Genau genommen reist aber nur Renate Gauger nach Béma. Ihr Lebensgefährte Boukary Barry wird sie nur bis Ghana begleiten. Im Grenzgebiet zu Burkina Faso wird sich der 39-Jährige mit seinen beiden Kindern, Onkels und Brüdern treffen. Ins Land selbst zu reisen, wagt der studierte Buchhalter, der demnächst eine Ausbildung als Altenpfleger beginnt, nicht. Er flüchtete vor sechs Jahren, weil er in Burkina Faso politisch verfolgt wurde, und lebt als Asylberechtigter in Deutschland.
Geld für Bänke und Pulte
»Songtaaba« heißt in der Landessprache Mooré »zusammen helfen«. Boukary Barry hilft schon lange. Als er 2004 nach Deutschland kam, unterstützte er seine beiden Kinder, die in Burkina Faso zurückgeblieben waren, sowie drei Patenkinder. Letztes Jahr, als er seinen Job verlor und kaum noch Geld hatte, brachte ihn Peter Gerecke, der in Kirchentellinsfurt im gleichen Haus wohnt, auf eine Idee: »Wir gründen einen Verein.«Das war im November. Barry war zunächst skeptisch, ließ sich aber überzeugen. Nach knapp einem Jahr hat der Verein nun 52 Mitglieder, die inzwischen 13 Patenkinder regelmäßig unterstützen.
Außerdem haben sie dafür gesorgt, dass im ehemaligen Heimatort von Barry die Schule renoviert wird. Songtaaba sammelte Geld für 60 Schulbänke und sechs Lehrerpulte. Joel Balma, der eine Zweigstelle in Ougadougou aufgebaut hat, kümmerte sich um die Arbeiten.
Die Jungen und Mädchen erhalten aber auch Hefte und Schulbücher. »Songtaaba« hat viele Lernmittel gekauft im letzten Jahr. Das Ergebnis: »Von 55 Schülern haben nach 52 den Grundschulabschluss bestanden«, sagt Barry. Zu seiner Zeit schafften es vielleicht fünf.
»Stifte stiften«
Seit Kurzem gehen auch Buntstifte und Kugelschreiber nach Burkina Faso. Der Hintergedanke: Mit dem Geld, das ein Stift kostet, kann ein Kind dort den ganzen Tag essen. Deshalb: »Stifte stiften.«Auf die Idee gebracht hat sie Armin Anwander von der Stiftung 1-2-3- Kinderfonds aus München. Seine Idee fiel auf fruchtbaren Boden. Schulen in Kirchentellinsfurt, Kusterdingen und Rottenburg lieferten Kartons voller Buntstifte an. 50 Kilo Stifte sind schon zusammengekommen. Im Rottenburger St. Meinrad-Gymnasium übernahm eine künftige zehnte Klasse eine Patenschaft zu einer ganzen Schulklasse.
Mittlerweile hat der Verein weiter reichende Pläne. »Wir brauche einen Krankenwagen«, sagt Barry. Und eine Krankenstation. Die 52 Dörfer rund um Béma haben weder Gesundheitszentrum noch Krankenhaus. Kranke werden mit dem Eselwagen transportiert. Das ist einer der Gründe, dass immer wieder Mütter bei der Geburt sterben. (GEA)