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Aktuell Bürgerbeteiligung

Regionalverband stellt Suchraumkarten für Windenergie und Solaranlagen vor

Die weißen Flecken sind die Suchräume für Windkraftanlagen. Die grauen Flächen sind aufgrund der Besiedlung, der Infrastruktur u
Die weißen Flecken sind die Suchräume für Windkraftanlagen. Die grauen Flächen sind aufgrund der Besiedlung, der Infrastruktur und des Naturschutzes ausgeschlossen, blaue Flächen werden aufgrund des Artenschutzes vorerst nicht berücksichtigt. Mit einem roten Stern markiert sind bedeutsame Kulturdenkmäler wie das Schloss Lichtenstein. Foto: REGIONALVERBAND
Die weißen Flecken sind die Suchräume für Windkraftanlagen. Die grauen Flächen sind aufgrund der Besiedlung, der Infrastruktur und des Naturschutzes ausgeschlossen, blaue Flächen werden aufgrund des Artenschutzes vorerst nicht berücksichtigt. Mit einem roten Stern markiert sind bedeutsame Kulturdenkmäler wie das Schloss Lichtenstein.
Foto: REGIONALVERBAND

KREIS REUTLINGEN. Sorgen und Begeisterung liegen beim Thema Windkraft nah beieinander. Während sich die einen fragen, wann endlich die Windräder kommen, befürchten andere, von den Anlagen umzingelt zu werden. Rund 200 Menschen ließen sich in der Dußlinger Kulturhalle vom Regionalverband erklären, was es mit den Suchraumkarten für Wind- und Solarenergie auf sich hat. Online waren weitere 150 Menschen dazugeschaltet.

- Gesetzliche Vorgaben

1,8 Prozent der Fläche müssen in Baden-Württemberg künftig für Windenergie vorgesehen sein, weitere 0,2 Prozent für die Freiflächen-Fotovoltaik. Auch der zeitliche Rahmen steht fest: Bis September 2025 müssen Vorranggebiete festgelegt sein, sonst geben die Kommunen das Verfahren aus der Hand. Sind die Gebiete als Satzung beschlossen, dann können nur noch dort Anlagen gebaut werden. Das ganze Verfahren möchte zumindest Dußlingens Bürgermeister Thomas Hölsch möglichst transparent, einvernehmlich und ohne Bürgerentscheide gestalten. Am Dienstagabend bekam er dafür Unmutsäußerungen, aber auch Beifall aus dem Publikum.

INTERAKTIVE KARTE

Wer sich zu den Suchraumkarten äußern möchte, tut das am besten über interaktive Karten, die der Regionalverband freigeschaltet hat. Bis 22. Mai gibt es die Möglichkeit, sich zu jedem einzelnen Gebiet zu äußern. (iwa) www.suchraumkarte-wind.de

- Suchraumkarten

Die Karten zeigen Spielräume, noch keine konkreten Flächen. Das wurden Dirk Seidemann und Lena Dölker vom Regionalverband nicht müde zu betonen. Entstanden sind sie in einem Ausschlussverfahren: Siedlungsflächen, Infrastruktur wie Straßen, Hochspannungsleitungen, Flugplätze und Naturschutzgebiete wurden auf die Karte der Region gelegt. Das, was dabei übrig bleibt, sind die potenziellen Flächen für Wind und Solar, die nun weiter überprüft werden müssen. Nimmt man das Windpotenzial noch dazu, so ist klar, dass zahlreiche Gemeinden auf der mittleren Alb davon betroffen sind. Die Überlastung der Landschaft werde auf jeden Fall mitgedacht, betonte Seidemann. Man habe mit allen 66 Kommunen des Regionalverbandes gesprochen. Manche von ihnen, so wie Hohenstein, haben sich schon selbst Ziele gesteckt. Auch die Stadt Reutlingen wolle die Spielräume nutzen.

- Öffentliche Beteiligung

Der Abend am Dienstag war für den Regionalverband der Startschuss für eine große öffentliche Beteiligung. Jeder kann sich nun zu den Karten äußern. »Wir hoffen auf Hinweise, die wir noch nicht berücksichtigt haben«, so Seidemann. Alles werde gesichtet und aufgearbeitet werden, versprach der Verbandsdirektor des Regionalverbands. Dazu gibt es nun eine interaktive Karte, in der jeder seine Anmerkungen eintragen kann. Aber auch postalisch oder per E-Mail gibt es die Möglichkeit, Stellung zu beziehen. Ziel sei eine möglichst hohe Akzeptanz in den Gemeinden, fügte Hölsch hinzu. Der soziale Frieden solle auf jeden Fall gewahrt bleiben. Er lenkte das Augenmerk auch auf die Vorteile für die Kommunen. Schließlich seien die Anlagen aufgrund von Pachteinnahmen, Gewerbesteuer und EEG-Umlagen durchaus auch wirtschaftlich interessant.

- Wie geht es weiter?

Was jetzt noch große weiße Flächen auf der Karte sind, wird sich im weiteren Verfahren immer mehr verkleinern. Im nächsten Verfahrensschritt sollen die Flächen für Windenergie und Freiflächensolaranlagen konkret abgegrenzt werden. Dazu gehen nun die Karten in die einzelnen Gemeinden. Bis Ende des Jahres ist dafür Zeit. Im Dezember muss der Entwurf fertig sein. Danach folgt die formelle öffentliche Anhörung. Wenn der Beschluss über die Vorranggebiete im September 2025 gefallen ist, dann ist klar, wo künftig Windkraft- und Solaranlagen entstehen können. Außerhalb der von Gemeinden und Regionalverband festgelegten Flächen ist es dann nicht mehr möglich. Möglichst schnell sollen dann die Anlagen gebaut werden können. Dafür will das Land die Dauer der Genehmigungsverfahren von bisher fünf bis sechs Jahren halbieren.

- Reaktionen

»Mir wird angst und bang, wenn ich solche Flächen sehe.« Vor allem am Infostand zum Landkreis Reutlingen mehrten sich am Dienstagabend die kritischen Stimmen. Eine Besucherin sprach von der »größten Umweltzerstörung Deutschlands«, eine andere befürchtete, dass künftig auf der Alb »auf jedem Quadratmeter ein Windrad« stehen werde. Lena Dölker versuchte, die Bedenken zu zerstreuen. »Eine komplette Umzingelung von Windrädern wird es nicht geben«, versprach die Mitarbeiterin des Regionalverbandes. Auch eine Überlastung der Landschaft wolle man vermeiden, sagte Dölker.

Weniger kritisch ging es an den anderen Themenständen am Abend zu. Dort, wo über die gesetzlichen Rahmenbedingungen informiert wurde, war die häufigste Frage: »Wann kommen endlich die Windräder?« (GEA)