OFTERDINGEN. Zum ersten Mal tagte das Gremium im neuen Sitzungssaal. Im Halbrund »wie bei der Artus-Runde«, wie eine Teilnehmerin lächelnd feststellte. Gemeinsam wagten die Ofterdinger Räte einen Blick in die Zukunft: Wie sieht der Ausweg aus der Raumnot in der Burghof-Schule aus? Sollen wirklich im Weiherrain zwei neue Gebäude gebaut werden? Oder wären Neubauten in den Lücken auf dem Schulhof die bessere Lösung?
Dass Schulerweiterung immens teuer wird, hat man in Ofterdingen unter anderem an einem Beispiel in der Nachbarschaft mitbekommen. Auf dem Höhnisch summieren sich die Kosten für Gomaringen, Dußlingen und Nehren womöglich auf bis zu 57 Millionen Euro. Die Ofterdinger ihrerseits hatten 2021 nach einer fertigen Konzeptstudie zwei zusätzliche Gebäude auf dem Weiherrain favorisiert. 16 Millionen Euro allein dafür schien ihnen allerdings ziemlich happig. Campus-Architektur in Reutlingen bekam den Auftrag herauszufinden, wie man am bestehenden Schulstandort weitere Gebäude unterbringen könnte.
Noch keine Entscheidungen
Von vornherein war klar: Entscheidungen werden zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht getroffen. Bürgermeister Joseph Reichert übergibt sein Amt demnächst an Simon Wagner. Mehrere Gemeinderäte treten nicht mehr zur Wahl an. Das Gremium wird im Herbst anders zusammengesetzt sein und dann sehen müssen, was tatsächlich zu realisieren ist.
Planer Immo Scholze ließ keinen Zweifel, dass der Erweiterungsbedarf groß ist. Bisher stehen 3.200 Quadratmeter für Unterricht zur Verfügung – im Fachjargon heißt das »Programmfläche«. Zwischen 1.200 und 1.730 Quadratmeter Fläche werden zusätzlich benötigt. Ursprünglich hatte man mit mehr als 2.000 kalkuliert. Die Schulleitung hatte vor einiger Zeit 2.900 als wünschenswert deklariert.
Die möglichen Baulücken am Standort befinden sich zwischen Zehntscheune und Burghof-Halle sowie zwischen Fachwerkbau und Hauptbau. Mit dem Bauen allein ist es nicht getan. Nötig sind Umzüge innerhalb der Schule und Maßnahmen an den bestehenden Gebäuden. Die Kostenschätzung ist noch ziemlich grob. Acht und sieben Millionen Euro für die neuen, dreigeschossigen Gebäude plus fünf weitere bis römisch VII. Macht summa summarum 30 Millionen. Dass nach dieser Rechenaktion einige tief durchatmen mussten, war im Sitzungssaal deutlich spüren.
Container nach und nach aufgeben
Nur die Zehntscheune bleibt weitgehend unangetastet. Lehrer (derzeit fast 50) und Verwaltung werden komplett im Hauptbau untergebracht werden. Die Planer gehen davon aus, dass man das ganze Paket aufschnüren kann und in einzelne Bau-Abschnitte unterteilen, die zum Teil parallel laufen. Die bisher genutzten Container könne man nach und nach aufgeben.
Was die Lage der neuen Gebäude auf dem Gelände betrifft: Wenn die Gemeinde den angrenzenden Garten des Pfarrhauses nutzen könnte, wäre das für den Schulhof entspannter. Er würde mit 6.150 Quadratmetern statt bisher 6.300 nahezu gleich groß bleiben. Ohne Nutzung des Pfarrgarten verkleinert er sich auf 5.500 Quadratmeter. Das wäre aber immer noch ausreichend für 1.100 Schüler.
Das Grundstück des Pfarrgartens gehört dem Land. Weil man mit der Liegenschaftsverwaltung nicht vorankam, hatte Bürgermeister Reichert im Februar Ministerin Theresa Schopper (Grüne) angesprochen und ihr die Schwierigkeiten kurz skizziert. Schopper hatte versprochen, sich in Stuttgart kundig zu machen (wir berichteten). Inzwischen gibt's Gespräche zwischen Oberkirchenrat, Gemeinde, Kirchengremien und dem Amt für Vermögen und Bau, wie Reichert am Dienstag in der Sitzung bekannt gab. Die Planer halten die Variante, die den Schulhof weitgehend intakt lässt, für die beste Lösung.
Reichert betonte: »Das ist alles kein Wunschkonzert, sondern eine Frage der finanziellen Machbarkeit.« Die Kosten sind enorm. Jetzt sei die Frage, was sich die Gemeinde leisten kann. (GEA)