GOMARINGEN/DUßLINGEN. Die Schulerweiterung wird teuer. Derzeit ist von über 50 Millionen Euro die Rede. Für die Gemeinden wird es schwierig, das zu finanzieren. Der Gemeindeverwaltungsverband Steinlach-Wiesaz hat deshalb eine weitere gemeinsame nichtöffentlich Sitzung der Gemeinderäte von Gomaringen, Nehren und Dußlingen anberaumt hat, um das Vorgehen zu beraten. Ein großer Posten in den Planungen ist der Neubau des naturwissenschaftlichen Blocks im Karl-von-Frisch-Gymnasium. Ursprünglich ging man davon aus, dass dieser Teil des Gymnasiums erweitert werden kann. Das hat sich als Fehler erwiesen: Der Wabenbau des Schulzentrums erlaubt es aus statischen Gründen nicht mal, dass in den Wänden eine zusätzliche Türe eingebaut wird. Geschweige denn ein größeren Anbau mit Abriss einzelner Wände. Im Verwaltungsverband entschloss man sich deshalb zum Abriss und Neubau des naturwissenschaftlichen Blocks B.
Eine neue Variante kam nun in der vergangenen Sitzung auf: Die Naturwissenschaften bekommen zwar einen Neubau an anderer Stelle, der Block B könnte aber erhalten bleiben. So spare man sich zumindest die Abrisskosten, so die Überlegung aus Nehren.
Gefragt nach dieser Idee, reagieren Schulleiter Karsten Rechentin und Konrektor Matthias Friederichs skeptisch. Was passiert dann mit dem nicht abgerissenen Block B? Eine neue Nutzung ist nur schwer vorstellbar. Schließlich können die Räume nicht umgebaut werden. Außerdem müsste der Neubau dann an anderer Stelle auf dem Höhnisch entstehen. Schwer vorstellbar für die beiden Pädagogen. »Schule ist jetzt schon ganz eng getaktet«, sagt Friederichs. Die Schülerströme wären die Folge, der pünktliche Unterrichtsbeginn gefährdet.
Lehrerzimmer ist ebenfalls zu klein
Außerdem soll im Neubau ein ausreichend großes Lehrerzimmer entstehen. Das bisherige platzt aus allen Nähten. 81 Lehrkräfte unterrichten am KvG derzeit. Gebaut wurde das Zimmer für ein halb so großes Kollegium. Das Lehrerzimmer aber müsse unbedingt in unmittelbarer Nähe der Verwaltung angesiedelt sein, sagt Friedrichs. Alles andere machen im Schulalltag keinen Sinn. So zieht eine Planänderung unweigerlich an anderer Stelle neue Probleme nach sich.
Bei einer Besichtigung leuchtet auch dem Schullaien ein, weshalb der Trakt erneuert werden muss: Hell ist der Chemieübungsraum im Karl-von-Frisch-Gymnasium zwar, aber viel zu klein. Gebaut wurde er 1994 für eine Klassenteilung, die es schon seit 2004 nicht mehr gibt. 18 Schüler finden in dem 55 Quadratmeter großen Raum höchstens darin Platz. Dabei bestehen die Klassen heute aus bis zu 27 Schüler. 80 Quadratmeter sind mittlerweile für Fachräume vorgeschrieben, berichtet Rechentin. Das sei auch nötig, um einen modernen Unterricht anbieten zu können. In der Physik sieht es ganz genauso aus. Einem kleinen Hörsaal mit gestuften Bänken gleicht der Biologieraum. Nur Frontalunterricht ohne Schülerversuche sind dort möglich. Mit moderner Pädagogik hat das nichts zu tun. Lediglich zwei Räume gibt es, die ausreichend Platz für alle Schüler bieten. Entsprechend gut sind sie belegt. Mittlerweile werden die Stundenpläne um die Raumbelegung gebaut, sagt Friederichs.
Steckdosen-Säulen behindern die Sicht
Auch im Technikraum sieht es nicht viel besser aus. Steckdosen-Säulen behindern von einigen Plätzen aus die Sicht der Schüler. Nur wenig Platz ist auf den Tischen, um dort werken zu können. Lagerräume für Material gibt es nicht. Maschinen und Werkzeuge sind in Schränken an den Wänden untergebracht, die wiederum im Raum Platz wegnehmen. Eng ist es ebenfalls in den naturwissenschaftlichen Vorbereitungsräumen. Die sind so voll gestellt, dass es nur schwerfällt, sich dort zu rühren. Fluchtwege führen an den Regalen vorbei.
»Wir sind nicht ungern in den Wabenräumen«, betont Friederichs. Die Tragik ist allerdings, dass diese nicht verändert werden können. An einem Neubau führt also wohl kein Weg vorbei, sagen die zwei Lehrer. Und zwar so schnell wie möglich: »Wir können das nicht auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschieben«, betont Rechentin. Schließlich wurde das Gymnasium einst für eine zweizügige Schule gebaut. Mittlerweile besuchen 650 Schülerinnen und Schüler das KvG auf dem Höhnisch. Für das kommende Schuljahr gibt es 94 Anmeldungen. Vier Züge hat das Regierungspräsidium genehmigt. Dass sich dieser Trend umkehren wird, ist unwahrscheinlich. Im Gegenteil erwartet Rechentin mit einer Rückkehr zum G9 künftig erheblich mehr Schüler. (GEA)