»Die Erforschung der Schwabendörfer beginnt erst«, sagt Evamarie Blattner, die eine Ausstellung zusammengestellt hat, die am Sonntag im Tübinger Stadtmuseum eröffnet wird. Dort ist nachzuvollziehen, was damals geschah.
Religionsfreiheit war garantiert
Nach dem Hungerjahr 1816 als Folge des Vulkanausbruchs in Indonesien war das Angebot aus dem Osten verlockend. Zar Alexander bot Familien eine Zukunft. Religionsfreiheit, Selbstverwaltung und Befreiung vom Wehrdienst wurden garantiert. Die Siedler durften weiter ihre Sprache sprechen. Sie bekamen Grund und Boden plus Startkapital. Unglaublich, wenn man es mit dem vergleicht, was Flüchtlinge heute in der Bundesrepublik erwarten dürfen, findet Kimmich.Stark bei Weinbau und Fußball
Die schwäbischen Siedler engagierten sich im Weinbau und brauten Bier. Das Vereinsleben blühte auf. Musik und Theater waren beliebt. Und auch auf dem Fußballplatz waren die Nachkommen später erfolgreich. In Katharinenfeld existierten zu Beginn es 20. Jahrhunderts offenbar fünf Fußball-Mannschaften – eine soll es sogar mal nach Moskau zu einem Finale geschafft haben. 1930 wurde ein Fahrradclub gegründet, der großen Zulauf fand.24 000 Kolonisten lebten in Georgien, als Stalin 1941 befahl, sie nach Sibirien oder Kasachstan zu schicken. Einige sind in den späten 1950er-Jahren wieder zurückgekehrt. Die Dörfer sind zwar in beklagenswertem Zustand. Aber manche haben sich auf das Erbe besonnen. 2013 wurde ein Verein gegründet, der die Erhaltung fördern soll. Oliver Reisner von der Uni Tiflis will in Tübingen, Reutlingen und Umgebung nach den Spuren der ersten Auswanderer suchen. (GEA)

