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Mössinger Gemeinderat geht den nächsten Schritt mit Wasserstoff

Gemeinsam mit der Reutlinger Fairenergie planen die Stadtwerke Mössingen ein Blockheizkraftwerk am Freibad. Der Gemeinderat billigte dazu den Kauf eines sogenannten Elektrolyseurs. Es gab aber auch überraschende Gegenstimmen - zum Unverständnis von OB Michael Bulander.

Die Stadtwerke Mössingen wollen in die Welt des Energieträgers Wasserstoff einsteigen.
Die Stadtwerke Mössingen wollen in die Welt des Energieträgers Wasserstoff einsteigen. Foto: Foto: Alexander Limbach/adobe stock
Die Stadtwerke Mössingen wollen in die Welt des Energieträgers Wasserstoff einsteigen.
Foto: Foto: Alexander Limbach/adobe stock

MÖSSINGEN. Der Name ist etwas kryptisch: H2 Grid. Dahinter verbirgt sich der Einstieg der Stadtwerke Mössingen in die Welt des Energieträgers Wasserstoff, allerdings nicht allein, sondern in einer Kooperation mit der Fairenergie Reutlingen. Mit großer Mehrheit hat der Gemeinderat den Weg dafür freigemacht und den Kauf eines Elektrolyseurs für 340.000 Euro gebilligt. Allerdings gab es auch sechs Gegenstimmen.

Genug Strom zu haben ist gut. Zu viel Strom zu haben schafft Probleme. »Wir haben, etwa über Fotovoltaikanlagen, mittlerweile viele flexible Energieerzeuger. Wir brauchen aber auch Abnehmer in Zeiten, wenn wir zu viel grünen Strom haben«, verwies Stadtwerke-Betriebsleiter Justus Hoffmann auf Folgen für die Stabilität des Stromnetzes. Dieser Abnehmer soll künftig der Elektrolyseur sein, eine Anlage, die durch den Einsatz von Strom Wasser aufspaltet in Wasserstoff und Sauerstoff. Der Wasserstoff wird dann in ein wasserstofftaugliches Blockheizkraftwerk am Freibad geleitet und dort wieder verstromt.

Eigenanteil bei einer knappen Viertelmillion

Der Mössinger Anteil an den Kosten summiert sich auf rund 650.000 Euro. Allerdings gibt es eine Förderung von 45 Prozent, sodass sich der Eigenanteil der Stadtwerke zunächst einmal auf knapp 360.000 Euro beläuft. Durch die Kooperation mit der Fairenergie reduziert sich dieser Betrag noch einmal um rund 100.000 auf 260.000 Euro. Die jährlichen Betriebskosten von rund 20.000 Euro teilen sich die beiden Partner.

Der Elektrolyseur, dessen Anschaffung der Gemeinderat gebilligt hat, kostet 340.000 Euro und wird von der Ostermeier H2ydrogen Solutions geliefert. Er soll jährlich etwa 1.700 Kilogramm Wasserstoff mit einem Energiegehalt von gut 56.000 Kilowattstunden erzeugen. Der Hersteller, versicherte Hoffmann auf Nachfrage, garantiert 40.000 Betriebsstunden. »Das ist eine Laufzeit von etwa 14 Jahren. Ich dachte, das sei ein Experiment. Da habe ich etwas Bauchschmerzen«, gestand Dr. Eberhard Heinz (CDU). »Könnte man da nicht erst mal eine Simulation machen?« Für Justus Hoffmann ist das aber keine Option: »Wichtig ist für uns die Netzdienlichkeit. Wir müssen da selbst schalten können.«

Überraschende Gegenstimmen

Die Netzdienlichkeit war auch für Steffen Eissler ein wichtiges Argument. »Wir sind auf einem guten Weg mit dieser kleinen Anlage«, zeigte sich der Fraktionssprecher der FWV überzeugt. Auch aus anderen Fraktionen gab es Unterstützung. »Es ist der richtige Weg, diese Entwicklung weiterzugehen. Und auch die Kooperation mit der Fairenergie ist richtig«, fand Arno Valin (SPD). »Eine zukunftsträchtige Investition, mit der wir Erfahrungen sammeln«, erklärte Ulrike Hagemann (Grüne), und Kai Buckenmaier (LiSt) war überzeugt: »Wir brauchen Puffer wie diesen Elektrolyseur. Das schafft Energiesicherheit.«

Skeptisch zeigte sich dagegen Elmar Scherer (FWV): »Das Geld wäre besser angelegt in den Ausbau der Nahwärme oder die Autoflotte der Stadt. Ich werde dem Projekt nicht zustimmen.« Was eine Überraschung für OB Michael Bulander war: »Wir haben das bisher immer einstimmig beschlossen. Jetzt ist es so weit fortgeschritten, da ist der Zug abgefahren.« (GEA)