KIRCHENTELLINSFURT. 24 Jahre lang verkaufte Helmut Stirm freitags Obst, Gemüse und Öle aus eigenem Anbau auf dem Kirchentellinsfurter Rathausplatz. An seinem letzten Arbeitstag im Ort unmittelbar vor Weihnachten kamen viele langjährige Kunden um sich zu verabschieden. Kirchentellinsfurts Bürgermeister Bernd Haug reihte sich ein: Zum Abschied überreichte er Stirm eine Ortschronik und vier Flaschen Wein aus der österreichischen Partnergemeinde Illmitz.
Ein Routinetermin für viele Kirchentellinsfurter fällt im neuen Jahr weg: In den letzten 24 Jahren fuhr Helmut Stirm aus Marbach-Rielinghausen an jedem Freitag mit zwei, drei Mitarbeitern nach Kirchentellinsfurt. Dort baute er mittags seinen Stand auf, verkaufte nachmittags Obst, Gemüse und Öle, alles aus eigener Herstellung – abends baute er ab und fuhr wieder heim.
Er sei »scho überrascht jetzt g’schwind«, sagte Helmut Stirm, als er die Geschenke von Bernd Haug entgegennahm. Der Bürgermeister war nicht der Einzige: Viele langjährige Kunden kamen gestern, um sich persönlich zu bedanken: Vor allem für das freundliche Interesse das Stirm ihnen stets entgegenbrachte.
Obst- und Gemüsebeete
»Er hat mich immer mit einem Lächeln bedient«, sagte Terry Böhme, die von den aromatischen Karotten im Sortiment schwärmte. »Er war die erste Anlaufstelle für uns, als wir vor 18 Jahren hier in den Ort zogen«, sagten Joanna und Frank Naske, die Stirm einmal auf dessen Obstplantage in Rielinghausen, einem Ortsteil von Marbach am Neckar, besuchten.
Dort möchte Michael Scharf in nächster Zeit immer mal wieder hinfahren, denn nur dort bekommt er den Saft, den er liebt: »Auf ihren Apfelsaft tät ich nie verzichten.« Dass der Obstladen am Freitag das letzte Mal überhaupt in Kirchentellinsfurt aufgebaut wurde, »zupfert mi gewaltig«, gestand Scharf.
Der heute 86-jährige Stirm wird sich künftig auf die Arbeit daheim konzentrieren. Neben den Obstbäumen und den Gemüsebeeten kümmert er sich um die Weihnachtsbäume, die man seit 53 Jahren dort kaufen kann. Und dann gibt es noch die Walnussbäume: Vor 14 Jahren schaffte sich die Familie eine Ölmühle samt Knackmaschine an, dort können sich Kunden eigenes Öl pressen lassen. Stirm hat also noch reichlich zu tun. (mac)