜBINGEN. Den Hoffnungsträger in gelb-schwarz präsentierte der Geschäftsführer der Projektgesellschaft Tobias Bernecker bei der jüngsten Versammlung des Zweckverbands Regional-Stadtbahn Neckar-Alb. Die ehrenamtlichen Mitglieder der Vollversammlung nahmen's wohlwollend zur Kenntnis, schließlich werden nur Kenner die Veränderungen zum ersten Entwurf sehen. Hier eine schmalere Oberkante, dort eine zweifarbige Fronthaube - der gesamte Zug wird ohnehin von den Landesfarben dominiert.

Was zählt, sind die inneren Werte. Jeder Tram-Train hat drei Wagenteile, wobei der Mittelbereich als ruhiger Fahrgastraum für längere Strecken dient. Der Mehrzweckbereich in den Endwagen bietet Platz für Fahrräder und Kinderwägen. Vier Türen auf jeder Seite ermöglichen schnelles Ein- und Aussteigen, was an den Haltepunkten Zeit spare und die Pünktlichkeit erhöhen soll.

Hell und geräumig

Der Fahrgastraum sei speziell für den komfortablen Transport von Passagieren hell und geräumig gestaltet, sagen die Designer. Darüber hinaus ist der Zugang zum Fahrzeug barrierefrei, was auch für die leidgeplagten Zuggäste wichtig ist, die schwere E-Bikes mitnehmen wollen. Insgesamt bietet jedes Fahrzeug Platz für 232 Passagiere, aufgeteilt in 94 Sitzplätze und 138 Stehplätze. Bei der Regional-Stadtbahn Neckar-Alb werden, so lautet der Plan, tagsüber in der Regel zwei Fahrzeuge gekoppelt unterwegs sein. Mit etwas über 70 Meter Länge bietet der Doppelpack dann Platz für gut 450 Personen.

Letzte Hand wurde auch an den Fahrgastraum gelegt. WLAN soll verfügbar sein.
Letzte Hand wurde auch an den Fahrgastraum gelegt. WLAN soll verfügbar sein. Foto: Tricon AG
Letzte Hand wurde auch an den Fahrgastraum gelegt. WLAN soll verfügbar sein.
Foto: Tricon AG

Begleitet und umgesetzt wurde der Design-Prozess von der auf Schienenfahrzeuge spezialisierten Tricon AG mit Sitz in Kirchentellinsfurt. Die Designer waren als Schöpfer des »bwegt«-Designs auch vorher schon mit den Schieben-Fahrzeugen des Landes vertraut und erstellten 2019 die ersten Designstudien für den Tram-Train.

Der Tram-Train sieht nicht nur schnell aus, er ist es auch. Er erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h und soll die zehnprozentige Steigung der Honauer Steige ohne zusätzliches Zahnrad bewältigen. Das macht ihn zur steilsten Normalspurbahn Deutschlands. Das Land bestellte 246 Einheiten, davon 30 für Regional-Stadtbahn Neckar-Alb, und zusätzlich 258 optionalen Fahrzeugen, davon bis zu 57 für die Regional-Stadtbahn Neckar-Alb. Hersteller ist das Unternehmen Stadler Rail im spanischen Valencia. Ein Rahmenvertrag beinhaltet neben der Fahrzeugherstellung auch einen Instandhaltungsvertrag mit einer Laufzeit von bis zu 32 Jahren.

Bundesweites Leuchtturmprojekt

Lob kam von Michael Theurer (MdB), Staatssekretär im Bundesministerium für Digitales und Verkehr und Beauftragter der Bundesregierung für den Schienenverkehr. Als Tübinger Bürger hatte er nicht weit ins Landratsamt, wo er auf Einladung seines Nachbarn und Verbandsvorsitzenden Eugen Höschele einen »Impulsvortrag« hielt. Er nannte das Vorhaben ein »bundesweites Leuchtturmprojekt«. »Schiene kaputt, Straße kaputt« - das Bild der Infrastruktur, das der FDP-Mann bei Übernahme der Regierungsfunktion vor sich sah, sei düster gewesen. Bis 2030, so Theurer, sollen 9000 Kilometer Schiene in Deutschland wieder in einem guten Zustand sein - auf ihnen spiele sich 90 Prozent des Schienenverkehrs ab.

Schnell und elektrisch: Der Tram-Train läuft 100 Stundenkilometer und transportiert 450 Fahrgäste.
Schnell und elektrisch: Der Tram-Train läuft 100 Stundenkilometer und transportiert 450 Fahrgäste. Foto: Tricon
Schnell und elektrisch: Der Tram-Train läuft 100 Stundenkilometer und transportiert 450 Fahrgäste.
Foto: Tricon

Den schwäbischen Kommunalpolitikern gratulierte er zum Mut, das Projekt vorangetrieben zu haben. Seine Vorstellung eines modernen Konzepts sei der »intermodale Verkehr«, bei dem mehrere Verkehrsträger in der Transportkette zum Einsatz kommen - das Auto genauso wie der Bus und der Zug.

In der anschließenden Diskussionsrunde machte Günther-Martin Pauli seinem Ärger Luft. Der Balinger Landrat, immerhin 17 Jahre im Amt, beklagte das behäbige Tempo und den bürokratischen Weg des Projekts Regionalstadtbahn. Er selbst beschäftige sich nun seit 17 Jahren damit. Die Namen der in der Vergangenheit damit befassten Planer und Firmen seien kaum noch erfassbar. Das Ganze laufe »sehr schleppend«, während die existierende Zollernalbbahn zwischen Tübingen und Sigmaringen »in einem erbärmlichen Zustand« sei. (GEA)