OFTERDINGEN. Die Wände sind mit Graffiti beschmiert, zum Dach regnet es hinein und standsicher ist das Gebäude ohnehin nicht mehr: Seit Jahren ist das Ofterdinger Schützenhäusle im Verfall. Das Gelände ist mit einem Gitterzaun abgesperrt. Am Dienstag entschied der Gemeinderat in seiner Sitzung, dass die Tage des Schützenhäusles gezählt sind: Abbruch.
Die Pläne dazu kursieren offenbar bereits im Dorf und befeuern eine emotionale Debatte. Bereits in der Bürgerfragestunde regte sich Protest von Einwohnern. Gerade die ältere Generation hängt am Schützenhäusle. Es liegt zwischen dem Ortsrand in Richtung Rottenburg und dem Waldkindergarten an einem asphaltierten Weg. »Es kann ja wohl nicht sein, dass von dem Gebäude nur ein Mäuerle erhalten bleibt«, sagte ein Einwohner. Doch darauf wird es hinauslaufen. Bevor der Zaun stand, trafen sich dort Jugendliche. Sie feierten, sorgten immer wieder für Chaos. Soll das baufällige Häuschen möglicherweise deshalb weg?
Tafel zur Erinnerung
Ein Erhalt ist laut Baurechtsamt und Unterer Naturschutzbehörde nicht möglich, erklärte Bürgermeister Joseph Reichert. Und das, obwohl sich Ehrenamtliche bereit erklärt hatten, bei der Sanierung zu helfen. Architekt Hans-Otto Möck, der ebenfalls im Gemeinderat sitzt, hat sich alles genau angesehen. »Das ist ein undankbares Thema«, sagte Möck. Bereits vor eineinhalb Jahren sei alles aus statischen Gründen abgesperrt worden. Eine Sanierung sei nicht möglich. »Nach einem Abriss genehmigen die Behörden dort keinen Neubau mehr«, sagte Möck. Denn heute habe das Schützenhäusle eigentlich keinen Nutzen mehr. Früher diente es den Bauern als Unterstand, wenn Unwetter aufzogen und es wurde vom Feldschütz genutzt – daher auch der Name. »Wenn mehr als ein Drittel der Substanz saniert wird, gilt das als Neubau«, sagte Möck. »Das Haus kann nicht erhalten werden und muss deshalb ganz weg.«
Als Kompromisslösung sollen nach dem Abbruch der Grundriss und einige Zentimeter der Mauer erhalten bleiben. Mit Holzdielen belegt sollen daraus Sitzbänke werden. »So können Kindergärten, Schulen und Spaziergänger dort immer noch Rast machen, wenn sie unterwegs sind«, sagte Möck. An einer etwas höheren Restmauer soll eine Tafel zur Erinnerung an das Schützenhäusle angebracht werden. Ob ein Dach errichtet werden könne, sei strittig.
»Es ist schade, dass dieses historische Gebäude verschwindet«, sagte Gemeinderat Kai Spresny (FWV). Momentan sei es allerdings nicht nutzbar. »Ich finde die Idee gut und im Vergleich zum bisherigen Zustand gewinnen wir sogar.« Dem pflichtete sein Fraktionskollege Peter Müller bei: »Das Schützenhäusle hat nur noch historischen Charakter. Der Schutzzweck ist nicht mehr gegeben.« Es sei gut, dass der Grundriss erhalten bleibe. »Das Haus war jahrelang im Dornröschenschlaf und ist zusammengefallen«, sagte Martin Schmid (ebenfalls FWV). »Ich hätte das Gebäude gerne erhalten. Für mich gehört es zum Baumfeld«, sagte Nico Belser (SPD).
Er könne nicht verstehen, weshalb die Behörden so »starrsinnig« seien. »Aber das ist nun einmal nicht zu ändern.« Belser regte an, einen schattenspendenden Baum zu pflanzen und den ganzen Platz »aufzuhübschen«. »Man könnte aus den Dachplatten ein Insektenhotel bauen«, schlug sein Fraktionskollege Hartmut Blaich vor. »Das Schützenhäusle ist uns entglitten«, sagte Martin Lutz (CDU/UWV). Jahrelang habe sich niemand darum gekümmert. Nun könne es nicht mehr repariert werden.
»Noch eine Stelle zum Rasten dort einzurichten, ist das Beste, was wir aus der Situation machen können«, sagte Lutz. Freiwillig Engagierte seien sicher weiterhin bereit, dabei mitzuhelfen. Er forderte von der Gemeinde, dass das Projekt »zeitnah« umgesetzt wird: »Ich möchte nicht, dass nochmal ein Sommer vergeht.« Bürgermeister Reichert sicherte zu, bald einen Termin dazu anzusetzen. (GEA)