REUTLINGEN. Alfredo Leocata hat als Gastronom schon viel erlebt. In seinem ehemaligen Restaurant »En Ville« hat er einmal Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bedient, der damals noch Außenminister war, erzählt Leocata stolz. Das ist nun schon viele Jahre her. Mittlerweile betreibt der Italiener das Lokal »Alte Mühle« in der Reutlinger Innenstadt. Als er an diesem Donnerstag zu Arbeit geht, ist er genauso aufgeregt, wie damals, als der SPD-Politiker sein Gast war. Nicht etwa, weil er prominente Kundschaft erwartet. Vielmehr deshalb, weil ihm heute ein siebenköpfiges Team einer TV-Produktionsfirma über die Schulter schauen wird.
Leocata ist bald in der Fernsehsendung »Mein Lokal, Dein Lokal - Der Profi kommt« zu sehen. In der Doku-Soap, die auf Kabel Eins ausgestrahlt wird, besuchen sich fünf Wirte gegenseitig in ihren Restaurants, speisen à la carte und verteilen im Anschluss Punkte. Profi-Koch Mike Süsser ist ebenfalls mit von der Partie. Das Lokal, das am Ende der Woche die höchste Punktzahl erreicht, darf sich über ein Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro sowie eine Trophäe in Form eines goldenen Tellers freuen.
Der Wettstreit findet üblicherweise unter realen Bedingungen statt. Heißt, für die Dreharbeiten macht gewöhnlich keines der Restaurants dicht. Für die Gastgeber ist das eine zusätzliche Herausforderung. Ist der Gastraum nämlich voll besetzt, ist es schwieriger, eine perfekte Performance abzuliefern. Wegen der Corona-Pandemie ist das an diesem Tag jedoch anders. »Geschlossen«, steht auf einem Schild an der Eingangstüre.
Drei Reutlinger Gastronomen dabei
Im Inneren ist trotzdem alles perfekt hergerichtet. In der gläsernen Kühltheke liegen Thunfisch, Hummer und Jakobsmuscheln bereit. Die Tische sind mit weißen Tischdecken, Gläsern und Besteck feinsäuberlich eingedeckt. Doch nur einer davon ist besetzt. Eingerahmt von Kameramännern, Toningenieuren und einem überdimensionalen Scheinwerfer sitzen Leocatas Gäste: Michaela Arzt (»Schilling am Bahnhof«/Holzgerlingen), Marco Koch (Waldschenke/Schömberg), Maik Trinks (Weinstube Entaklemm'r/Riederich) und Mentor Janusi (L'Onore/Reutlingen).
Die vier Gäste sind gut gelaunt, plaudern entspannt miteinander. Den Vormittag verbringen sie damit, sich kennenzulernen, die Speisekarte zu studieren und ihre Bestellungen aufzugeben. Zwei Mitarbeiterinnen der Produktionsfirma »Good Times« stehen daneben, geben Anweisungen. Die Kameras und Mikrofone zeichnen alles auf. Manches davon mehrmals, solange, bis jede Szene perfekt im Kasten ist.
Mike Süsser zu Gast in der Alten Mühle
Für Alfredo Leocata ist es das erste Mal, dass ihn eine Fernsehteam begleitet. Trotzdem fühle er sich nicht gehemmt. »Es ist eine angenehme Erfahrung«, sagt er. Dass er an der Sendung mitmacht, hat er nicht alleine entschieden. Erst nach Rücksprache mit seinem Koch habe er zugestimmt, schließlich könne so eine Teilnahme positive oder negative Auswirkungen haben.
Wie seine Speisen bei den Gästen ankommen, wird Leocata erst am Nachmittag erfahren. Dann werden die Speisen serviert, gegessen und bewertet. »Mein Ziel ist es, dass die Leute das erleben und schmecken, was ich ihnen versprochen habe«, sagt der Italiener. Von Mike Süsser hat er schon ein Feedback bekommen. Der Drehtermin mit ihm war vergangene Woche. Der Profi-Koch bestellte Seeteufel in pikanter Brokkolicreme und Flan von Spinat. Wie es ihm geschmeckt hat, darf allerdings noch nicht verraten werden.
Die laufende Staffel ist bereits die 16. Mehrfach wurde in der Vergangenheit schon in der Region Neckar-Alb gedreht. Zuletzt im Jahr 2019 während der Wochenserie »Schwäbische Alb«. Mit dabei waren damals das Gentile in Reutlingen, S’Bahnhöfle in Ammerbuch, Zum Kesselhaus in Burladingen, American Diner – Cupcake Store in Metzingen und Belsers Restaurant in Nürtingen. Die Nase vorn hatte am Ende das italienische Restaurant Gentile und Inhaber Rosario Gentile.
Ursprünglich Tübinger Miniserie geplant
Im Jahr 2017 gab es bei »Mein Lokal, dein Lokal« auch eine Wochenserie aus dem Landkreis Tübingen. Zu sehen waren das Kompf in Jettenburg, das Tatami in Derendingen sowie die Tübinger Lokale Japengo, Lichtenstein und der spätere Sieger Meze Akademie. Eigentlich war die Produktionsfirma zunächst wieder auf der Suche nach Tübinger Restaurants, wie ein Sprecher dem GEA noch im September mitteilte. Kurzfristig sei es jetzt aber eine Reutlingen plus Umgebung-Runde geworden. Wer den Wettstreit gewinnt, sehen die Zuschauer Anfang 2022. (GEA)