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Aktuell Kommentar

Ist Boris Palmer ein Wirtschaftsförderer oder Verhinderer?

Wenn Einzelhandel und Gastronomie in der Unistadt brummen, dann steht Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer gerne als ihr Unterstützer im Rampenlicht. Doch wo viel Licht, ist auch Schatten - in Tübingen ist es ein ganz spezieller und hausgemachter Schatten, findet Ralf Rittgeroth.

Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer möchte, dass der Einzelhandel und die Gastronomie in seiner Stadt brummen.
Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer möchte, dass der Einzelhandel und die Gastronomie in seiner Stadt brummen. Foto: Jan-Philipp Strobel/dpa
Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer möchte, dass der Einzelhandel und die Gastronomie in seiner Stadt brummen.
Foto: Jan-Philipp Strobel/dpa

Spätestens seit Corona, den diversen Lockdowns und dem bundesweit einmaligen »Tübinger Modell« haben es eigentlich alle mitbekommen: Boris Palmer schien in dieser Zeit ein Retter des örtlichen Einzelhandels und der Gastronomie zu sein. Das Modell sicherte den Firmen Öffnungszeiten, als überall sonst in Deutschland »geschlossen« an den Eingangstüren stand. Dafür gab es zu Recht Lob von Einzelhändlern und Gastronomen.

Ganz anders sieht es dagegen in Tübingen für Betreiber von mobilen Imbiss-Ständen aus. Die möchte die Unistadt offensichtlich möglichst draußen halten. Nur in Ausnahmefällen, wie bei größeren Events oder Stadtfesten, dürfen sie ihre Waren anbieten.

Wie passt das zusammen? Eigentlich überhaupt nicht. Die Stadtverwaltung setzt sich dem Verdacht aus, sie wolle ganz bestimmte Geschäftsmodelle ausschließen. Sie sieht offenbar auch nicht, dass beispielsweise ein Hot-Dog-Stand oder ein Eismobil durchaus zur Attraktivitätssteigerung beitragen könnten.

Noch rätselhafter erscheint zudem die Verweigerung Palmers, überhaupt über dieses Thema reden zu wollen. »Ist nicht mein Dezernat«, lässt er ausrichten. Ein Oberbürgermeister, der ansonsten bei fast jedem Thema – gerne auch ungefragt – seinen speziellen Senf dazugibt. Etwa bei den Themen innere Sicherheit, Migration, Justiz, Polizeiarbeit oder Verkehr. Warum also nicht über Imbiss-Stände sprechen? Stellung zu beziehen – das war doch bisher eine der Eigenschaften, mit der sich Palmer bundesweit einen Namen gemacht hat.

Er setzt sich damit dem Verdacht aus, dass ihm gerade dieses Thema zu unangenehm ist, um darüber öffentlich zu sprechen. Umso verwunderlicher, da es in Tübingen zaghafte Zeichen der Veränderungen zu geben scheint. So existieren wohl Pläne, einen neuen, sogenannten Rahmenplan für die Altstadt zu erarbeiten. Der könnte die Tür sein, die sich für Veränderungen öffnet. Vielleicht sogar mit anderen, offeneren Regeln? Vielleicht findet Palmer ja bald doch wieder zu seiner bekannten Form zurück?

ralf.rittgeroth@gea.de