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Schrauber und Bastler am Start: In Gomaringen entsteht ein Repaircafé

Im Rahmen des Projekts »Quartiersimpulse« startet am 28. Februar in Gomaringen ein Repaircafé

Drei Schrauber und Bastler des künftigen Gomaringer Repaircafés in der Pförtnerloge des alten Rathauses (von links): Hartmut Rom
Drei Schrauber und Bastler des künftigen Gomaringer Repaircafés in der Pförtnerloge des alten Rathauses (von links): Hartmut Rombach, Jörg Meinke und Gerd Noetzel. Auf dem Bild fehlen Michael Haas und Michael Uthe. FOTO: FÖRDER
Drei Schrauber und Bastler des künftigen Gomaringer Repaircafés in der Pförtnerloge des alten Rathauses (von links): Hartmut Rombach, Jörg Meinke und Gerd Noetzel. Auf dem Bild fehlen Michael Haas und Michael Uthe. FOTO: FÖRDER

GOMARINGEN. Aus seiner Unzufriedenheit macht Hartmut Rombach keinen Hehl. »Alle zwei Jahre produziere ich damit Elektroschrott«, schimpft der leidenschaftliche Brot-Bäcker und blickt verärgert auf seinen Küchen-Quirl. Weil eine professionelle Teigknetmaschine viel zu teuer ist, greift er darauf zurück. Klar: Brotteig ist schon eine Herausforderung für das Küchengerät, aber schließlich kauft er nicht irgendein billiges No-Name-Produkt. Bosch steht auf dem Gehäuse, Markenqualität also, aber nach zwei Jahren ist Feierabend. »Hätte Bosch manche Teile aus Metall statt Kunststoff gefertigt, würde der Quirl länger halten«, ist Rombach überzeugt. Aber reparieren? Oder Teile austauschen? Alles Fehlanzeige.

Bei so viel schon in der Herstellung angelegter Reparaturunfreundlichkeit müssten sie wahrscheinlich passen. Aber dennoch sind die Fünf vom Team des gerade in Gomaringen entstehenden Repaircafés sicher: Es gibt immer was zu tun.

Drei von ihnen – Michael Haas und Michael Uthe fehlen – sind an diesem Morgen in ihre zukünftige Werkstatt gekommen: Gerd Noetzel, 68, Rentner: »Mein Großvater hatte eine Schlosserei. Das war als Kind mein Spielplatz«; Hartmut Rombach, 68, Rentner: »Als Physiker ist man automatisch Bastler. Ich habe aber auch viel Handwerkliches gelernt beim Ausbau meines elterlichen Hauses«; Jörg Meinke, 75, Rentner: »Ich bin ein begeisterter Schrauber und Handwerker.«

Drei Physiker

Was die drei verbindet, ist neben dem Ärger über die Reparaturunfreundlichkeit vieler Geräte die Physik. Gerd Noetzel ist Diplom-Physiker, hat über Festkörperionenleiter promoviert und unter anderem elektronische Messsysteme entwickelt. Hartmut Rombach hat in Kassel promoviert und war Prozessingenieur in der Halbleiterfertigung bei Bosch. Jörg Meinke hat mit Physik angefangen, wechselte in die Medizin und landete schließlich in der Nuklearmedizin. Und jetzt, als Rentner, sind sie dabei, mit ihren zwei Mitstreitern ein Repaircafé in Gomaringen aufzubauen.

Der Anstoß dazu kam von Gerd Noetzels Frau Ellen, einer der treibenden Kräfte im Projekt »Quartiersimpulse«. »Kannst du das nicht machen?«, fragte sie ihren Mann, der sich das ganz gut vorstellen konnte. Bei einer Präsentation des gesamten Projekts war Hartmut Rombach, Gemeinderat der Grünen, dabei und sagte sich: »Repaircafé? Da mache ich mit.« Mund-zu-Mund-Propaganda tat ein Übriges, und so sollten die Fünf zusammenkommen.

Die Frage war nur: Wo? Zunächst bot die Gemeinde einen Raum im Keller des alten Rathauses an, aber der war dunkel und kalt. Jetzt gibt es aber einen neuen Werkstatt-Raum: die Pförtnerloge im Eingangsbereich des alten Rathauses, leider nicht barrierefrei zu erreichen, aber besser als der Keller.

Über die vom Land geförderten »Quartiersimpulse« wurde die Grundausstattung an Werkzeug finanziert, sodass die Schränke schon gut gefüllt sind. Und Jörg Meinke bringt an diesem Morgen in Taschen und Kisten ebenfalls noch Werkzeug mit. Das Team ist startklar. »Wir starten am 28. Februar um 18 Uhr«, sagt Gerd Noetzel. »Wir fangen einfach mal an und schauen, was passiert.«

Keine Anmeldung nötig

Klar ist: Niemand muss sich anmelden. »Das schließt immer auch Menschen aus, aber keiner soll Hemmungen haben vorbeizukommen«, sagt Gerd Noetzel. »Wir arbeiten immer das ab, was wir abarbeiten können, und wenn es an einem Abend mal nicht klappt, dann müssen die Leute halt später noch mal kommen.«

Grundsätzlich gilt, dass die maximale Reparaturzeit nicht mehr als eine Stunde betragen sollte. »Machen kann man alles, aber man muss sich schon überlegen, was sich auch wirklich lohnt.« Die Reparatur ist kostenlos, aber Spenden sind erwünscht. Müssen Ersatzteile eingekauft werden, müssen diese natürlich bezahlt werden.

Hausbesuche gibt es nicht, auch Großgeräte werden nicht angenommen. Zurückhaltend ist das Team auch beim Thema Holz, denn dafür fehlt neben dem Werkzeug auch die Erfahrung. Und wenn die Fünf vielleicht mal nicht mit Tat helfen können, dann auf jeden Fall mit Rat. »Wir helfen auch mit Wissen«, verspricht Gerd Noetzel. »Wenn sich jemand was Neues kaufen will, sagen wir gern, worauf man achten muss.« Gerade die Beratung, vermutet er, wird ein Schwerpunkt werden. Und die Hilfe zur Selbsthilfe: »Die Leute sollen auch lernen, Reparaturen selbst zu machen.«

Alles startklar also? Noch nicht ganz. Was zum kompletten Repaircafé noch fehlt, ist die Kaffeemaschine. Aber auch da ist Gerd Noetzel zuversichtlich: »Bei der Eröffnung am 28. Februar wird es sicher Kaffee und Kekse geben.« (GEA)