OFTERDINGEN. Altgediente Gemeinderäte lassen sich nicht mehr aufstellen. Das kommt überall vor. Aber dass ein Gremium gleich drei Mitglieder verliert, die sogar drei Jahrzehnte aktiv waren, gibt’s nicht oft. In Ofterdingen müssen alle drei Listen ohne ihre Erfahrensten auskommen.
Birgit Walter (CDU/UWV) hat ihren Abschied Ende 2022 vorgezogen. Nach 33 Jahren im Ofterdinger Gemeinderat entschied die Fraktionsvorsitzende, dass es besser wäre, ihrem Nachrücker Jürgen Armbruster die Möglichkeit zu geben, in der verbleibenden Zeit der Wahlperiode erste Erfahrungen zu sammeln. Mit Ruth Blaum (SPD) und Martin Schmid (FWV) treten zwei weitere sehr erfahrene Kräfte nicht mehr an. Beide waren 30 Jahre dabei und haben seit 1994 alle wichtigen Entscheidungen mitbestimmt.
Ziemlich einzigartig: Alle drei waren zuletzt auch Stellvertreter des Bürgermeisters. Rathauschef Joseph Reichert nimmt im Übrigen ebenfalls Abschied und übergibt sein Amt an Simon Wagner, allerdings noch einige Tage vor der Kommunalwahl. Im Gegensatz zu den langgedienten Gemeinderäten hätte Reichert wohl noch weiter gemacht, wenn das Alterslimit für Bürgermeister etwas früher aufgehoben worden wäre.
SPD: Gleich vier hören auf. Aber Bürgermeister-Kandidatin Sallwey tritt wieder an
Die SPD muss nun nicht nur auf Ruth Blaum verzichten. Auch Hartmut Blaich, Ute Heß und Nico Belser finden: Jetzt müssen andere ran. Die beiden Ersteren sind über den Ort hinaus bekannt. Der Polizist war auch Vorsitzender des TSV. Heß hat sich nicht nur im Freundeskreis der Burghofschule engagiert. Sie ist auch immer noch Vorsitzende des Landesverbands der Schulfördervereine Baden-Württemberg, dem 1.600 Vereine im ganzen Bundesland beigetreten sind.
Einzige Verbleibende aus der SPD-Fraktion ist Desiree Sallwey. Die pädagogische Fachkraft kennt im Ort ebenfalls jeder, der sich auch nur ein bisschen für Politik interessiert. Sallwey hat es bei der Bürgermeisterwahl ins entscheidende Duell gegen Simon Wagner geschafft und holte da knapp ein Drittel der Stimmen. Nico Belser, der nicht mehr antritt, hatte beim vorigen Mal im Gemeinderat noch 500 Stimmen mehr als seine Kollegin. Doch inzwischen hat sich der Bekanntheitsgrad Sallweys verändert.
Die FWV holte die meisten Stimmen. Und setzt auf Alphabet statt Rangfolge
Die FWV hatte 2019 zum wiederholten Mal die meisten Stimmen geholt, obwohl sie auf ihren Fraktionsvorsitzenden Jürgen Adam (fünf Perioden im Gemeinderat) sowie Udo Dietter verzichten musste. Beide waren bis dahin verlässliche Stimmensammler gewesen. Martin Schmid sprang in die Bresche und wurde Ofterdinger Stimmenkönig noch vor Ruth Blaum von der SPD.
Martin Schmid und Frank Egerter haben sich nicht wieder aufstellen lassen. Hans-Otto Möck, Kai Spresny und Peter Müller hingegen sind bereit weiterzumachen. Und wie in der Vergangenheit haben die FWV-Leute keine Liste mit einer Rangfolge von eins bis 14 gezimmert, sondern führen ihre Kandidaten in streng alphabetischer Ordnung auf.
CDU/UWV: Drei machen weiter. Aber der halbe Gemeinderat wird ausgetauscht
Die Listengemeinschaft der CDU/UWV hatte beim vorigen Mal mit vier Sitzen einen weniger errungen als FWV und SPD. Auf dem Stimmzettel finden sich 14 Namen »vom jungdynamischen 16-jährigen Schüler (Lars Jakob) bis zum lebenserfahrenen Rentner« (Wolfgang Binder). Martin Lutz, der beim Stimmensammeln am erfolgreichsten war, führt die Liste diesmal an und möchte seine sechste Periode anhängen. Der Landwirt ist auch Vorsitzender der Fraktion. Stephan Fischer und Jürgen Armbruster haben sich wieder zur Wahl gestellt, Matthias Lutz (nicht verwandt und nicht verschwägert mit Martin Lutz) scheidet aus. Auf den ersten vier Plätzen wechseln sich CDU und UWV ab.
Damit steht auch fest, dass es nach der Wahl am 5. Juni mindestens sieben neue Gesichter am Ratstisch geben wird. 2019 war es nur drei. Diesmal wird auf jeden Fall mindestens der halbe Gemeinderat ausgetauscht. (GEA)