OFTERDINGEN. »Wir sind deutlich besser durch das Jahr gekommen als gedacht.« Kämmerer Michael Henne hat im Ofterdinger Rathaus Grund zur Zufriedenheit. Der Abschluss des Jahres 2022 sieht viel positiver aus als die Prognose im Haushaltsplan. Statt eines Minus steht da im ordentlichen Ergebnis ein Plus. Die Differenz beträgt fast 1,3 Millionen Euro. Kalkuliert hatte man mit einem Fehlbetrag von rund 740.000 Euro. Da sticht nun ein Plus von 550.000 Euro ins Auge.
Alle Unterlagen für das Hauhaltsjahr sind inzwischen komplett. Bürgermeister Joseph Reichert hatte gedrängt, den Abschluss noch in der letzten Sitzung seiner Amtszeit im Gemeinderat zu behandeln. Wer verkündet nicht gerne positive Nachrichten zu seinem Abschied.
Ukraine und Energiekrise als schlechte Vorzeichen
Henne erinnerte daran, dass die Vorzeichen 2022 plötzlich alles andere als günstig standen. Der russische Angriff auf die Ukraine, die Energiekrise und die Inflation – nicht davon war vorherzusehen gewesen, als man den Haushalt im Jahr davor aufgestellt hatte. Auf einen deutlichen Aufhol-Effekt nach Corona hatte man hoffen dürfen. Der ist offensichtlich auch eingetreten.
Einen hohen Anteil am besseren Ertrag hatte die Gewerbesteuer. 2,47 Millionen Euro markierten einen neuen Höchststand. Henne durfte gleich anmerken, dass sich dieser erfreuliche Trend im Jahr darauf fortsetzte. Kalkuliert hatte der Kämmerer vorsichtig mit 1,9 Millionen.
Weniger Grundstücksverkäufe
Ziemlich stabil blieb der Anteil der Gemeinde an der Einkommenssteuer (fast 3,2 Millionen Euro). Und auch die Einnahmen durch die Grundsteuern (768.000 Euro) blieben in dem zuvor angenommenen Rahmen.
Steuern und Abgaben zu 51 Prozent und Zuweisungen und Zuschüsse mit 34 Prozent machen den Löwenanteil der ordentlichen Erträge aus. Bei den Ausgaben ist der größte Posten der fürs Personal und gleich dahinter das, was als Transferaufwendungen zusammengefasst wird (Sozialleistungen, Zuweisungen und Zuschüsse, Schuldendiensthilfen und allgemeine Umlagen). Bei Letzterem steckt auch die Kreisumlage drin. Bemerkbar macht sich, dass die Gemeinde in dem Jahr nicht so viele Grundstücksverkäufe tätigen konnte wie sie vorgehabt hatte.
Warten auf Genehmigung
Zu einer Bilanz gehört nach dem Haushaltsrecht das Sachvermögen. Bebaute und unbebaute Grundstücke machen in Ofterdingen zusammen 27 Millionen Euro aus. Nimmt man geleistete Anzahlungen und Anlagen dazu, die sich 2022 im Bau befanden (2,9 Millionen Euro) sowie Maschinen, technische Anlagen, Fahrzeuge, die Ausstattung für den gesamten Betrieb und einiges mehr, kommt man am Ende auf fast 43 Millionen Euro. Das Finanzvermögen belief sich am Ende auf 2,1 Millionen.
Doch der Kämmerer bot nicht nur einen Rückblick, sondern ließ sich von den Räten auch das weitere Vorgehen in allernächster Zeit absegnen. Der im April vom Gemeinderat beschlossene Haushalt ist noch nicht vom Landratsamt genehmigt. Henne bereitet unterdessen die beabsichtigte Kreditaufnahme vor und beobachtet den Markt, um möglichst gute Konditionen für Darlehen zu finden und dann gleich Nägel mit Köpfen zu machen. Das fand einstimmige Billigung.
Der scheidende Bürgermeister hat schon Signale aus dem Landratsamt vernommen. Demnach gibt’s keine Beanstandungen. Die Genehmigung müsste demnächst erteilt werden. Dass Reichert mit seinem Berufsleben gedanklich noch keineswegs abgeschlossen hat, war in diesem Augenblick überdeutlich. Sein dringender Wunsch an seine Mitarbeiter: »Geben Sie mir bitte sofort Bescheid, wenn es so weit ist.« (GEA)