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Aktuell Falknerei

Mit Falkendame Bella zum Spaziergang auf den Härten

Der Kusterdinger Falkner Peter Ambros baut Aufzuchtstation für Greifvögel auf. Der Technischer Ausschuss hat nun über eine Voliere in seinem Garten beraten.

Falkendame Bella aus Kusterdingen is watching you.
Falkendame Bella aus Kusterdingen is watching you. Foto: Veit Müller
Falkendame Bella aus Kusterdingen is watching you.
Foto: Veit Müller

KUSTERDINGEN. Bella sitzt auf dem Handschuh von Peter Ambros. Sie inspiziert ihre Umgebung, die Felder auf den Härten, ganz genau. Die Spaziergänge durch die freie Natur sind neu für sie. Bella ist eine Ger-Lanner-Falkendame. Ein Jahr alt, aus einer Aufzuchtstation. Sie lebt jetzt bei Peter Ambros, einem ausgebildeten Falkner in Kusterdingen. Eines Tages wird sie von seinem Handschuh aufsteigen, die Härten erkunden, vielleicht eine Krähe schlagen und anschließend wird zum Handschuh von Ambros zurückkehren. Dann haben beide ihre ureigene Prüfung bestanden.

Peter Ambros hatte schon als Kind ein Interesse für Vögel entwickelt. »Wir hatten lange Wellensittiche zuhause«, erzählt er. Über die Jahre verlor sich allerdings dieses Interesse, ging im Alltag unter. »Wir hatten jahrelang kein Haustier.« Doch jetzt, Ambros ist gerade 60 Jahre alt geworden, ist die alte Passion wieder aufgetaucht. Ausschlaggebend war die Corona-Zeit, eine Zeit, in der man viel über sein Leben nachdenken konnte.

Ohne Jagdschein geht nichts

»Was treibt mich wirklich noch an?«, fragte sich Ambros. Was könnte er sich, der Maschinenbau-Ingenieur und Geschäftsführer eines Büros, das Kühlsysteme entwickelt, noch als Ziel in seinem Leben setzen? Und da kam einfach die Liebe zu den Vögeln wieder zum Vorschein.

Ambros hat inzwischen vier Jahre ehrenamtlich in einer Falknerei in Weil im Schönbuch gearbeitet. Das brachte ihn schließlich auf die Idee, selbst Falkner zu werden, um später Greifvögel artgerecht aufziehen zu können. Doch dafür braucht man einen Jagd- und einen Falknerschein, sonst darf man solche Vögel nicht halten. Ambros ist jetzt im Besitz beider Scheine.

Bella sitzt im Büro

Parallel zur Ausbildung zum Falkner engagierte sich Ambros in einer Aufzuchtstation in Albershausen im Filstal. Dort werden junge und verletzte Greifvögel wieder aufgepäppelt, mit dem Ziel, sie später wieder auszuwildern.

Vor zwei Monaten bekam er dann sein eigenes Falkenweibchen. Derzeit verbringt Bella viel Zeit im Büro von Peter Ambros. »Ich habe das Glück, dass ich in meinem Beruf viel im Home Office arbeiten kann«, berichtet der Maschinenbauingenieur. Dann sitzt Bella ihm gegenüber und gewöhnt sich an ihn und an das Haus. Bei gutem Wetter kann sie raus auf die Dachterrasse. Dort hat sie auch einen Unterstand.

Technischer Ausschuss berät über Greifvogel-Voliere im Garten

Seit Kurzem unternehmen die beiden gemeinsame Spaziergänge auf den Härten, bei denen Bella auf der behandschuhten Faust von Ambros sitzt. Doch auch das reicht bald nicht mehr aus. Ambros will in seinem Garten eine Voliere für Bella bauen.

Doch so einfach ist das in Deutschland nicht. Um eine Voliere erstellen zu können, braucht man natürlich eine Genehmigung. Und deshalb landete das Thema jetzt im Technischen Ausschuss des Gemeinderats in Kusterdingen.

Das große Ziel: der erste Freiflug

Die Voliere soll 16 Quadratmeter Grundfläche besitzen und einen Rauminhalt von 40 Kubikmeter haben, »ein offener Bau mit Holzverkleidung«. Nach einem Haltungsgutachten muss die Voliere auch mindestens 2,50 Meter hoch sein. Weil sie Voliere aber außerhalb des Baufensters und in einem Gewerbegebiet liegt, braucht es eine Befreiung. Eine Lärmbelästigung gehe von dem Falken nicht aus, versicherte Ambros dem Gremium, »das ist ja nicht wie bei Papageien«. Später will Ambros in der Voliere auch andere Greifvögel, die verletzt sind, pflegen und danach, wenn sie wieder gesund sind, auswildern.

Was ist ein Ger-Lanner-Falke?

Der Ger-Lanner-Falke ist eine Kreuzung aus zwei Falkenarten (Hybridfalke). Der Lannerfalke hat eine schlanke Gestalt und einen schmaleren Schwanz als ein Wanderfalke. Das Gefieder ist oben hellbraun und unten weiß mit schwarzen Streifen. Der Gerfalke hat breitere und nicht so spitze Flügel wie der Wanderfalke. Die Farbe des Gefieders variiert von graubraun bis grau oder fast weiß. Durch Kreuzungen der beiden Arten wird versucht, die Jagdeigenschaften zu perfektionieren und die Anfälligkeit gegenüber Krankheiten zu reduzieren. (vit)

Die Diskussion im Ausschuss war nicht lang. Einstimmig wurde Ambros die Befreiung erteilt. Jetzt kann er die Voliere fertigstellen.

Sein weiteres Ziel ist der Freiflug von Bella, dabei »wird mein Herz aufgehen«, ist er sich sicher. Bella soll, wie er sagt, später dann vornehmlich auf Krähenjagd gehen. Was aber vorher noch viel wichtiger für Ambros ist: dass Bella nach ihrem ersten Freiflug wieder zurück zu ihm auf den Handschuh kommt. (GEA)