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Aktuell Sanierung

Neues Quartier für Mauersegler

GOMARINGEN. Für die evangelische Kirchengemeinde ist die Sanierung von Turm und Kirche ein ziemlicher Brocken. Kosten von mehr als 400 000 Euro: Dafür werden Spenden gesammelt, und auch die bürgerliche Gemeinde gewährt einen Zuschuss von 60 000 Euro (wir berichteten). Für die Vogelwelt hat sich die Sanierung schon gelohnt: Die bisherigen Turmbewohner haben ein schmuckes Heim bekommen, und außerdem könnten schon im nächsten Jahr zusätzliche Mieter einziehen: Bei der Ausführung hat man rechtzeitig an Turmfalken und Mauersegler gedacht.

»Die Kirchengemeinde war sehr entgegenkommend. Das war ganz unproblematisch«, sagt Harald Mohr vom Naturschutzbund Härten. Der Nabu hat sich die Sache bei einer Begehung angeschaut und ist mit seinen Vorschlägen auf offene Ohren gestoßen.

Der bisherige Nistkasten des Turmfalken-Paares war ziemlich marode. Dass der erneuert werden sollte, darüber gab’s keine großen Diskussionen. Erst wurde überlegt, ihn nach innen zu verlegen, doch außen auf dem Mauervorsprung erwies sich als günstiger.

Mohr lobt, wie rücksichtsvoll Bauherren und Handwerker vorgegangen sind. Die Turmfalken konnten ihr Nest sogar während der Bauphase im Sommer nutzen und ungestört ein- und ausfliegen. An der entscheidenden Stelle hatte man das Netz weggelassen. Außerdem hat man darauf geachtet, dass nicht ständig jemand nahe dran vorbeikommt. Das Falkenpärchen durfte seine drei Jungen großziehen. Der Nabu-Fachmann hatte sowieso den Eindruck gewonnen, dass die Turm-Bewohner nicht furchtbar scheu sind. »Die haben sich schon ein bisschen an die Menschen gewöhnt.« Und sie suchen wohl auch, nachdem die Jungen ausgeflogen sind, immer wieder im Turm Schutz.

Neu sind dagegen die Nistkästen für die Mauersegler. An jeder Turmseite sind zwei angebracht worden. Nur an der Westseite hat man darauf verzichtet. Weil von dort Wind und Nässe kommen, ist diese Lage bei den infrage kommenden Mietern weniger beliebt.

Mauersegler sind in der Gegend nicht besonders häufig. In der Tübinger Südstadt hat’s nach verstärkten Aktivitäten des Nabu größere Populationen. Dort ist das »criii-criii« zwischen Mai und August oft zu hören, vor allem wenn die schnellen Vögel morgens und abends im Pulk um die Ecken schwirren. Als Spalten- und Nischenbrüter haben sie das Problem, dass viele der alten, großen Häuser isoliert und saniert wurden.

Der Nabu hilft mit Nistkästen und Informationen. Im Gegensatz zu Schwalben sind Mauersegler äußerst diskret. Sie machen keinen Dreck, sondern tragen ihn sogar weg, um mögliche Feinde nicht aufs Nest aufmerksam zu machen. Mohr weiß: So ein Mauersegler ist fast dauernd in der Luft unterwegs: »Der legt im Jahr 190 000 Kilometer zurück und frisst Mücken, Wespen und Käfer.«

In Gomaringen gibt’s bisher nicht mal ein Dutzend von ihnen. Ein Paar hat einen Nistkasten am Schloss bezogen. Wie Mohr berichtet, wurden jetzt auch am Naturana-Gebäude Nistkästen aufgehängt. Und die sechs am Kirchenturm sind ebenfalls bezugsfertig. Allerdings dauert’s meist zwei Jahre, bis die Vögel dann tatsächlich drin nisten. (GEA)

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