KREIS TÜBINGEN. Wenn der Mai sein Feiertagswetter vollends beibehält, steht einer Auszeichnung mit dem Großen Verdienstkreuz nichts im Wege. Alle, die am Vatertag unterwegs waren, dürften der höchsten Anerkennung der Bundesrepublik für Verdienste um das Gemeinwohl beipflichten. Ideale, denn nicht zu warme Wander- und Ausflugstemperaturen lockten Hunderte ins Grüne.
Wieder ein freier Tag unter der Woche. Allerdings fällt das Wissen um die Bedeutung des gestrigen Feiertags eher durchwachsen aus. Christ Himmelfahrt wird seit dem vierten Jahrhundert kirchlich gefeiert, seit neunzig Jahren ist er gesetzlicher Feiertag. Der theologische Sinn des Festes, »den endgültigen Eintritt der menschlichen Natur Jesu in die göttliche Herrlichkeit«, erschließt sich nur schwer. Statt des religiösen Festes für den »Vater im Himmel« hat sich weniger frommes für den »Vater auf Erden« etabliert. Die Wurzeln des Vatertags liegen in den mittelalterlichen Bittprozessionen für gute Ernten, im stundenlangen Laufen über die Felder. Die Stoßgebete der Bauern an den Stationen wichen nach der Reformation immer mehr den Umtrünken. Mit der Industrialisierung entstand die Tradition der Herrenpartien. Reine Männergruppen sind nur noch vereinzelt unterwegs. Auch dieses Jahr zeigte sich der Vatertag als Familienfest.
Zwischen Schönbuch und Albrand reihten sich auf 32 Kilometern sechs Raststationen wie eine Perlenkette aneinander. Sie waren, neben den üblichen Grillplätzen, Zielpunkte für motorisierte Ausflügler, Wanderer, Radfahrer und Bollerwagentrupps. Den Hocketen voraus gingen die gut besuchten Gottesdienste. Auf dem Einsiedel feierten Katholiken die Heilige Messe. Im Ehrenbachtal hielt die evangelische Kirchengemeinde Mähringen-Immenhausen die Erntebitte ab. Ökumenische Familiengottesdienste auch im Musikvereinszelt auf der Olgahöhe mit vielen Hundert Besuchern und in der Turnhalle auf dem TSV-Gelände. Dort frönten Männer ihrer Lieblingsfreizeitbeschäftigung im EM-Jahr. Nämlich das Elfmeterschießen. Mit 18 regionalen Team wie »22 Halbe sind auch 11 Meter« oder »DSC Arminia Bierbestellt«. Musik war immer dabei. Beim Nehrener Liederkranz-Hock im Doppel mit dem Musikverein und beim höchstgelegenen Fest auf dem Bolberg mit den Talheimer Musikanten. (GEA)