Logo
Aktuell Wahl

Ofterdinger Bürgermeisterkandidaten: Von Tempo 30 bis zu Schulcontainern

Sechs Kandidaten für das Bürgermeisteramt in Ofterdingen stellten ihre Positionen und Programme in der Burghofhalle vor.

Sie wollen Rathauschef werden: Desiree Sallwey (links), Simon Wagner, Jan Bartholomä, Thomas Michael Wiech, Anette Buess und Wol
Sie wollen Rathauschef werden: Desiree Sallwey (links), Simon Wagner, Jan Bartholomä, Thomas Michael Wiech, Anette Buess und Wolfgang Hirschfeld. Foto: Nadine Nowara
Sie wollen Rathauschef werden: Desiree Sallwey (links), Simon Wagner, Jan Bartholomä, Thomas Michael Wiech, Anette Buess und Wolfgang Hirschfeld.
Foto: Nadine Nowara

OFTERDINGEN. Mit knapp 1.000 Menschen gnadenlos überfüllt, war am Montagabend die Burghofhalle. Sechs Kandidaten stellten sich zur Wahl für den Bürgermeisterposten. Zehn Minuten Redezeit bekam jeder der Kandidaten. Die anderen warteten währenddessen hinter den Kulissen. Zehn Minuten durften die Ofterdinger jeweils Fragen stellen. Bürgermeister Joseph Reichert führte durch den Abend. Er gibt nach 27 Jahren das Amt ab. Gewählt wird am Sonntag, 3. März.

Die Verwaltungsbeamtin Anette Buess war lange Zeit die einzige Bewerberin. Die 45-Jährige möchte mit ihrem Fachwissen punkten. »Ich mache keine utopischen Versprechen, sondern habe im Auge, was in einer Verwaltung machbar ist«, sagte sie. Unter anderem hat sie im Ammerbucher Rathaus gearbeitet und ist derzeit in der Verwaltung des Regionalverbands tätig.

Von Mobilität, über mietpreisgebundene Wohnungen, über Energiewende bis zu Jugend und Senioren – Buess brachte zu vielen Punkten ihre Ideen vor. »Die Container an der Schule sind eine Zumutung«, sagte sie. Die erste Frage aus dem Publikum: »Ich habe gehört, sie wollen nur zwei Tage im Rathaus arbeiten und den Rest im Home-Office.« Diese »Fake News« wies Buess vehement zurück. Eine weitere Äußerung aus dem Publikum, mit der die Verwaltungsbeamtin konfrontiert wurde: »Ich habe Bedenken, dass sie mit ihrem Wissen, den Laden durcheinanderbringen.« Buess sieht das jedoch als Vorteil. »Ich weiß, wie die Verwaltung tickt.« Skepsis äußerte ein weiterer Bürger in Bezug darauf, dass Buess mit dem Kreisbrandmeister verheiratet ist. Buess: »Ich trenne privat und dienstlich. Außerdem wird mein Mann ab April nicht mehr im Amt sein.«

Mehr Tempo 30-Zonen?

Jan Bartholomä betrat als nächster das Rednerpodest. Der 53-jährige Finanzbuchhalter lebt seit mehr als 20 Jahren in Ofterdingen und möchte unter anderem den Posten eines Vereinsbeauftragten schaffen. Das Thema Streuobst liegt ihm am Herzen. Das Ofterdinger Schneckenpflaster würde er gerne touristisch nutzen. Bartholomä möchte mehr 30-er Zonen, um den Straßenlärm zu reduzieren. Dafür erntete er Buh-Rufe. Darüber hinaus macht er sich für einen Radschnellweg Richtung Bodelshausen stark.

Wolfgang Hirschfeld ist selbstständiger Betriebswirt und hat viele Jahre in Unternehmen, unter anderem in Finanz- und Rechtsabteilungen gearbeitet. Ofterdingen möchte er zu einem »attraktiven Wirtschaftsstandort« machen: »Ich wünsche mir, dass sich jeder als Teil des Ganzen fühlt«, sagte er. Für mehr Austausch in Ofterdingen schlägt er ein Dorfgemeinschaftshaus vor.

Simon Wagner, Lehrer am Kusterdinger Blaulach-Gymnasium, ist mit seinen 36 Jahren der jüngste Kandidat. »Ich habe Mathe und Physik studiert. Ich kann analytisch denken und mich schnell in Themen einarbeiten.« Mit dem Thema erneuerbare Energien habe er sich intensiv auseinandergesetzt. In Puncto Öffentlicher Personennahverkehr schlägt er abends Kleinbusse vor. Außerdem tritt er für intelligente nächtliche Straßenbeleuchtung ein. In seiner Freizeit leitet er seit vielen Jahren den Jugendgottesdienst.

Leidenschaft für große Themen

Thomas Michael Wiech hatte ein Steuerrad mitgebracht. »Ich werfe keine Wahlversprechen in den Raum. Ich lasse mich auch nicht verbiegen«, machte der 43-Jährige klar. »Ich bin offen für Wünsche«, sagte er. »Ich habe eine große Leidenschaft für schwierige Themen.«

Wiech ist Ofterdinger seit seinem ersten Lebensjahr. Seit 22 Jahren ist er Vorsitzender der Narrenzunft. Auch er möchte mit seinem beruflichen Background Punkte sammeln. »Als Speditionskaufmann, der EU weit tätig ist, kann ich es mir in Verhandlungen nicht leisten, Fehler zu machen«, sagte er. Einige konkrete Ideen, welche er als Bürgermeister angehen würde, hatte er mitgebracht: »Ich bin für ein Mitfahrbänkle am Ortseingang. Mit einer Spendenaktion könnte man das auch kostenneutral halten.« Neben dem Weg nach Bodelshausen würde er eine Fahrradspur vorschlagen.

Desiree Sallwey möchte nahbar sein. Die 48-jährige pädagogische Fachkraft hat das Motto: »jeden Ort besser zu verlassen, als ich ihn vorgefunden habe.« Seit fünf Jahren sitzt die SPD-Ortsvereinsvorsitzende im Ofterdinger Gemeinderat. »Ich möchte Strukturen durchschauen«, sagte sie. Bürgerbeteiligung möchte sie insbesondere dort einsetzen, wo man etwas schnell umsetzen könne, etwa bei der Begrünung der Bushaltestelle in der Steinlachstraße. (GEA)